Ratgeber

Asset Allocation – so finden Sie Ihre Balance zwischen Rendite und Risiko

Von Markus Neumann

Die Asset Allocation bestimmt Rendite und Risiko

Die Asset Allocation, die Aufteilung des Vermögens zwischen sicheren und riskanten Anlageklassen, bestimmt bei passiven Portfolios die künftige Rendite und das Risiko. Die passende Mischung für einen individuellen Anleger zu finden, ist der erste Schritt einer durchdachten Anlagestrategie.

Das Konzept der Asset Allocation ist nicht eindeutig definiert. Vielmehr entwickelte sich der Begriff seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus der Finanzmarktforschung. Asset Allocation heißt übersetzt Vermögensaufteilung. Folgt man vielen populären Finanzwebsites ist damit die Verteilung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien und Anleihen gemeint. Diese Erklärung ist nicht falsch, geht allerdings am Kern des Konzepts vorbei.

Was Asset Allocation wirklich bedeutet

Bei der Asset Allocation geht es vor allem um die Steuerung der Rendite- und Risiko-Eigenschaften eines Anlageportfolios. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie ein Anleger sein Vermögen langfristig zwischen weitgehend sicheren und riskanten Anlageklassen aufteilen soll. Das gewählte Verhältnis beeinflusst maßgeblich die künftige Rendite und das Risiko eines Portfolios. Sichere Anlagen bringen Stabilität, riskante sorgen für die Rendite.

Das Festlegen der Asset Allocation ist der erste Schritt bei der Planung eines individuellen Anlageportfolios. Auf diese richtungsweisende Entscheidung bauen alle weiteren Schritte auf – ähnlich wie beim Bau eines Einfamilienhauses, bei dem Sie sich zunächst Gedanken darüber machen, wie groß die Wohnfläche sein soll und wie viele Zimmer sie gerne hätten. Um architektonische Details werden Sie sich erst in den folgenden Planungsphasen kümmern.

Vermögensaufteilung auf Basis von Assetklassen

Auch bei der Asset Allocation ist zunächst unerheblich, wie Sie Ihr Portfolio im Detail umsetzen. Für die Bestimmung eines Rendite-Risiko-Verhältnisses reicht der analytische Einsatz von sogenannten Anlageklassen. Ein viel verwendetes Synonym für Anlageklassen ist Assetklassen.

Der Begriff Anlageklasse wird in der Finanzbranche unterschiedlich verwendet. Grundsätzlich fasst eine Anlageklasse gleichartige Wertpapiere oder Vermögensgestände zusammen. Die wichtigsten Anlageklassen sind Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold, Rohstoffe und Bargeld. Die Anlageklasse Aktien beispielsweise wird vom Weltaktienmarkt, also von allen weltweit handelbaren Aktien, repräsentiert.

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Manche Segmente lassen sich in eine Vielzahl von Subanlageklassen unterteilen. Eine Teilmenge der Anlageklasse Anleihen sind beispielsweise Staatsanleihen. Diese wiederum lassen sich weiter nach Laufzeiten, Bonität und Währungen unterteilen.

Ob solche zugespitzten Wertpapierkategorien tatsächlich die Bezeichnung Anlageklasse verdienen, sei dahingestellt. Nach meiner Auffassung ist die Verwendung des Begriffs dann gerechtfertigt, wenn sich die Eigenschaften eines Wertpapiersegments deutlich von den Eigenschaften anderer Anlageklassen unterscheiden.

Wenn etwa die Renditen von unterschiedlichen Faktoren abhängen und nur ein schwacher oder sogar negativer Zusammenhang (Korrelation) besteht. So gesehen sind beispielsweise Schwellenländeranleihen eine eigenständige Anlageklasse. Zwar handelt es sich um Anleihen. Doch die Eigenschaften von Emerging-Market-Bonds unterscheiden sich deutlich von europäischen und amerikanischen Staatsanleihen.

Sichere und riskante Assetklassen

Für die Asset Allocation muss zunächst nur zwischen weitgehend sicheren und riskanten Anlageklassen unterschieden werden. Das ist allerdings in machen Fällen gar nicht so einfach (siehe unten). Klar ist:

  • Aktien, Rohstoffe und Gold sind riskante Anlageklassen, deren Renditen bisweilen stark schwanken. Zeitweise Verluste von 10 bis 20 Prozent sind bei diesen Assetklassen nichts besonders, Kurstürze von mehr als 50 Prozent möglich.
  • Tagesgeld, Festgeld und Euro-Staatsanleihen mit Laufzeiten von maximal einem Jahr, sogenannte Geldmarktpapiere, sind die sichersten Anlageklassen.

Da Aktien die mit Abstand wichtigste riskante Anlageklasse sind, wird bei der Planung der Asset Allocation meist nur sie stellvertretend für Risikoanlagen verwendet. Im Finanzbranchen-Jargon wird deswegen häufig von der Höhe der Aktienquote gesprochen, um ein Portfolio zu charakterisieren. Damit ist das Verhältnis von weitgehend sicheren Anlagen zu Aktien gemeint. Je höher die Aktienquote, desto riskanter das Portfolio. Das ist eine der wenigen unumstößlichen Gewissheiten an der Börse. Doch aus höheren Risiken resultieren – leider – nicht immer höhere Renditen, wie die Finanzmarktgeschichte zeigt.

Wie finden Sie ihre individuelle Asset Allocation mit der passenden Aktienquote?

Die passende Asset Allocation leitet sich aus Ihren Anlagezielen ab. Entscheidend ist die Frage, wofür Sie Ihr künftiges Vermögen nutzen wollen? Für den Kauf einer Immobilie, die Altersvorsorge oder ein neues Auto? Von der Beantwortung dieser Frage hängt im Wesentlichen Ihre Vermögensstrukturierung ab.

Ihre Anlageziele definieren in der Regel den Anlagezeitraum, der Ihnen zur Verfügung steht. Die Investitionsdauer wiederum hat entscheidenden Einfluss auf das Risiko, das Sie eingehen können. Wer sein Geld beispielsweise nur für wenige Jahre anlegen kann und wenigstens die investierte Summe zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückhaben will, sollte nur einen kleinen Anteil riskanter Wertpapiere in sein Portfolio aufnehmen. Denn deren mögliche Wertschwankungen über kurze Zeiträume sind groß, die Verlustgefahr hoch.

Asset Allocation: Wer in Aktien anlegen will, braucht Zeit und Geduld

Quellen: MSCI, Fairvalue-Berechnungen. Stand: Dezember 2024

Wie die Grafik zeigt, sind die jährlichen Wertschwankungen des Weltaktienmarktes gemessen am Industrieländerindex MSCI World beträchtlich. Doch über längere Zeiträume glichen Gewinnphasen Verluste immer wieder aus. Mehr noch: Die Gewinne waren auf lange Sicht höher als die Verluste. Das galt zumindest in den vergangenen 123 Jahren, weswegen der langfristige Trend des Weltaktienmarktes nach oben gerichtet ist. Die jährliche Rendite betrug den Finanzmarkthistorikern Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton im Durchschnitt 8,2 Prozent (in US-Dollar gerechnet).

Für Aktien brauchen Anleger viel Geduld

Die längste Phase in den vergangenen 54 Jahren, in der Aktienanleger im Minus waren, betrug knapp 14 Jahre. Das ist sehr lang. Dieses Desaster traf diejenigen, die im März 2000, auf dem Höhepunkt einer globalen Börsenblase, in den Weltaktienmarkt gemessen am MSCI World investierten. In den folgenden zehn Jahren gab es zwei Kurseinbrüche von mehr als 50 Prozent. Das ist beispiellos in der vergleichsweise kurzen Börsengeschichte.

Wegen dieser schmerzhaften Episode empfehlen Anlageberater und Ratgeberseiten im Internet meist einen Zeithorizont von wenigstens 15 Jahren für Aktieninvestments. Für einen solchen Zeitraum sollten Sie das Anlagekapital nicht benötigen, um auszuschließen, dass Sie mit Verlust verkaufen müssen, heißt es.

Solche Ratschläge sind leider Mumpitz. Vergangene Renditen sagen wenig bis gar nichts über die Zukunft aus. Das belegen zahlreiche Untersuchungen. Dennoch schreiben Anleger die Börsenhistorie häufig in die Zukunft fort – ein weit verbreiteter Anlegerfehler, den auch vermeintliche Experten häufig machen.

Die Vergangenheit kann sich wiederholen, muss sie aber nicht. Die Geschichte liefert keinen validen Blick in die Zukunft. Dafür sind Simulationen notwendig. Sie zeigen die Wahrscheinlichkeiten, mit der bestimmte Gewinne und Verluste an den Börsen eintreten werden. Für ein Investment in einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den MSCI World Index beträgt die Wahrscheinlichkeit selbst nach fünfzehn Jahren mit einem Verlust dazustehen immerhin noch 10 Prozent.

Eine Asset Allocation, die allein auf Aktien setzt, ist aber in den meisten Fällen ohnehin nicht sinnvoll. Ich rate meinen Kunden in der Regel dazu, ihr Vermögen über mehrere riskante und sichere Anlageklassen zu verteilen. Eine derartige Diversifikation senkt das Verlustrisiko des Portfolios und sorgt bei Kursstürzen für eine schnellere Erholung.


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Die Angst vor Verlusten bestimmt Ihre Asset Allocation

Neben dem Anlageziel und dem Anlagezeitraum gibt es noch weitere Faktoren, die Ihre Asset Allocation bestimmen sollten: Zum einen geht es darum, welche Risiken Sie wirtschaftlich tragen können. Wer gut verdient und einen Arbeitsplatz mit Zukunft hat, kann bei der Geldanlage objektiv betrachtet mehr riskieren, weil Verlustphasen problemlos ausgesessen werden können.

In der Praxis ist es aber häufig so, dass die besonders vermögenden Anleger am konservativsten anlegen. Bei Menschen, die schon sehr viel Geld besitzen, steht oft der Vermögenserhalt und weniger der Vermögenszuwachs im Vordergrund. Die Angst, das Vermögen zu verlieren, ist in solchen Fällen größer als die Verlockungen hoher Renditen.

Damit wären wir bei dem vielleicht wichtigsten Parameter, aus dem sich Ihre Asset Allocation ableitet: der Angst vor Verlusten. Besonders unerfahrene Anleger können von Panik erfasst werden, falls die Aktienmärkte über längere Zeiträume stark fallen.

Panik ist nur allzu menschlich, aber bekanntermaßen ein schlechter Ratgeber. Angst essen nicht nur Seele auf, wie das verstorbene Filmgenie Rainer Werner Fassbinder einst titelte, sondern auch die Rendite. Angst verleitet Anleger zu unüberlegten Entscheidungen, die sie viel Geld kosten können und nicht mehr zu korrigieren sind.

Investoren haben die schlechte Angewohnheit ausgerechnet dann zu verkaufen, wenn die Kurse tief gefallen sind und die wachsende Angst vor noch größeren Verlusten das Denkvermögen lähmt. Von Kursschocks erholen sich die Börsen meist deutlich schneller als die Psychen der Anleger. Die denken oft erst dann wieder über einen Einstieg nach, nachdem die Preise bereits weit nach oben enteilt sind. So entstehen bisweilen hohe Verluste, die erst nach langer Zeit wieder wettgemacht werden, wenn überhaupt.

Ohne passende Vermögensaufteilung kein langfristiger Anlageerfolg

Weil demnach die größte Gefahr bei der Geldanlage der Anleger selbst ist, lautet eine entscheidende Frage, wie die Asset Allocation aussehen muss, damit ein Anleger seine Strategie auch durchhält – die wahrscheinlich wichtigste Voraussetzung für den langfristigen Anlageerfolg. Mit anderen Worten: Wie muss das Vermögen strukturiert sein, um Panikattacken zu vermeiden?

Anlageberater und Vermögensverwalter versuchen mit mehr oder weniger aufwendigen Fragekatalogen ihren Kunden zu entlocken, wo die Angstschwelle liegt. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Es darf jedoch getrost bezweifelt werden, dass die angewendeten Verfahren immer zu Risikoprofilen führen, die tatsächlich der Verlusttoleranz der Kunden entsprechen.

Ein grundlegendes Problem bei der Ermittlung der Risikotoleranz sind falsch gesetzte monetäre Anreize bei der weit verbreiteten Provisionsberatung in Banken und bei freien Vermittlern. Denn die erhalten – im Gegensatz zu Honorarberatern – Vermittlungsprovisionen von den Emittenten, deren Produkte sie an die Frau und an den Mann bringen. Für riskante Produkte sind die Provisionen in der Regel höher als für risikoarme. Ein Provisionsberater hat deswegen ein Interesse daran, seine Kunden in eine möglichst hohe Risikokategorie zu lenken, damit viel riskante Fonds und Zertifikate vermittelt werden dürfen.

Natürlich tragen auch die Anleger selbst zu unpassenden Einstufungen bei. Viele kennen sich selbst nicht richtig und machen sich nicht genügend Gedanken über die Natur der Wertpapierbörsen.

Beispielhafte Portfoliomischungen mit steigender Aktienquote

Die folgende Tabelle soll Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, wie das Risiko eines Portfolios aus einem sicheren Geldmarktfonds und globalen Industrieländeraktien (gemessen am MSCI World Index) steigt, wenn der Aktienanteil Schritt für Schritt erhöht wird. Die Kennzahlen habe ich für den Zeitraum von 1995 bis Ende November 2024 berechnet, also über knapp 30 Jahre.

Mit zunehmender Aktienquote steigen die Schwankungsbreite (Volatilität) und die maximalen Wertverluste, die die Portfolios zeitweise erlitten. Die Spalte „Dauer der Verlustphase“ gibt an, wie lange die Portfolios vom Beginn des schlimmsten Crashs bis zur vollständigen Erholung in der Verlustzone notierten.

Welches ist die passende Asset Allocation?

Quellen: MSCI, Xtrackers, Fairvalue-Berechnungen. Stand: Dezember 2024.

Übrigens: Das Portfolio mit 100 Prozent Geldmarktfonds durchlief eine Verlustphase von fast zehn Jahren, weil die kurzfristigen Zinsen in dieser Zeit negativ waren – eine historisch einmalige Episode. Privatanleger hätten natürlich zu Beginn der Negativzinsphase in Fest- oder Tagesgeld umgeschichtet und so den geringen Verlust vermieden. Im Normalfall schwanken die Renditen von Geldmarktfonds so gut wie gar nicht und Verluste sind nahezu ausgeschlossen.

Ein paar Minuten Selbstsuggestion für eine bessere Asset Allocation

Stellen Sie sich jetzt vor, sie hätten kurz vor einem Börsencrash 100.000 Euro in ein Aktienportfolio investiert. Bevor Sie überhaupt richtig merken, was vor sich geht, haben Sie bereits 30.000 Euro verloren. Wie fühlt sich das an? Und was werden Sie tun? Natürlich wissen weder Sie noch irgendjemand anders, ob die Börsenkurse noch weiter fallen oder schon nächste Woche der Trend wieder nach oben dreht. Wie gehen Sie mit dieser Ungewissheit um? Bleiben sie cool? Oder steigen Sie aus? Versuchen Sie, sich diese Situation in allen Einzelheiten auszumalen.

Nehmen wir nun an, Sie hätten sich für eine Asset Allocation aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Geldmarktanlagen entschieden. Wir unterstellen denselben Verlust von 30 Prozent am Aktienmarkt wie oben. Die Wert Ihrer Geldmarktfonds ist unverändert geblieben. Der Verlust Ihres Portfolios beträgt demnach „nur“ 18.000 Euro.

Das fühlt sich besser an, oder? Doch das gute Gefühl hat seinen Preis. Ihre langfristige Rendite, vorausgesetzt Sie halten die Strategie durch, beträgt mit dieser Vermögensstrukturierung im Schnitt vielleicht 5 Prozent pro Jahr. Mit dem Portfolio aus 100 Prozent Aktien hätten sie wahrscheinlich gut 8 Prozent pro Jahr verdient. Eine Differenz von jährlich 3 Prozent führt langfristig zu einem gewaltigen Unterschied beim Endvermögen (siehe Tabelle oben). Auch das sollte Ihnen bei Ihrer Entscheidung für eine Asset Allocation stets bewusst sein.

Auch die benötigte Rendite kann ein Ankerpunkt bei der Strukturierung des Vermögens sein

Sie können sich Ihrer Asset Allocation auch von der Ertragsseite aus nähern. Kalkulieren Sie, wieviel Geld Sie brauchen, um Ihr Anlageziel zu erreichen. Angenommen, Sie möchten in zehn Jahren Ihren Dachboden ausbauen. Das kostet 120.000 Euro. Sie besitzen jetzt 50.000 Euro. Die wollen Sie so anlegen, dass der gewünschte Endbetrag nach zehn Jahren erreicht ist.

Um Ihr Anlageziel zu erreichen, müsste Ihr Portfolio nach Kosten und Steuern im Schnitt eine Rendite von gut 9 Prozent pro Jahr erzielen. Das ist selbst mit einer Aktienquote von 100 Prozent ziemlich unwahrscheinlich. Wenn Sie eine Rendite von 8 Prozent unterstellen, die historisch vor Abgeltungssteuer und Kosten langfristig erzielbar war, würde sich der Endbetrag nach zehn Jahren auf knapp 100.000 Euro belaufen.

Nun ist die künftige Entwicklung von riskanten Wertpapieren wie Aktien aber unsicher. Es wäre ebenso gut möglich, dass Sie nach zehn Jahren einen Verlust erleiden werden. Wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, zeigen beispielsweise sogenannte Monte-Carlo-Simulationen. Sie können die Unsicherheit abbilden und Anlegern ein realistischeres Bild der Zukunft liefern als eine einfache Renditeannahme auf Basis historischer Daten.

Ich nutze in der Anlageberatung und Ruhestandsplanung regelmäßig Monte-Carlo-Simulationen, um meinen Kunden zu zeigen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie Ihr Anlageziel auch erreichen. Auf Basis der Ergebnisse können sie ihre Strategien frühzeitig so anpassen, dass ihre Vermögensplanung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufgeht.


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Der Unterschied zwischen strategischer und taktischer Asset Allocation

Wer sich mit Asset Allocation befasst, dem begegnen auch die Begriffe „strategische“ und „taktische“ Asset Allocation. Mit strategischer Vermögensaufteilung ist die langfristige Ausrichtung des Portfolios gemeint, um die es bisher ausschließlich in diesem Text ging.

Als taktisch bezeichnen Fachleute kurzfristige Abweichungen von dieser langfristigen Strategie. Beispielsweise sollen mit Über- und Untergewichtungen einzelner Anlageklassen für kurze Zeiträume Chancen an den Kapitalmärkten genutzt werden. Sie könnten etwa den Anteil amerikanischer Aktien in Ihrem Portfolio hochfahren, weil Sie davon überzeugt sind, dass sich der Markt in den kommenden Monaten besonders gut entwickeln wird.

Taktische Asset Allocation ist aktives Portfoliomanagement. Es umfasst Market Timing und die gezielte Auswahl einzelner Anlagen. Beides geht, das zeigen viele wissenschaftliche Untersuchungen, meist in die Hose, wenn Profis am Werk sind. Es spricht wenig dafür, dass es Privatanleger besser machen.

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Warum Rebalancing Teil der strategischen Asset Allocation sein sollte

In der Regel ist es erfolgversprechender, langfristig an einer einmal gewählten Asset Allocation festzuhalten und diese Strategie nur dann anzupassen, wenn sich Ihre Anlageziele und Lebensumstände ändern. Jährliches Rebalancing des Portfolios sorgt dafür, dass das gewählte Rendite-Risiko-Profil auch über viele Jahre hinweg weitgehend unverändert bleibt. Denn mit der Zeit verschieben sich die Gewichte in einem Portfolio, weil sich einzelne Anlageklassen unterschiedlich entwickeln. Beim Rebalancing werden gut gelaufene Anlagen wieder auf ihr Ursprungsgewicht im Portfolio reduziert und der Anteil von Investments wieder erhöht, die sich schlecht entwickelt haben. Mehr zum Thema Rebalancing lesen Sie hier

Die häufigsten Fehler bei der Vermögensaufteilung

Bei der Asset Allocation können Anleger viel falsch machen. Nach meiner Erfahrung passt das gewählte Portfolio oft nicht zu deren Zielen und Lebensumständen. Entweder ist das Risiko zu niedrig oder zu hoch. Kaum ein Anleger weiß, wie groß das Risiko seines Portfolios ist. Wie viel das Depot in einer Krise an Wert verlieren kann, ist ihnen nicht bewusst. Falls es Ihnen auch so geht, ist es an der Zeit, ihr Portfolio gründlich durchchecken und Chancen und Risiken ermitteln zu lassen. Nicht nur Autos müssen regelmäßig zum TÜV. Zur Finanzanalyse

Ein anderer sehr häufiger Fehler ist die falsche Kategorisierung von Anlagen. Ein Beispiel sind Euro-Staatsanleihen von Staaten mit guter Bonität und mittleren bis langen Laufzeiten. Diese Papiere sind dahingehend sicher, dass Anleger den vereinbarten Zins bekommen und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am Ende der Laufzeit ihr Geld zurückerhalten. Auch die durchschnittlichen Wertschwankungen von langlaufenden Euro-Staatsanleihen sind im Vergleich zu Aktien sehr gering.

Viele Anleger hielten börsengehandelte Indexfonds (ETF) auf Euro-Staatsanleihen mit guter Bonität und einer durchschnittlichen Restlaufzeit von sieben bis acht Jahren als Sicherheitsbaustein in ihren Portfolios. Doch als 2022 die globalen Aktienmärkte wegen der stark ansteigenden Inflation und steigender Zinsen einbrachen, stürzten auch diese Anleihen-ETFs ab. Sie erlitten zweitweise Wertverluste von gut 20 Prozent und trugen nichts zur Stabilisierung des Portfolios bei.

Zugegeben: Das war ein extremer Ausnahmefall. Bei allen großen Aktienmarktcrashs seit 1970 waren die Kurse von sicheren Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten gestiegen oder zumindest weitgehend stabil geblieben. Deswegen traf der Staatsanleihen-Crash viele Anleger vollkommen unvorbereitet. Und weil solche Crashrisiken bestehen, gehören derartige Staatsanleihen auf die riskante Seite des Portfolios. Das gilt auch für eine Reihe anderer missverstandener Anlageklassen wie etwa Immobilien.

Sollten Sie nicht sicher sein, wie hoch das Risiko ihres Portfolios ist, lohnt es sich, das Depot von einem Fachmann durchchecken zu lassen. Das schützt vor unerwarteten Verlusten, die sehr schmerzlich werden können.


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Asset Allocation: Meine Empfelungen

Wie Sie sehen, ist es nicht einfach, die passende Asset Allocation zu finden, die Ihre Anlageziele mit Ihrer Risikotoleranz in Einklang bringt. Zusätzlich erschwert wird dieses Unterfangen, wenn Anleger unrealistische Vorstellungen haben. Manche wollen beispielsweise möglichst hohe Vermögenszuwächse erzielen, sind aber nicht bereit, größere Risiken zu tragen. Doch am Finanzmarkt sind hohe Renditen ohne größere Risiken kaum zu haben.

Viele Anleger wollen sich mit der Frage nach der richtigen Asset Allocation gar nicht erst beschäftigen. Sie investieren einfach drauflos oder suchen ihr Heil in Mischfonds. Deren Versprechen lautet, eine dynamische Asset Allocation zu bieten. Dabei wird der Anteil riskanter Anlagen je nach Marktlage erhöht oder gesenkt, also taktische Asset Allocation betrieben. Die Investoren hoffen darauf, dass professionelle Fondsmanager schon die richtigen Entscheidungen treffen werden.

Die Praxis zeigt jedoch, dass die große Mehrheit der Mischfonds unterdurchschnittliche Renditen erzielt. Überwiegend richtig am Markt positioniert zu sein, ist eine hohe Kunst, die nur sehr wenige Fondsmanager beherrschen. Meist erfolgreicher ist ein einfaches passives Do-it-yourself-Portfolio aus gut diversifizierten börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf Aktien, Anleihen und andere Anlageklassen. Doch dafür müssen sich Anleger überlegen, welches die passende Asset Allocation für sie ist. Wie Sie ein fast unschlagbares ETF-Portfolio zusammenstellen, lesen Sie hier.

Weitere Anregungen für die Strukturierung eines Portfolios finden Sie in dem Beitrag Strategische Asset Allocation – Die Portfolios der Starinvestoren

Der Autor


Markus Neumann ist Honorarberater und Sachbuchautor. Er befasst sich seit 20 Jahren intensiv mit dem Thema Geldanlage. Einer seiner Beratungsschwerpunkte ist die Strukturierung und Optimierung von Anlageportfolios. Zuletzt erschien von ihm „Das ETF-Portfolio – wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“. Beratungsgespräch vereinbaren

© Fairvalue, aktualisiert am 05.12.2024

Quellen

Eigene Recherchen und Berechnungen

Brinson, Gary P., L. Randolph Hood, and Gilbert L. Beebower. 1986. “Determinants of Portfolio
Performance.”

Ibbotson, Roger G. 2010. “The Importance of Asset Allocation.”

Xiong, James, Roger G. Ibbotson, Thomas Idzorek, and Peng Chen. 2010. “The Equal Importance of
Asset Allocation and Active Management.”

Roger G. Ibbotson und Paul D. Kaplan: Does Asset Allocation Policy Explain 40, 90 or 100 Percent of Performance? 2000.

Paul D. Kaplan: Revisiting the Importance of Asset Allocation , 2017.

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