Ratgeber

Sieben goldene Regeln für Börseneinsteiger

Von Markus Neumann

Sieben goldene Regeln für Börseneinsteiger

Bevor Sie Ihr persönliches Anlageportfolio zusammenstellen, ist es nützlich, sich mit den wichtigsten Grundsätzen der Geldanlage vertraut zu machen. Diese Leitlinien helfen Ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und bewahren Sie vor falschen Versprechungen und unrealistischen Erwartungen.

Fast jeder kennt irgendjemanden, der sich bei der Geldanlage schon einmal eine blutige Nase geholt hat. Das Angebot klang verlockend, die Gelegenheit erschien günstig, die Chance einmalig – doch am Ende ging es schief. Damit Ihnen herbe Enttäuschungen erspart bleiben, haben wir für Sie die wichtigsten Grundregeln der Geldanlage zusammengestellt. Wenn Sie die beherzigen, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Natürlich gibt es an den Finanzmärkten ebenso wenig Garantien wie im Leben. Aber man kann seinem finanziellen Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen. Oder zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ihr persönliches Vermögensbildungs-Vorhaben nicht aus dem Ruder läuft wie so manches öffentliche Bauprojekt, das sich als Fass ohne Boden entpuppte.

Eine präzise Planung, eine konsequente Umsetzung und anschließend regelmäßige Qualitätskontrollen sind auch bei der Geldanlage ein Schlüssel zum Erfolg.
Das klingt nach Arbeit. Doch der Aufwand ist gar nicht so groß, wenn Sie bedenken, dass es um Ihre finanzielle Zukunft geht. Auch wenn Sie glauben, sich auf einen guten Anlageberater verlassen zu können: Die Entscheidungen, wohin Ihr Geld fließt, müssen letztlich Sie alleine treffen. Und dabei werden Sie besser fahren, wenn Sie sich von einigen elementaren Grundsätzen leiten lassen, deren Gültigkeit im Gegensatz zu manchen Börsenkursen auch in ferner Zukunft noch Bestand haben wird.

Wie Sie ein fast unschlagbares ETF-Portfolio zusammenstellen und managen, zeigt Honorarberater Markus Neumann in seinem neuen Buch. Darin verdichtet er aktuelle Erkenntnisse der Finanzmarktforschung und eigene exklusive Datenanalysen zu einem konsistenten Ratgeber für Anleger, die ihren Erfolg nicht dem Zufall überlassen wollen. (Gebundenes Buch 215 x 140 x 25 mm, 256 Seiten, ISBN: 978-3-94689659-3). Blick ins Buch

Regel 1: Setzen Sie sich klare Ziele!

Um eine für Sie passende Mischung von Finanzprodukten zu finden, sollten Sie sich zunächst Gedanken machen, welches Ziel Sie mit Ihrer Anlage verfolgen. Das ist von elementarer Bedeutung, denn daraus leitet sich auch der Zeitraum ab, über den Sie Ihr Kapital investieren können. Als Faustregel gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto mehr Risiken können Anleger eingehen, die ihr Kapital erhalten wollen.

Nehmen wir an, Sie hätten 300.000 Euro auf der hohen Kante. In fünf Jahren möchten Sie dieses Geld in ein Eigenheim stecken. Doch in der Zwischenzeit soll es für Sie arbeiten. Die relativ kurze Anlagedauer und die Vorgabe, dass wenigstens das Anfangskapital am Ende der Anlagedauer zur Verfügung stehen muss, stecken den Rahmen, in dem Sie sich mit Ihren Anlageentscheidungen bewegen.

Unter den skizzierten Umständen kommen fast ausschließlich sichere festverzinsliche Anlagen und ein geringer Anteil riskanterer Wertpapiere in Betracht. Letztere dürfen wegen der kurzen Anlagedauer nicht mit zu hohen Transaktionskosten verbunden sein. Zudem müssen Sie sie jederzeit verkaufen können. Diese Kriterien erfüllen beispielsweise börsengehandelte Indexfonds (ETFs), offene Immobilienfonds scheiden dagegen aus.

Lange Anlagezeiträume eröffnen mehr Möglichkeiten

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn Sie wissen, dass Sie die 300.000 Euro in den nächsten 25 Jahren nicht brauchen. Sie haben zwar noch keine konkrete Idee, was Sie dann damit machen wollen. Aber in der Zwischenzeit möchten Sie eine möglichst hohe Rendite erzielen, ohne dabei zu viel zu riskieren.

Eine lange Anlagedauer eröffnet auch vorsichtigen Anlegern mehr Möglichkeiten. Denn über solche Zeiträume war die Verlustgefahr mit riskanteren Anlagen wie Aktien sehr gering. Kein Anleger, der beispielsweise zwischen 1970 und 2020 über einen ETF in den Aktienindex MSCI World investierte und ihn 15 Jahre lang behielt, erlitt einen Verlust.

Die durchschnittlichen jährlichen Renditen, die sich über einen solchen Zeitraum erzielen ließen, schwanken aber stark. Sie sind vom Ein- und Ausstiegszeitpunkt abhängig. Im besten Fall war über 15 Jahre eine durchschnittliche Rendite von knapp 15 Prozent p. a. drin. Im schlechtesten 15-Jahreszeitraum betrug der Wertzuwachs im Schnitt nur 1,5 Prozent pro Jahr.

Schutz vor überhasteten Entscheidungen

Klar definierte Ziele und Anlagezeiträume sind aber auch wichtig, weil sie Sie vor Zweifeln schützen, die jeden Anleger spätestens dann befallen, wenn die Finanzmärkte in die nächste Krise steuern. Zwischenzeitliche Abstürze, die Banken und Fondsgesellschaften gerne euphemistisch als „Korrektur“ bezeichnen, sind untrennbar mit den Börsen verbunden, wie ihre lange Geschichte zeigt.

In solchen Phasen quält fast jeden Anleger die Frage, ob er nicht lieber verkaufen soll. Im schlechtesten Fall werden Wertpapiere auf dem Markttiefpunkt mit Verlust abgestoßen und die Erholungsphase dann aus Angst vor weiteren Rückschlägen verpasst.

Wenn Sie aber eine genaue Vorstellung von Ihrem Anlagezeitraum haben und wissen, dass Verluste auf lange Sicht unwahrscheinlich sind, können Sie ruhig bleiben und treffen keine überhasteten Fehlentscheidungen.

Prüfen Sie Ihre Risikobereitschaft

Bevor Sie anlegen, sollten Sie sich auch Gedanken über Ihre Risikobereitschaft machen. Wenn Ihnen größere Kursschwankungen schlaflose Nächte bereiten, müssen Sie möglicherweise auf riskantere Anlagen vollkommen verzichten. Bedenken Sie aber, dass Sicherheit in Zeiten extrem niedrigen Zinsen Geld kostet. Wenn die Inflationsrate und Steuern höher sind als der sichere Zins, den Sie am Markt erzielen können, wird Ihr Vermögen schleichend aufgezehrt. Ihre Kaufkraft sinkt.

Regel 2: Investieren Sie nur in Produkte, die Sie verstehen!

Was passieren kann, wenn gierige Banker in Finanzprodukte investieren, die sie selbst nicht durchschauen, hat die Finanzkrise von 2008/2009 gezeigt. Deutsche Landesbanken, die ein größeres Rad drehen wollten, mischten in Geschäften mit komplexen kreditbesicherten Wertpapieren mit, die sie nicht verstanden – und verloren Milliarden Euro, für die schließlich die Steuerzahler geradestehen mussten.

Wenn Sie sich Produkte aufschwatzen lassen, bei denen sich im Nachhinein herausstellt, dass sie mit Risiken behaftet sind, von denen Sie nichts wussten, hilft Ihnen niemand. Ihr Geld ist erst einmal weg.

Vielleicht können Sie sich auf dem Klageweg etwas zurückholen. Doch juristische Auseinandersetzungen sind teuer, langwierig und nervenaufreibend und ihr Ausgang ungewiss. Schlimmstenfalls bekommt die Bank Recht und Sie müssen zusätzlich zu Ihrem Verlust noch Anwalts- und Prozesskosten bezahlen.

Um sich vor solchem Ungemach zu schützen, sollten Anleger grundsätzlich nicht in Finanzprodukte investieren, die sie nicht verstehen. Auch (oder gerade) dann nicht, wenn das Geschäft sicher und lukrativ erscheint. An den Finanzmärkten gibt es nichts geschenkt. Hohe Renditen sind immer mit entsprechenden Risiken verbunden.

Mangelhafte Bankberatung

Auf die Beratung von Banken können Sie sich keinesfalls verlassen. Untersuchungen belegen, dass die Kreditinstitute nicht unbedingt im Interesse ihrer Kunden handeln und Verbraucherschutzgesetze bisweilen mit Füßen treten.

Eine Ursache für die häufig mangelhafte Anlageberatung von Banken sehen Experten in deren Vergütungssystem. Vordergründig bieten die Geldinstitute ihre Beratung gratis an. Doch wenn ein Kunde ein Produkt erwirbt, erhält die Bank eine Abschlussprovision. Später kommen dann noch sogenannte Bestandsprovisionen hinzu, solange der Kunde das Produkt in seinem Depot behält. Es liegt auf der Hand, dass es im Interesse des Beraters ist, möglichst die Produkte zu verkaufen, mit denen die Bank die höchsten Provisionen erzielt.

Auch ist die Versuchung groß, hauseigene Fonds und Zertifikate zu empfehlen. Von ihren Vorgesetzten bekommen viele Berater Vorgaben, wie viele und welche Produkte sie in einer bestimmten Zeit verkaufen müssen. Unter solchen Bedingungen ist es nicht verwunderlich, dass sich in vielen Depots von Privatanlegern Produkte finden, die nicht zu ihren Anlagezielen passen und/oder von schlechter Qualität sind. Machen Sie sich stets bewusst: Bankberatung ist nicht unabhängig – es sei denn es handelt sich um eine Honorarberatung, für die Sie Geld bezahlen müssen.

Aussagekräftige Produktinformationen sind oft nicht zu bekommen

Bisweilen gleicht es einer Herkules-Aufgabe, vernünftige Informationen über ein Finanzprodukt zu bekommen. Die Anbieter wollen nur werben und verkaufen. Sie haben kein Interesse, sachlich und vollständig zu informieren. Das kostet nur Geld und ist nicht unbedingt absatzfördernd. Und jede klare Aussage zu einem Produkt birgt die Gefahr, später dafür haftbar gemacht zu werden. Deswegen verfolgen die Produktanbieter und Banken offenkundig die Strategie: Je mehrdeutiger und unklarer die Erklärungen, desto besser. Bevor Sie sich von solchen Spielchen in die Verzweiflung treiben lassen, sehen Sie sich nach alternativen Produkten und Anbietern um. Auswahl gibt es genug.

Informieren sie sich selbst

Fazit: Vertrauen Sie nie blind einem Finanzberater. Wenn Sie auf der sicheren Seite sein wollen, kommen Sie nicht umhin, sich selbst ein Bild von den Anlagen zu machen, die sie kaufen. Stecken Sie Ihr Geld nur in Produkte, die Sie verstehen. Mit dieser Maxime befinden Sie sich in guter Gesellschaft: So macht es auch Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren weltweit.

Regel 3: Verlassen Sie sich nicht auf Prognosen!

Die künftigen Kurse von Wertpapieren lassen sich ebenso wenig zuverlässig vorhersagen wie beispielsweise das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Ihre Entwicklungen hängen von dem Verhalten von Menschen ab und das ist bekanntlich unstet und schwer zu ergründen. Menschliche Entscheidungen werden von einer Vielzahl von Faktoren und Ereignissen beeinflusst, von denen heute noch keiner weiß, dass sie überhaupt stattfinden.

Wirtschaft und Finanzmärkte funktionieren nicht nach verlässlichen Naturgesetzen wie die Physik und die Chemie. Einmal ausgemachte Zusammenhänge zwischen einzelnen Faktoren sind über die Zeit nicht stabil. An der Börse können dieselben Zutaten heute eine andere Reaktion hervorrufen als in der Vergangenheit. Denn Marktdaten lassen sich immer unterschiedlich interpretieren. Sicher ist an den Finanzmärkten nur die Unsicherheit. Ob der Dax in einem Jahr bei 20.000 oder bei 10.000 Zählern stehen wird, weiß niemand.

Die meisten Banken sind immer optimistisch

Dennoch produziert die Finanzindustrie zahllose Prognosen: Zu den Entwicklungen von Zinsen, Aktienkursen, Währungen, Rohstoff- und Immobilienpreisen und vielem mehr. Zum Jahresende veröffentlichen Zeitungen und Magazine gerne die Aktienkursprognosen der wichtigsten Banken zum deutschen Aktienindex Dax.

Machen Sie sich mal die Mühe und studieren Sie eine solche Übersicht. Sie werden feststellen, die meisten Prognosen sind positiv und viele liegen sehr nah beieinander oder sind sogar identisch. Es gibt meistens einige Ausreißer nach oben und nur sehr wenige nach unten. Zumindest das ist schon fast ein Naturgesetz, dessen Ursprung in den Geschäftsinteressen der Banken zu suchen ist. Seien Sie ehrlich: Würden Sie einen Aktienfonds kaufen, wenn Ihre Bank fallende Kurse prognostiziert? Eben.

Auf der anderen Seite erregen zu optimistische Vorhersagen schnell den Verdacht, unseriös zu sein. Deshalb sind Banken meistens „verhalten optimistisch“. Folgt man ihren Aktien-Prognosen, dann wird fast jedes neue Jahr schwieriger als das vergangene, aber so gut wie immer soll ein Kursplus von 7 bis 9 Prozent drin sein.

Mit so einer Prognosestrategie schüren die Geldinstitute die Hoffnung der Kunden und lehnen sich gleichzeitig nicht zu weit aus dem Fenster. Liegt man daneben, steht man nicht alleine da. Schließlich hat es die Konkurrenz auch nicht besser gewusst.

Dass dieses Vorgehen schon statistisch blanker Unsinn ist, interessiert kurioserweise so gut wie niemand: Zwischen Ende 1948 und Ende 2020 war die Jahresrendite des Dax in 50 von 71 Jahren zweistellig, davon in 14 Jahren negativ. In nur 15 Fällen endete das Jahr mit einem einstelligen positiven Ergebnis.

Alles, was Sie über die Konstruktion von exzellenten ETF-Portfolios wissen müssen: Wie Sie Anlageklassen klug mischen, wie Sie Ihre Rendite aufbessern, wie Sie erfolgreiches Risikomanagement betreiben, wie Sie gute ETF systematisch auswählen, was in den wichtigsten Indizes steckt u. v. m. Blick ins Buch

Auch Börsengurus haben keine übernatürlichen Fähigkeiten

Vergleichen Sie einmal die Dax-Prognosen mit dem tatsächlichen Indexstand zum Jahresende: Die Abweichungen sind in der Regel erheblich. Meistens gibt es einen oder zwei Prognostiker, die einen Treffer landen. Nur: Im nächsten Jahr gelingt ihnen das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht noch einmal. Ein Schuss ins Schwarze ist eher Glücksache als auf die Fähigkeiten eines Analysten zurückzuführen.

Wem einmal eine spektakuläre Vorhersage glückt, wird von den Medien zum „Börsenguru“, „Star-Ökonomen“, zur „Investmentlegende“ oder Ähnlichem stilisiert. Doch auch diese vermeintlichen Super-Prognostiker wissen es nicht besser als die anderen. Sie können ihre Erfolge in der Regel nicht wiederholen. Ein Beispiel ist der Ökonom Nouriel Roubini. Ihm wird nachgesagt, die Finanzkrise von 2008/2009, die kaum jemand kommen sah, richtig vorhergesagt zu haben. In den folgenden Jahren lag er mit seinen Prognosen aber häufig daneben.

Natürlich stellt sich die Frage, warum das Prognose-Theater jedes Jahr aufs Neue aufgeführt wird, wenn Vorhersagen derartig unzuverlässig sind. Hier liefert das unumstößliche Gesetz von Angebot und Nachfrage eine mögliche Antwort: Offenbar sind den meisten Anlegern schlechte Prognosen lieber als gar keine.

Regel 4: Achten Sie auf die Kosten!

Wenn Sie eine Aktie oder Anleihe kaufen, fallen Transaktionskosten an. Bei Fonds kommen noch die jährlichen Verwaltungskosten und möglicherweise Ausgabeaufschläge hinzu. Auch der Staat hält die Hand auf und erhebt auf Zinserträge und Kursgewinne Steuern.

Hohe Kosten können die Rendite Ihrer Geldanlagen spürbar schmälern. Andersherum sind gesparte Kosten ein sicherer Weg für Anleger, ihre Erträge zu steigern. Es lohnt sich deswegen, die Kosten bei der Auswahl der Bank im Blick zu behalten. Denn abhängig von der Depotgröße und dem Handelsvolumen können Sie viel Geld sparen, wenn Sie Ihr Depot bei einer preisgünstigen Bank einrichten.

Grundsätzlich sind Onlinedepots, mit denen Sie Ihre Käufe und Verkäufe selbst am heimischen Computer abwickeln, erheblich preiswerter als Depots bei Filialbanken, wo Ihnen bei Bedarf ein Berater bei Ihren Transaktionen zur Seite steht.

Extreme Preisunterschiede

Wer bereit ist, seine Börsenaufträge selbstständig am Computer zu erteilen, kann bis zu 800 Euro im Jahr sparen, wie ein Depot-Vergleich zeigt.

Während beispielsweise bei der Berliner Volksbank ein Wertpapierdepot 886 Euro im Jahr kostet (Depotwert: 50.000 Euro, 6 Orders in Höhe von 6000 und 6 Orders in Höhe von 2500 Euro), verlangt die DKB, eine der Direktbanken mit dem niedrigsten Preisen, lediglich 131 Euro – 755 Euro weniger, ermittelte die Stiftung Warentest. Online-Broker sind noch günstiger: Bei Smartbroker beispielsweise kostete das Depot nur 55 Euro im Jahr.

Die jeweilige Bank kassiert Provisionen dafür, dass sie die Kundenaufträge an die Börse weiterleitet. Diese Entgelte machen den Hauptteil der Kosten aus, die ein Kunde für seine Wertpapiergeschäfte zahlt. Die pauschalen Kosten für das Depot selbst, das viele Onlinebroker und Direktbanken ohnehin gratis führen, fallen umso weniger ins Gewicht, je mehr Sie handeln.

Flexible Depots mit Beratung nach Bedarf

Um zu sparen, müssen Sie aber nicht unbedingt von einer Filial- zu einer Onlinebank wechseln. Filialbankkunden können oft bei jedem Auftrag zwischen Service und Selbstbedienung wählen. Wenn sie sich in ihrer Filiale beraten lassen, zahlen sie für die Wertpapierorder einen höheren Preis als für eine Transaktion, die sie selbst am heimischen Computer ausführen.

Die Wahlmöglichkeit zwischen einer Filial- und einer Onlineorder ist ideal für Anleger, die nur ab und zu eine Beratung brauchen. Haben sie Beratungsbedarf, gehen sie in die Filiale und zahlen eine höhere Provision. Wollen sie einfach nur einen ganz bestimmten ETF kaufen, machen sie das online und müssen dafür nur die niedrigere Provision zahlen. Weniger flexible Filialbanken verlangen allerdings, dass sich ihre Kunden zwischen einem Beratungs- und einem Onlinedepot entscheiden.

Sparen beim Fondskauf

Banker empfehlen gerne den Fondskauf bei Fondsgesellschaften, damit sie die dann fälligen Ausgabeaufschläge von bis zu 6 Prozent kassieren können. Hauseigene Fonds werden meist günstiger verkauft. Gewährt ein Berater nicht mindestens 50 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag, sollten Kunden über die Börse kaufen. Dort sind nur rund 1 Prozent Provision üblich. Weist der Kunde den Berater an, das Geschäft direkt an die Börse zu geben, ist der Berater nach der Anlegerschutzrichtlinie Mifid dazu verpflichtet. Der Berater muss zudem den Börsenplatz wählen, bei dem das Wertpapier am günstigsten zu haben ist.

Allerdings: Privatanleger sollten grundsätzlich lieber die Finger von teuren aktiv gemanagten Fonds lassen. Sie schneiden meistens schlechter ab als preisgünstige, passive börsengehandelte Indexfonds. Zwar gibt es immer Fondsmanager, die den Marktdurchschnitt weit hinter sich lassen. Doch Privatanleger haben so gut wie keine Chance, diese Gewinnerfonds im Vorfeld auszumachen.

Fondsrankings und -ratings sind keine Hilfe, wie zahlreiche Untersuchungen belegen. Sie zeigen nur, welche Manager in der Vergangenheit erfolgreich waren. Doch von den Renditen der Vergangenheit lässt sich nicht auf die Zukunft schließen.

Mit ETF liegen Anleger dagegen immer richtig. Dieses Fonds liefern zuverlässig die durchschnittliche Rendite des jeweiligen Marktes, den sie abbilden, abzüglich der Verwaltungskosten und Quellensteuern.

Viele Transaktionen, wenig Rendite

Manche Anleger versuchen, besser abzuschneiden als der Markt, indem sie häufig ihr Depot umschichten – immer auf der Suche nach der ultimativen Renditerakete. Doch nach Abzug der Handelskosten gelingt es Privatanlegern kaum, den Markt zu schlagen, wie Studien zeigen. Je höher ihr Handelsvolumen war, desto niedriger fielen die Renditen aus. Das belegt, welche Bedeutung die Kosten haben.

Die Finanzindustrie versucht Sie regelmäßig dazu zu animieren, die Pferde zu wechseln. Alle paar Wochen werden neue „Megatrends“ ausgerufen, denen Sie unbedingt folgen sollen. Manche Anleger lassen sich von hohen Renditeerwartungen verführen und schichten ihre Wertpapiere öfter um. Das lieben Banken. Je häufiger Sie kaufen und verkaufen, umso mehr verdienen die Geldinstitute – aber nicht unbedingt Sie. Sie haben hohe Transaktionskosten und es ist alles andere als sicher, dass Sie mit der neuen Anlage besser abschneiden als mit der alten. „Hin und her, Taschen leer“, lautet deshalb eine alte Börsenweisheit.

Laufen Sie nicht irgendwelchen Trends hinterher

Es bringt in der Regel wenig, irgendwelchen Trends hinterherzulaufen. Meistens sind sie ohnehin schon fast wieder vorbei, wenn Banken und Fondsgesellschaften sie erkennen und entsprechende Anlageprodukte auf den Markt bringen. Mit einem gut gestreuten ETF-Portfolio über verschiedene Anlageklassen liegen Sie immer richtig und müssen nicht ständig umschichten.

Machen Sie einen Kostencheck

Wenn Sie bereits ein Depot besitzen, lohnen sich eine Überprüfung der jährlichen Kosten und ein Vergleich mit anderen Anbietern. Für Anleger mit weniger Börsenerfahrung empfehlen wir das Wertpapierdepot der ING*. Eine Alternative ist die Consorsbank*. Erfahrene Anleger, die viel handeln, sind bei Smartbroker* richtig. Details zu diesen Anbietern und weitere Empfehlungen finden Sie in unserem Depot-Vergleich.

Die Depotbank zu wechseln, ist kein Problem. Wie das geht, lesen Sie in unserem Ratgeber Wertpapierdepot. Auch sollten Sie die Kosten der Finanzprodukte in ihrem Depot überprüfen. Aktiv gemanagte Fonds sind teuer und bringen meistens schlechtere Renditen als im Marktdurchschnitt. Für Privatanleger, die ihr Portfolio selbst verwalten, sind ETFs erste Wahl.

Regel 5: Erwarten Sie keine Geschenke!

Wenn es irgendwo etwas gratis gibt, zum Beispiel Bier, ist der Andrang meistens groß. Es dauert nicht lange, bis das Freikontingent ausgetrunken ist. Dann kostet das Bier wieder Geld und plötzlich ist der Durst nicht mehr so groß.

Was bei Stadtfesten und anderen Feiern beobachtet werden kann, gilt noch viel mehr an den Finanzmärkten, wo heute Transaktionen rund um den Erdball in Bruchteilen von Sekunden mit einem Mausklick getätigt werden. Gäbe es irgendwo eine risikolose Extrarendite, würde sich umgehend eine Heerschar von internationalen Investoren auf dieses Gratis-Angebot stürzen. Die sichere Extrarendite wäre viel schneller weg als routinierte Festbesucher Bier trinken können.

Stellen Sie sich der Einfachheit halber vor, an einer Börse würden zwei Anleihen mit derselben Sicherheit und Laufzeit notieren. Die eine bietet 2 Prozent und die andere 3 Prozent Rendite. Anleger würden natürlich ausschließlich die Anleihe mit der höheren Rendite kaufen. Dadurch wird sie teurer. Ihr Kurs steigt, bis die Rendite auf 2 Prozent gesunken ist und die Nachfrage wieder auf das normale Niveau zurückgeht.

Höhere Renditen bedeuten höhere Risiken

In der Realität kommt es gar nicht erst zu großen Preisdifferenzen wie in dem fiktiven Beispiel. Der Markt – das sind Hunderttausende Anleger und Händler – sorgt im Millisekundentakt dafür, dass es nichts geschenkt gibt.

Wenn Ihnen beispielsweise eine Anleihe angeboten wird, die eine höhere Rendite bietet als eine sichere Staatsanleihe mit derselben Laufzeit, dann ist dieses Wertpapier auch riskanter. Das gilt ebenso, wenn Banken mit Finanzprodukten locken, die sie als renditestark und gleichzeitig sicher anpreisen. Solchen Offerten sollten Anleger mit einem besonderen Misstrauen begegnen und sie genauestens hinterfragen.

Sind die Zinsen tatsächlich so sicher wie die Werbung behauptet oder sind sie an Bedingungen geknüpft? Denn bessere Ertragschancen stehen grundsätzlich immer größeren Risiken gegenüber und /oder einer geringeren Verfügbarkeit (Liquidität). Im Zweifel sollten Sie lieber die Finger von besonders lukrativ erscheinenden Angeboten lassen und sich mit einer alten Spieler-Weisheit trösten: Die Bank gewinnt immer !

Geldanleger bewegen sich immer in einem Spannungsfeld aus Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit. Die Finanzbranche spricht vom „magischen Dreieck der Geldanlage“. Die Kernaussage: Das, was sich jeder Anleger wünscht, nämlich eine hohe Rendite, maximale Sicherheit und tägliche Verfügbarkeit, ist nicht gleichzeitig zu haben – leider. Wollen Sie etwas mehr von dem einen, müssen Sie etwas von dem anderen aufgeben.

Beispiel: Bargeld auf einem Girokonto. Es ist von der Einlagensicherung geschützt und jederzeit verfügbar. Zinsen gibt es dafür aber meist keine. Kapital auf einem Tagesgeldkonto ist ebenso sicher. Doch dafür gibt es Zinsen. Allerdings können Sie nicht sofort an Ihr Geld heran. Bevor Sie Tagesgeld ausgeben können, müssen Sie es erst auf ein Girokonto überweisen. Das kann ein bis zwei Tage dauern.

Ausnahmen von der Regel

Doch scheinbar gibt es Ausnahmen von der Regel: In den Jahren nach der Finanzkrise von 2008/2009 waren etwa die Zinsen für Tagesgeld bei guten Anbietern zeitweise deutlich höher als die Rendite von deutschen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit. Die Anleihe ist ähnlich sicher wie das Tagesgeld, wenn man sie bis zur Fälligkeit hält. Das Kapital steht aber über einen langen Zeitraum nicht zur Verfügung. Natürlich kann der Anleger die Anleihe auch vorher verkaufen. Dann hat er aber Kursrisiken.

Laut dem magischen Dreieck müsste die Anleiherendite eigentlich höher sein als die für Tagesgeld, weil das Geld länger gebunden ist. Aber diese Betrachtungsweise hat nur aus der Perspektive von Privatanlegern bestand. Stellen Sie sich dagegen einen der vielen Großinvestoren vor, etwa einen Pensionsfonds, der Milliarden Euro sicher anlegen muss. Solche Summen sind nicht von der Einlagensicherung gedeckt. Da manche Banken nach wie vor auf wackeligen Füßen stehen und die Stabilität einzelner Geldinstitute schwer einzuschätzen ist, erscheinen Staatsanleihen aus der Sicht von Großinvestoren sicherer als Bankeinlagen – ein Renditeabschlag ist somit gerechtfertigt.

Tipp: Die aktuell besten Angebote für Tagesgeld zeigt Ihnen unser Vergleichsrechner an.

Bequemlichkeit der Anleger sorgt für Zinsgefälle

Folgt man der oben skizzierten ökonomischen Markttheorie, müssten sich alle Anleger bei Tagesgeld- und Festgeldangeboten auf die beste Offerte stürzen. Wenn die Bank dann genug Einlagen eingesammelt hat, sollten sich die Konditionen wieder verschlechtern.

In der Praxis ist das tatsächlich manchmal der Fall. Es kommt auch vor, dass Banken keine neuen Einlagen mehr annehmen. Nichtsdestotrotz bieten manche Kreditinstitute langfristig bessere Konditionen als andere. Dass sie nicht von Anlegern überrannt werden, dürfte an deren Bequemlichkeit liegen. Zwar wechseln viele das Tagesgeldkonto, wenn es anderswo bessere Konditionen gibt. Ebenso vielen ist aber der Aufwand zu lästig. Deswegen bleibt es bei dem gewissen Gefälle für Zinsangebote mit gleicher Sicherheit und Anlagedauer.

Spekulieren Sie nicht auf Freibier

Wenn bessere Konditionen zu gleichen Bedingungen zu haben sind, sollten Sie sie nutzen. In aller Regel gibt es an den Finanzmärkten aber kein Freibier. Seien Sie also auf der Hut, wenn eine Anlage besonders attraktiv erscheint. Meist entpuppt sie sich als Mogelpackung und hat mehr als einen Haken.

Regel 6: Begrenzen Sie Ihr Risiko!

Dass es keine gute Idee ist, sein ganzes Geld auf ein einzelnes Wertpapier zu setzen, leuchtet jedem intuitiv ein. Kaufen Sie zum Beispiel nur Aktien eines Unternehmens, ist Ihr Geld weg, wenn es pleitegeht. Verteilen Sie Ihr Kapital dagegen auf eine Vielzahl von Konzernen, ist ein Zahlungsausfall relativ problemlos zu verkraften. Auch Wertschwankungen werden so reduziert. Fachleute nennen das Diversifikation. Einige der Aktien werden während eines Aufschwungs gut laufen, andere schlechter. Gewinne und Verluste rechnen sich gegeneinander auf, sodass die Durchschnittsrendite des gesamten Portfolios weniger schwankt als die einzelner Aktien.

Mit einem Blick auf einen Aktienindex wie den deutschen Dax können Sie sich das verdeutlichen. Er enthält die Aktien von 40 Großkonzernen. Jeden Tag entwickeln sich ihre Kurse unterschiedlich. Manche Papiere schwanken vielleicht gerade um 1 bis 2 Prozent nach oben oder unten, andere bewegen sich kaum. Die Schwankung des gesamten Index wird irgendwo in der Mitte liegen.

Klar, wenn Sie mit Sicherheit vorhersehen könnten, welcher der 40 Dax-Werte künftig die höchsten Kursgewinne erzielen wird, wäre es vorteilhafter, nur auf dieses Papier zu setzen. Weil das aber niemand weiß und Sie genau die Aktie erwischen könnten, die den größten Verlust einfährt, ist es sicherer, viele Titel oder Fonds zu kaufen und sich mit einem durchschnittlichen Ergebnis zu begnügen. In guten Zeiten bedeutet das, einen geringeren Gewinn als die Spitzenwerte, in schlechten Zeiten einen geringeren Verlust als die größten Verlierer im Portfolio.

Über verschiedene Anlageklassen streuen

Anleger sollten Ihr Kapital aber nicht nur innerhalb einer Anlageklasse verteilen, die gleichartige Wertpapiere oder Vermögenswerte, beispielsweise Aktien oder Anleihen, umfasst. Um das Risiko in einem Portfolio noch weiter zu senken, wird das Vermögen zusätzlich über verschiedene Anlageklassen gestreut.

Ein zweiter Blick auf das oben ausgeführte Beispiel mit Aktien verdeutlicht, was das bringen soll: Der Kauf verschiedener Aktien reduziert nur das sogenannte Unternehmensrisiko. Dahinter verbergen sich individuelle Faktoren, die den Börsenkurs eines einzelnen Konzerns beeinflussen wie etwa die Kompetenz des Managements. Es gibt aber auch sogenannte Marktrisiken, denen sich kaum ein Unternehmen entziehen kann. Dazu zählen die Zinspolitik der Notenbanken und die Risikobereitschaft der Anleger. Wollen sie aus Angst vor Verlusten generell keine Aktien kaufen, fallen fast alle Kurse, unabhängig davon, wie großartig eine Firma geführt wird.

Vor solchen allgemeinen Marktrisiken kann die Diversifikation über verschiedene Anlageklassen schützen. Zwischen ihnen soll möglichst gar keine oder eine negative Beziehung (Korrelation) bestehen. Das heißt, wenn eine Anlageklasse fällt, sollten die anderen nicht auch im Gleichschritt sinken. Das ist beispielsweise häufig zwischen Aktien und Staatsanleihen zu beobachten: Sind Aktien gerade out, werden Staatsanleihen umso stärker nachgefragt. Ihr Kursanstieg bremst die Verluste am Aktienmarkt.

Grenzen der Diversifikation

Institutionelle Großinvestoren verteilen ihr Vermögen über viele Anlageklassen. Neben Aktien, Anleihen und Immobilien setzen sie auch auf sogenannte alternative Investments wie Rohstoffe, Wald, Ackerland, direkte Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) und Hedgefonds-Strategien. Das Ziel: Maximale Erträge bei minimalem Risiko.

Als Großmeister der strategischen Vermögensaufteilung galt der im Mai 2021 verstorbene David Swensen. Der Anlageexperte verwaltete seit 1985 das Stiftungskapital der amerikanischen Yale-Universität. Bis 2008 erwirtschaftete er mit einer ausgefeilten Diversifikationsstrategie eine jährliche Durchschnittsrendite von rund 17 Prozent.

Sogar den Aktien-Crash nach dem Platzen der Internetblase zu Beginn des neuen Jahrtausends überstand er ohne größere Blessuren. Seitdem feierten ihn Medien als „Superinvestor“.

Doch 2008 erlitt selbst Swensen Schiffbruch. Er verlor rund 25 Prozent des Stiftungskapitals. Auch sein Diversifikationskonzept funktioniert nur, solange sich die einzelnen Anlageklassen weitgehend unabhängig voneinander entwickeln. Aber die jüngste Finanzkrise zog fast alle Vermögenswerte nach unten. So fielen Aktien und Rohstoffe plötzlich um die Wette. Während der Internetkrise Anfang des neuen Jahrtausends waren Rohstoffe dagegen gestiegen, als Aktien abstürzten.

Von den Anlageklassen, die jedem Privatanleger zugänglich sind, stiegen 2008 nur sichere Staatsanleihen (von denen die meisten Banken und Vermögensverwalter 2007 wegen niedriger Zinsen dringend abgeraten hatten) und einige Währungen. Gold gab zuvor erzielte Gewinne ab und beendete das Jahr mit einem kleinen Plus.

Gerade in Krisen, wenn Anleger eine effektive Risikostreuung am dringendsten benötigen, stößt das Konzept an seine Grenzen. Denn dann heißt es an den Märkten „Alles muss raus“ – und die meisten Anlageklassen sinken im Gleichlauf.

Nichts ist perfekt

Eine Vermögensaufteilung, die immer Gewinne und niemals Verluste produziert, gibt es nicht. Dennoch kann eine gute Risikostreuung helfen, Verluste zu bremsen. Sie ist deshalb Pflicht. Das Vermögen sollte weltweit über verschiedene Anlageklassen und eine Vielzahl von Wertpapieren verteilt werden. Wie Sie dabei am besten vorgehen, lesen Sie in unserem Ratgeber ETF-Portfolio.

Regel 7: Kontrollieren Sie Ihr Portfolio regelmäßig!

Wenn Sie sich für eine Vermögensaufteilung entsprechend Ihrer Risikoneigung entschieden und passende Anlageprodukte ausgewählt haben, können Sie sich erst einmal bequem zurücklehnen. Ein wohlüberlegt strukturiertes Depot braucht nicht mehr allzu viel Pflege. Allerdings wuchert es mit der Zeit wie eine Zimmerpflanze. Deswegen sollten Sie auch Ihr Depot ab und zu zurückschneiden. Der Grund ist eine sehr wahrscheinliche Verschiebung der Gewichte einzelner Anlageklassen.

Angenommen Sie haben sich für eine Mischung aus 60 Prozent Aktienfonds, 30 Prozent Rentenfonds und 10 Prozent Tagesgeld und Festgeld entschieden. Nach einem hervorragenden Aktienjahr sind ihre Fonds um 15 Prozent gestiegen. Die Anleihekurse blieben stabil, sodass die Rentenfonds unter dem Strich um 1 Prozent zulegten, die Bankeinlagen wuchsen um 0,8 Prozent.

Wie sieht nun die Depotstruktur aus? Der kräftig gestiegene Aktienanteil macht nun gut 63 Prozent aus und die sicheren Anlagen nur noch knapp 37 Prozent. Das sind noch keine dramatischen Verschiebungen. Aber vielleicht laufen Aktien im darauffolgenden Jahr wieder überdurchschnittlich, wodurch der riskante Depotanteil weiter zunehmen würde.

Rebalancing ist Teil des Risikomanagements

Dann sollten Sie das Beispieldepot wieder auf seine ursprünglichen Gewichte zurücksetzen, wenn sich Ihr Risikoprofil nicht geändert hat. Fachleute nennen das Rebalancing. Sie verkaufen Aktienfondsanteile und kaufen für das Geld sichere Anlagen. Wenn Sie das von Zeit zu Zeit machen, verkaufen Sie immer wieder Anlagen die gut gelaufen sind und inzwischen vielleicht schon teuer erscheinen, und kaufen welche, die sich schlechter entwickelten und nun zu günstigen Preisen angeboten werden.

Das kann zu einer kleinen Extrarendite führen. Unter welchen Umständen das der Fall ist, analysiert der Ratgeber Rebalancing.

Grundsätzlich ist Rebalancing aber keine Anlagestrategie und schon gar keine überlegene. Vielmehr dient diese Art der Depotpflege der Risikobegrenzung. Ziel ist, die ursprüngliche Portfolio-Gewichtung über die Zeit weitgehend konstant zu halten.

Auch den Ausstieg im Auge behalten

Für die wenigsten ist Geldanlage Selbstzweck. Die meisten wollen ihre Anlagen irgendwann versilbern und das Vermögen für das einsetzen, wofür sie es aufgebaut haben, etwa für das Studium der Kinder oder den Kauf eines Einfamilienhauses.

Damit alles klappt wie geplant, sollten Sie auch frühzeitig über den Ausstieg nachdenken. Denn so wie der Einstiegszeitpunkt kann auch der Ausstiegstermin die Rendite merklich beeinflussen. Es ist ein erheblicher Nachteil, wenn Sie gerade dann Ihr Depot auflösen müssen, wenn die Aktienmärkte am Boden liegen. Deswegen kann es sinnvoll sein, den riskanten Portfolioanteil einige Jahre vor dem Ausstiegszeitpunkt schrittweise zu reduzieren und in sichere Anlagen umzuschichten.

Sie können Ihre Aktienfonds auch vollständig vorzeitig abstoßen, falls die Börsen heiß laufen wie etwa in den Jahren 1999 und Anfang 2000. Indizien für eine solche Entwicklung sind:

  • Aktienindizes haben neue Höchststände erreicht, die Kurse schnellen weiter nach oben.
  • Die Stimmung an den Aktienmärkten ist optimistisch bis euphorisch.
  • Banken bieten massiv Fonds oder Zertifikate auf bestimmte Branchen oder Trends an.
  • Firmen erzielen Rekorde bei Umsätzen und Gewinnen. Ursprüngliche Prognosen werden immer öfter angehoben.
  • Bewertungskennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs-Buchwert-Verhältnis zeigen eine deutliche Überbewertung an. Börsengurus erklären diese traditionellen Maßstäbe für überholt.

Natürlich können anhand dieser Kriterien nicht mit Sicherheit Umkehrpunkte an den Börsen bestimmt werden (siehe Prognosen). Aber sie können helfen, zumindest in der Nähe eines Hochs zu verkaufen.

Der Autor


Markus Neumann ist Honorarberater und Sachbuchautor. Er befasst sich seit 20 Jahren intensiv mit dem Thema Geldanlage. Einer seiner Beratungsschwerpunkte ist die Strukturierung und Optimierung von Anlageportfolios. Zuletzt erschien von ihm „Das ETF-Portfolio – wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“. Beratungsgespräch vereinbaren

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© Fairvalue, aktualisiert am 25.07.2022

Fotografie: Alexander Popov/Unsplash

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