Börsencrash – wie Sie Kursstürze am Aktienmarkt meistern
Von Markus Neumann
Nichts fürchten Anleger mehr als einen Börsencrash. Aus Angst vor Verlusten, treffen sie meist falsche Entscheidungen, wenn die Aktienkurse fallen und verlieren so viel Geld. Doch wie lässt sich ein Anlageportfolio souverän durch Krisen manövrieren? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wenn die Aktienkurse ins Rutschen geraten, rufen Journalisten reflexartig professionelle Vermögensverwalter an. Sie fragen, wie diese nun „reagieren“ angesichts der desolaten Lage – und was die Profi-Investoren jetzt Privatanlegern raten würden. Einen Tag später erscheinen dann Geschichten mit nicht selten fragwürdigen Tipps, wie Anleger sich vor einem Börsencrash schützen könnten. Manche dieser Ratschläge sind sogar schädlich. Denn das Thema kommt zum falschen Zeitpunkt.
Wer erfolgreich einen Börsencrash meistern will, muss sich eine passende Strategie zurechtlegen, bevor der erste Euro investiert wird. Anleger, die sich erst Gedanken über einen Kurssturz machen, wenn der schon begonnen hat, bestraft der Markt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unausgegorene Anlageentscheidungen treffen, die viel Rendite kosten, ist hoch.
Es gibt nicht viele Anlagestrategien, die im Börsencrash funktionieren und auch in guten Zeiten erfolgversprechend sind. Strategien, die Aktienkursverluste dämpfen, liefern auf lange Sicht meist niedrigere Renditen als eine sogenannte Buy-and-hold-Strategie, bei der ein Investor immer im Markt bleibt und Krisen einfach aussitzt. Dafür ist letztere deutlich riskanter.
Was die richtige Balance zwischen Rendite und Risiko ist, muss jeder Anleger mit sich selbst ausmachen – einen Königsweg gibt es nicht. Das Entscheidende ist, die Strategie vor dem Investment festzulegen und an ihr konsequent festzuhalten – in guten wie in schlechten Zeiten. Nur so kann sich der gewünschte Anlageerfolg auch einstellen.
Wie hoch sind die Kursverluste bei einem Börsencrash?
Es gibt keine allgemeingültige Definition. Charakteristisch sind hohe Verluste in kurzer Zeit. Ein Extrembeispiel war der 19. Oktober 1987, der als Schwarzer Montag in die Börsengeschichte einging. Damals brach der amerikanische Aktienindex Dow Jones um mehr als 22 Prozent ein.
Ein brutaler Kurssturz bereitete auch der Börseneuphorie in Japan Anfang der 1990er-Jahre ein jähes Ende. In lokaler Währung verlor der japanische Aktienmarkt in nur neun Monaten 46 Prozent seines Wertes. Es dauerte knapp 30 Jahre, bis sich die japanische Börse von diesem Zusammenbruch wieder erholt hatte (siehe Grafik).
30 Jahre seitwärts nach dem großen Börsencrash Anfang 1990: Der japanische Aktienmarkt (in Indexpunkten)
Quelle: MSCI, Stand: Oktober 2019.
Auch Zeiträume von mehr als zwei Jahren, in denen die Aktienkurse stark nachgeben, werden als Börsencrash bezeichnet. Die schlimmsten Einbrüche des Weltaktienmarktes gemessen am MSCI World Index seit Anfang 1970 zeigt die folgende Tabelle:
Die schwersten Börsencrashs des Weltaktienindex MSCI World*
wdt_ID
Verlust in %
Auslöser
Beginn
Ende
Dauer des Abschwungs in Monaten
Verlust-Ausgleich nach …
1
-57%
Geplatzte Technologieblase
01.09.2000
01.03.2003
31
13 Jahren und 6 Monaten
2
-53%
Weltweite Finanzkrise
01.11.2007
01.02.2009
16
5 Jahren und 3 Monaten
3
-52%
1. Ölkrise
01.01.1973
01.12.1974
24
8 Jahren und einem Monat
4
-36%
Rezession in den USA, Irak-Krise
01.09.1989
01.09.1990
13
3 Jahren und 11 Monaten
5
-28%
Börsencrash in den USA
01.09.1987
01.11.1987
3
16 Monate
6
-22%
01.04.2015
01.02.2016
10
10 Monaten
7
-21%
01.07.1976
01.02.1978
20
4 Jahren
8
-21%
Eurokrise
01.02.2011
01.08.2011
6
6 Monaten
*Netto-Index in Euro. Quelle: MSCI, Fairvalue-Berechnungen (Stand: Dezember 2018).
Welche Kursschwankungen sind am Aktienmarkt normal?
Im Jahr 2015 sackte der Dax innerhalb von fünf Monaten um 22 Prozent ab, was in den deutschen Medien eine größere Hysterie erzeugte, als der Börsencrash nach den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center. Dass die Kurse der 30 größten deutschen Unternehmen gemessen am Börsenwert zuvor in nur drei Monaten um 28 Prozent gestiegen waren, ging in dem Getöse fast unter. Unter dem Strich gingen Dax-Anleger 2015 übrigens ohne einen Verlust oder Gewinn nach Hause.
Die Ausschläge des deutschen Börsenbarometers – sowohl nach oben als auch nach unten – lagen damals außerhalb der mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Schwankungsbreite, wenn man die historische Volatilität zugrunde legt. Die betrug zwischen 1990 und 2018 rund 22 Prozent. Das bedeutet, dass der Dax im Durchschnitt um 22 Prozentpunkte um seine mittlere Rendite schwankte, die bei rund 7 Prozent pro Jahr lag. Daran gemessen war es am wahrscheinlichsten, dass sich Kurseinbrüche zwischen 7 und -15 Prozent bewegten. So gesehen war der Einbruch im Jahr 2015 ein ungewöhnlicheres Ereignis.
Dax: Hohe Schwankungen sind charakteristisch für den deutschen Index
Der Dax ist ein vergleichsweise schwankungsanfälliger Index und als solcher auch kein geeignetes Fundament für ein gut diversifiziertes Depots. Als Baustein in kleineren Portfolios sind Weltaktienindizes wie der MSCI World besser geeignet. Die Volatilität des MSCI World war deutlich niedriger als die des Dax. Sie betrug zwischen 1990 und 2018 gut 15 Prozent. Auch die maximalen Verluste während Börsencrashs waren geringer. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase verlor der MSCI World auf Eurobasis 57 Prozent. Der Dax brach um 68 Prozent ein.
Doch auch der Weltaktienmarkt gleicht auf kurze Sicht einer Achterbahnfahrt. Die Rendite pro Jahr schwankt gewaltig. In der Vergangenheit gab es Gewinne von bis zu 60 Prozent und Verluste von bis zu 40 Prozent. Halten Anleger Aktien über längere Zeiträume, sinkt die Schwankungsbreite der durchschnittlichen jährlichen Rendite aber erheblich. Bei Anlagen über 15 Jahre in den MSCI World erzielten Anleger im besten Fall eine durchschnittliche Rendite von 15 Prozent pro Jahr und im schlechtesten Fall 1,5 Prozent pro Jahr.
Weltaktienindex MSCI World*: Ein-Jahres-Renditen und langfristige Durchschnittsrenditen im Vergleich
*Netto-Index in Euro seit 1970. Quelle: MSCI, Fairvalue-Berechnungen (Stand: November 2018)
Lässt sich ein Börsencrash zuverlässig vorhersagen?
Nein. Die Entwicklung von Aktienkursen lässt sich grundsätzlich nicht mit Sicherheit voraussagen. Wäre dem so, wären die Aktienbörsen ein sicherer Ort, wo Anleger ohne Risiko investieren könnten. Die Renditen wären dann aber auch nicht mehr höher als die Verzinsung eines Sparbuches.
Kluge Anleger ignorieren Prognosen zu Kursentwicklungen und möglichen Börsencrashs. Denn solche Vorhersagen sind nichts weiter als Meinungsäußerungen von Menschen, die ebenso wenig wissen wie alle anderen Anleger, wo die Börsen künftig stehen werden. Börsenprognosen sind Marketing. Denjenigen, die lauthals ihr Bild von der Zukunft herausschreien, geht es letztlich immer nur um den Verkauf ihrer Produkte.
Investoren, die ihre Portfolios auf der Basis von Prognosen zusammenstellen, erwirtschaften meist unterdurchschnittliche Renditen. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass Börsenvorhersagen in der Regel falsch sind. Trifft das Erwartete tatsächlich einmal ein, handelt es sich um einen Zufall. Doch auf der Basis von Zufällen lassen sich dauerhaft keine soliden Renditen erzielen.
Weil sich nicht zuverlässig vorhersagen lässt, wie sich die verschiedenen Anlageklassen, Länderbörsen, Branchen oder Aktien von einzelnen Unternehmen entwickeln werden, streuen erfolgreiche Anleger ihr Vermögen über eine Vielzahl von Investments (siehe unten).
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Kann man vom Kurs-Gewinn-Verhältnis auf einen künftigen Börsencrash schließen?
Nein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller entwickelte, erreichte zwar nie dagewesene Höhen, bevor die Börsencrashs in den Jahren 1929 und 2000 begannen. Doch für die Investoren war damals nicht vorhersehbar, wo die Umkehrpunkte liegen würde. Zudem waren Aktien vor dem Börsencrash 1973 durchschnittlich bewertet und auch vor der Finanzkrise 2008 nicht extrem teuer.
Das Shiller-KGV ist als Indikator für Market-Timing kaum geeignet. Von der Marktbewertung, die es anzeigt, lässt sich aber tendenziell auf die langfristigen künftigen Renditen schließen. Waren Aktien nach dem Shiller-KGV teuer, fiel die jährliche Durchschnittsrendite in den folgenden zehn Jahren oft niedrig aus.
Sollten Anleger ihre Aktien im Börsencrash verkaufen oder zumindest den Aktienanteil reduzieren?
Anleger, die aus dem Bauch heraus über Verkäufe nachdenken, sobald die Kurse anfangen zu fallen, haben ein kaum lösbares Timing-Problem. Niemand weiß, wie weit die Notierungen absacken werden oder ob sich die Verluste gar zu einem Börsencrash ausweiten. Ein Crash lässt sich immer erst im Nachhinein diagnostizieren (siehe oben). Wer sich von seinen Emotionen leiten lässt und verkauft, kurz bevor der Markt wieder nach oben dreht, und später wieder zu höheren Peisen einsteigt, schmälert seine Rendite erheblich.
Angenommen die Kurse fallen nach einem Verkauf tatsächlich noch ganzes Stück weiter, dann stellt sich die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Wiedereinstieg ist. Die meisten Anleger werden zu lange warten, sodass sie am Ende kaum etwas gewinnen. Stattdessen zermarterten sie sich wochen- oder monatelang das Hirn, auf der Suche nach einem eindeutigen Indiz für eine stabile Markterholung.
Ist es also ratsam, auch bei einem Börsencrash an einer Buy-and-hold-Strategie festzuhalten?
Wer sich für Buy and Hold entschieden und das Portfolio entsprechend ausgerichtet hat, sollte auch an dieser Strategie festhalten, falls es zu einem Börsencrash kommt. Buy and Hold ist aber nur mit Portfolios aus ETF oder Indexfonds zu empfehlen, die marktbreite Indizes mit einer guten Diversifikation abbilden.
Die Strategie lebt von der berechtigten Annahme, dass sich ganze Märkte, etwa der US-amerikanische Aktienmarkt oder der Weltaktienmarkt, immer wieder von Einbrüchen erholen werden. So war es zumindest in der Vergangenheit, abgesehen von Japan (siehe oben). Hinzu kommt: Unternehmen, die sehr schlecht laufen, werden aus den Indizes entfernt, sobald sie nicht mehr die Mindestkriterien erfüllen. Andere, erfolgreichere Firmen rücken dafür nach. Insofern hat auch Buy and Hold mit ETF eine aktive Komponente.
Mit wenigen Einzelaktien würde eine Buy-and-hold-Strategie dagegen einem Himmelfahrtkommando gleichen. Denn die Kurse vieler Konzerne erholen sich nicht wieder nach einem Börsencrash. Ein prominentes Beispiel ist die Deutsche Telekom. Anleger, die die Aktie Ende der 1990er-Jahre kauften, sitzen bis heute auf hohen Verlusten, falls sie an dem Papier festhielten. Es darf auch getrost bezweifelt werden, dass die Deutsche Bank und die Commerzbank jemals wieder die Kursniveaus erreichen werden, die sie noch 2006 hatten. Die Liste der Beispiele ist endlos.
Trauma der deutschen Privatanleger: Nach dem Börsencrash von 2000 bis März 2003 erholte sich die Telekom-Aktien nie wieder
Quelle: Morningstar Direct (Stand: November 2018)
Anleger sollten von einer Buy-and-hold-Strategie mit einem international aufgestellten Portfolio nur abweichen und verkaufen, wenn sie die Aktienmärkte für hoffnungslos überteuert halten. Dieser Fall kann aber allein während eines euphorischen Booms eintreten. Im Börsencrash sinken die Bewertungen, Aktien werden billiger.
Was bringt eine gute Diversifikation im Börsencrash?
Eine ausgefeilte Diversifikation ist für Privatanleger das Fundament einer erfolgreichen Geldanlage. Aber die Verteilung des Risikos über die globalen Aktienmärkte hat ihre Grenzen. Denn bei einem Börsencrash fallen die Aktienkurse meist weltweit. Anleger können aber mit weiteren Anlageklassen den riskanten Anteil ihres Portfolios zusätzlich diversifizieren. Etwa mit Schwellenländeranleihen, High-Yield-Bonds, Gold, Rohstoffen und börsengehandelten Indexfonds (ETF), die besonders stabile Branchen abbilden (siehe unten).
Fairvalue hat ein Portfolio aus riskanten Anlageklassen entwickelt, das während Börsencrashs besser abschnitt als der Weltaktienmarkt und gleichzeitig eine höhere Rendite lieferte. Alle Details enthält unser Ratgeber Wie Sie ein fast unschlagbares ETF-Portfolio zusammenstellen.
Funktionieren quantitative Timing-Strategien im Börsencrash?
Ja. Beispielsweise lassen sich die Verluste während großer Börsencrashs mit einer einfachen Trendfolgestrategie auf der Basis gleitender Durchschnitte erheblich reduzieren. Der Preis dafür sind niedrigere Renditen im Aufschwung im Vergleich zu einem Buy-and-hold-Portfolio.
Kommt es im Anlagezeitraum zu einem oder mehreren schweren Kursstürzen mit Verlusten von deutlich mehr als 25 Prozent, können Anleger mit einer Trendfolgestrategie ähnliche oder sogar höhere Renditen erzielen als mit einer Buy-and-hold-Strategie. Gleichzeit ist das Risiko viel niedriger. Bleibt der große Börsencrash aber aus, schneiden Trendfolgestrategien gemessen an der absoluten Rendite schlechter ab.
Im Gegensatz zum Market-Timing aus spontanen Impulsen heraus, folgen Trendfolgestrategien festgelegten Handelssignalen, die aus vergangenen Kursdaten gewonnen werden. Diese Konzepte können nur dann erfolgreich sein, wenn Anleger sie konsequent umsetzen. Wie Trendfolgestrategien funktionieren und was Investoren von ihnen im Einzelnen erwarten können, lesen Sie in unserer ausführlichen Analyse Trendfolgestrategien mit ETF.
Welche Anlagestrategien sind noch zuverlässig im Börsencrash?
Laut einer Studie des Finanzmarktforschers Campbell R. Harvey in Zusammenarbeit mit Analysten des britischen Hedgefonds-Anbieters Man Group haben sich zwei Strategien in Börsencrashs bewährt, bei denen sowohl auf steigende als auch auf fallenden Kurse gesetzt wird. Solche Konzepte werden als Long-Short-Strategien bezeichnet.
Bei der einen handelt es sich um eine Trendfolgestrategie, die auf den internationalen Futuremärkten mit Aktienindizes, Devisen, Rohstoffen und Anleihen umgesetzt wird. Bei der zweiten Strategie werden sogenannte Qualitätsaktien gehandelt. Beide Ansätze sind für die meisten Privatanleger zu komplex, um sie eigenständig zu verfolgen. Stattdessen könnten aber Fonds eingesetzt werden, die diese Strategien abbilden. Allerdings sind uns derzeit keine entsprechenden Produkte bekannt, die wir empfehlen könnten.
Ist es vorteilhaft, das Aktienportfolio bei einem Börsencrash abzusichern?
In der Regel ist das nicht der Fall. Das Timing-Problem ist dasselbe wie oben beschrieben. Hinzu kommt, dass der Umgang mit Wertpapieren, mit denen Investoren auf fallende Kurse setzen können, fundiertes Wissen und Erfahrung voraussetzt. Das gilt beispielsweise für Put-Optionsscheine. Sie sind eine Art Versicherung gegen fallende Kurse, für die der Käufer eine Prämie bezahlen muss. Diese Prämie ist umso höher, je größer die Volatilität an den Aktienmärkte ist. Mit anderen Worten: Gerade dann, wenn Anleger im Börsencrash eine Versicherung am nötigsten brauchen, ist sie am teuersten.
Fällt der Markt nicht wie erwartet weiter und dreht wieder nach oben, verfallen die Puts bei Fälligkeit wertlos. Die gezahlte Prämie schmälert aber die Rendite des Portfolios.
Um das Timing-Problem zu lösen, könnten Anleger ihre Aktien natürlich dauerhaft mit Puts absichern. Die Gewinne aus diesen Positionen während Börsencrashs kompensieren weitgehend die Verluste der Aktien. Doch in normalen Börsenzeiten, wenn die Kurse tendenziell steigen oder sich seitwärts bewegen, machen die Puts Verluste. Unter dem Strich schrumpft die Aktienrendite dadurch auf das niedrige Niveau von kurzlaufenden Anleihen, wie eine Untersuchung eines Analystenteams um den Finanzmarktforscher Campbell R. Harvey zeigt. Demnach ist eine Absicherungsstrategie mit Puts zu teuer.
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Ist Gold eine gute Versicherung gegen einen Börsencrash?
In den neun Börsencrashs am Weltaktienmarkt zwischen 1970 und Mai 2020 machte Gold eine gute Figur. Während vier Kurstürzen stiegt der Goldpreis (in Euro) an. In den anderen Krisen büßte das Edelmetall erheblich weniger an Wert ein als der MSCI World Index.
Der Goldpreis in Euro war während Börsencrashs vergleichsweise stabil oder stieg sogar an
Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.
Gold ist nur gering mit anderen Anlageklassen korreliert und eignet sich deshalb sehr gut zur Portfoliodiversifikation. Bei Börsencrashs kann es die Verluste dämpfen. Solange der Schadensfall aber nicht eintritt, müssen Anleger damit rechnen, dass eine Prämie für die Absicherung fällig wird. Denn Investoren müssen Gold durchgehend im Portfolio halten, damit diese Versicherung funktionieren kann. Wer erst über Käufe nachdenkt, wenn ein Börsencrash bereits im vollen Gange ist, ist zu spät dran.
Die langfristige historische Rendite seit 1970 war mit 6,45 Prozent etwas schlechter als die des Weltaktienmarktes. Anleger mussten von 1980 bis 2000 eine 20jährige Durststrecke überstehen. In diesem Zeitraum sackte der Goldpreis auf Eurobasis um 69 Prozent ab.
Somit ist Gold in normalen Zeiten keineswegs ein Fels in der Brandung, wie viele meinen. Vielmehr ist das Edelmetall noch schwankungsanfälliger als Aktien und bringt keine laufende Erträge wie Dividenden ein. Auch der Inflationsschutz, der Gold stets zugeschrieben wird, ist ein Mythos, zeigt eine Analyse von Fairvalue.
Überstehen einzelne Aktiensegmente und Branchen einen Börsencrash besser?
Value-Aktien und Aktien mit hoher Dividendenrendite wird immer wieder nachgesagt, dass sie bei Kursstürzen an den Börsen besser abschneiden als der Gesamtmarkt im Durchschnitt. Doch das ist mehr Wunsch als Wirklichkeit. Während vielen Abschwüngen machten solche Titel keine bessere Figur. Unsere Analyse von Dividenden-ETF hat jedoch gezeigt, dass sich diese börsengehandelten Indexfonds während Börsencrashs im Durchschnitt etwas besser hielten als der jeweilige Gesamtmarkt. Die ganze Studie.
Auch einzelnen Branchen, die relativ unabhängig vom Konjunkturzyklus sind wie etwa Energieversorger oder Pharmaunternehmen, gelten als sichere Aktien in unruhigen Zeiten. Grundsätzlich gibt es immer einzelne Branchen, die sich im Börsencrash besser behaupten als andere. Nur welche das sind, wissen Anleger mit Sicherheit immer erst, wenn der Crash vorbei ist.
Nahrungsmittelaktien waren in der Vergangenheit vergleichsweise stabil
In den vergangenen 20 Jahren waren Nahrungsmittelaktien mit Abstand am stabilsten, wie eine Untersuchung von Fairvalue zeigt. In diesem Zeitraum gab es vier Börsencrashs. Während der Weltaktienmarkt im Schnitt 38 Prozent pro Crash verlor, büßte der globale Nahrungsmittelsektor nur 16 Prozent ein. Alle Ergebnisse der Analyse.
Ob Nahrungsmittelaktien auch künftig während Kursstürzen am Weltaktienmarkt Stabilität bieten werden, ist unsicher. Ein starkes Indiz dafür ist aber, dass sich die hohe Krisenresistenz der Vergangenheit in drei unabhängigen Währungsräumen und auf dem Weltaktienmarkt zeigte.
Internationale Nahrungsmittelaktien und gute Dividendenfonds sind mögliche Bausteine für die Konstruktion robuster Portfolios aus verschiedenen Anlageklassen. Eine gute Figur als Stabilisator im Börsencrash machten in der Vergangenheit auch Immobilienaktien aus der Eurozone, wenn man den Sonderfall der Finanzkrise 2008 außen vor lässt. Damals wurden alle Wertpapiere, die irgendetwas mit Immobilien zu tun hatten, panisch verschleudert.
Fairvalue ist Deutschlands investigatives Onlinemagazin für Geldanleger. Die Redaktion erstellt ihre exklusiven Analysen und Ratgeber vorwiegend auf der Basis eigener quantitativer Untersuchungen. Die Beiträge liefern langfristig orientierten Investoren eine fundierte Grundlage für erfolgreiche Anlageentscheidungen. Mehr über Fairvalue
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