Festverzinsliche Wertpapiere

Anleihen-ETF – wie Sie den passenden Rentenfonds finden

Von Markus Neumann

Anleihen-ETF: Wie Sie den passenden Rentenfonds finden

Die Aktienmärkte stehen im Fokus der meisten Anleger. Über Anleihen wissen sie wenig. Dabei sollten auch festverzinsliche Wertpapiere eine wichtige Rolle in Portfolios spielen. Die Unterschiede zwischen einzelnen Anleihen-ETF sind allerdings groß. Ein Wegweiser durch den Bonds-Dschungel.

Es gibt eine kaum überschaubare Fülle von Produkten, die das Etikett Anleihen-ETF tragen. Aber nicht überall, wo Anleihen-ETF draufsteht, ist Sicherheit drin. Das Risiko von einzelnen börsengehandelten Indexfonds in diesem Segment unterscheidet sich zum Teil gewaltig. Gemeinsam ist allen nur, dass sie überwiegend oder ausschließlich in Anleihen investieren und die Wertentwicklung von Rentenindizes kopieren. Die Indizes wiederum bilden einzelne Segmente des riesigen Anleihenmarktes ab, etwa den Markt für Euro-Staatsanleihen oder den für Schwellenländeranleihen.

Was Anleihen-ETF unterscheidet

Die Finanzindustrie unterteilt Anleihen nach verschiedenen Kriterien, an denen sich auch ETF orientieren.

Herausgeber (Emittent) – Es gibt Fonds, die ausschließlich in Staats- oder Unternehmensanleihen investieren. Manche konzentrieren sich auf Bankanleihen, die wiederum vorwiegend mit Immobilienkrediten besichert sind. Solche Anleihen nennen sich in Deutschland Pfandbriefe. Letztere werden am Kapitalmarkt als fast so sicher wie Anleihen von Staaten mit hoher Kreditwürdigkeit eingestuft. Das ist an den nur geringfügig höheren Zinsen im Vergleich zu solchen Staatsanleihen ablesbar.

Bonität – Viele ETF kaufen ausschließlich Anleihen von Emittenten mit guter Kreditwürdigkeit. Letztere ist am sogenannten Rating ablesbar. Es wird von spezialisierten Agenturen vergeben.

Emittenten, die über Bonitätsnoten von „durchschnittlich“ bis „ausgezeichnet“ verfügen, dürfen sich mit dem Gütesiegel „Investment Grade“ schmücken. Anleihen ohne dieses Prädikat gelten als Ramsch. Sie werden auch als Junkbonds, Schrottanleihen, High-Yield-Bonds oder Hochzinsanleihen bezeichnet. Wegen ihrer größeren Ausfallwahrscheinlichkeit werfen sie höhere Renditen ab als Investment-Grade-Anleihen.

Meistens handelt es sich bei Hochzinsanleihen um Papiere von Unternehmen, die stark verschuldet sind. Aber auch manche Staatsanleihen werden als Ramsch eingestuft, derzeit etwa die von Griechenland.

Was die Bonitätsnoten der Ratingagenturen bedeuten

wdt_IDMoody ’sStandard & Poor ’s, FitchWas steckt hinter der Note ?
1Investment Grade
2AaaAAAHochqualitative Anleihen. Die Rückzahlung von Zinsen und des eingesetzten Kapitals gilt als sehr sicher.
3Aa1; Aa2; Aa3AA+; AA; AA−Anleihen mit sehr hoher Sicherheit. Geringes Ausfallrisiko. Zins und Tilgung werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit geleistet.
4A1; A2; A3A+; A ; A−Gute Bonität. Viele Kriterien deuten darauf hin, dass Zins und Tilgung geleistet werden. Es gibt aber ein Restrisiko.
5Baa1; Baa2; Baa3BBB+; BBB; BBB−Durchschnittliche Bonität. Anleger, die Sicherheit suchen, sollten keine schlechter bewerteten Anleihen kaufen.
6Non-Investment-Grade
7Ba1; Ba2; Ba3BB+; BB; BB−Hohes Risiko. Zurzeit werden Zins und Tilgung zwar noch gezahlt, doch langfristig ist das Risiko eines Zahlungsausfalls hoch.
8B1; B2; B3B+; B ; B−Spekulative Anlage. Rückzahlung der Anleihen ist stark gefährdet.
9Caa; Ca; CCCC ; CC ; CHoch spekulativ. Zahlungsverzug ist eingetreten (Moody ’s) oder es besteht eine direkte Gefahr für einen Zahlungsverzug (S & P).

Region – Eine Vielzahl von Anleihen-ETF legt nur in bestimmten Ländern oder Regionen an, etwa in Deutschland, dem Euroraum oder ausschließlich in Schwellenländern.

Laufzeit – Anleihen gibt es mit vielen unterschiedlichen Laufzeiten ab einem Jahr aufwärts. Schuldtitel mit kürzeren Laufzeiten gelten als sogenannte Geldmarktpapiere. Je länger die Laufzeit, desto höher ist in der Regel die Rendite. Denn mit zunehmender Laufzeit steigt das Risiko, insbesondere das sogenannte Zinsänderungsrisiko. Bei steigenden Zinsen sind die zeitweisen Kursverluste von Anleihen umso größer, je länger die Laufzeit ist (siehe unten). Viele Anleihen-ETF konzentrieren sich auf bestimmte Laufzeiten. Sie enthalten beispielsweise nur Papiere, die in drei bis fünf Jahren fällig werden.

Kennzahlen von Anleihen-ETF richtig interpretieren

Anbieter von Anleihen-ETF veröffentlichen meistens einige Kennzahlen, die helfen, Chancen und Risiken einzuschätzen. Die wichtigsten sind:

Effektivverzinsung (Endfälligkeitsrendite) – Sie gibt die durchschnittliche Rendite pro Jahr der im ETF enthaltenen Anleihen an, wenn sie bis zu ihrer Fälligkeit gehalten werden würden. Diese Kennzahl wird manchmal auch Rückzahlungsrendite genannt. Für Anleger ist sie aber nur eine grobe Orientierung, weil ETF die Anleihen meistens nicht bis zu ihrem Laufzeitende behalten. Die Effektivverzinsung spiegelt das aktuelle Zinsniveau in dem jeweiligen Markt wider, in dem der Fonds investiert.

Laufende Rendite – Sie errechnet sich aus dem Verhältnis von Zinskupon und Kurs einer Anleihe. Zinskupon nennen Anleger die feste Zinszahlung, die sie meist jährlich für eine Anleihe erhalten. Bei einem Anleihen-ETF wird die laufende Rendite aus den gewichteten Durchschnitten der Zinskupons und der Kurse berechnet. Bei börsengehandelten Indexfonds, die ihre Zinseinnahmen ausschütten, ist sie ein Indiz für den zu erwartenden Auszahlungsbetrag in der jeweiligen Zahlungsperiode. Anders als die Effektivverzinsung bezieht sich die laufende Rendite immer nur auf ein Jahr.

Modifizierte Duration – Diese Kennzahl quantifiziert das Zinsänderungsrisiko. Sie gibt an, um wie viel Prozent der Wert eines Anleihen-ETF steigt oder fällt, wenn sich das Marktzinsniveau um 1 Prozent verändert. Angenommen, in der Eurozone steigt der Zins um 1 Prozent. Dann fällt der Wert eines Anleihen-ETF mit einer modifizierten Duration von sieben um 7 Prozent. Umgekehrt würde der Fondswert um 7 Prozent steigen, falls die Zinsen um 1 Prozent sinken. An der modifizierten Duration lassen sich also Chancen und Risiken von Zinsänderungen ablesen. Je kürzer die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen in einem Fonds, desto niedriger ist die modifizierte Duration – und umgekehrt.

Risiken von Anleihen-ETF

Aus diesen Zusammenhängen wird deutlich, dass Anleihen-ETF von fallenden Zinsen profitieren, bei steigenden Zinsen aber Kursverluste erleiden. Denn klettern die Zinsen nach oben, rutschen die Anleihe-Kurse nach unten.

Das Zinsniveau selbst wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Zu den wichtigsten zählen die Geldpolitik der Notenbanken, die Inflation und das Wirtschaftswachstum. Hohes Wirtschaftswachstum etwa sorgt für steigende Nachfrage nach Geld. Das wiederum treibt die Zinsen nach oben, ebenso wie eine anziehende Inflation. Erwarten Anleger steigende Konsumentenpreise, verlangen sie in der Regel als Ausgleich höhere Zinsen.

Doch auch Krisen und Kapitalströme beeinflussen den Zins. Als während der Staatsschuldenkrise in Europa Investoren das Vertrauen in Länder wie Griechenland, Portugal und Irland verloren, stieg das Zinsniveau in diesen Ländern schlagartig an, weil immer weniger Anleger bereit waren, diesen Staaten Geld zu leihen. Umgekehrt floss viel Kapital, das aus den Schuldenländern abgezogen wurde, ins sichere Deutschland. Das führte dazu, dass hierzulande die Renditen für Bundesanleihen fielen.

Kreditwürdigkeit beeinflusst Kurse von Anleihen

Herauf- und Herabstufungen der Kreditwürdigkeit von Schuldnern können ebenfalls zu Gewinnen und Verlusten bei Anleihen-ETF führen kann. Insbesondere eine Herabstufung von einem Investment-Grade-Rating zu Ramsch kann drastische Wertverluste nach sich ziehen.

Wer schon einmal einen Kredit aufgenommen hat, weiß, dass der Zinssatz, den die Bank verlangt, von der Bonität des Kreditnehmers abhängt. Ein leitender Beamter mit unkündbarem Job und hohem Einkommen muss in der Regel nur einen niedrigen Zins bezahlen. Ein Selbstständiger mit schwankendem Einkommen dagegen einen hohen, falls er überhaupt ein Darlehen bekommt.

Bei Staaten und Unternehmen funktioniert das nicht anders. Diejenigen mit der höchsten Wirtschaftskraft und den niedrigsten Schulden müssen die geringsten Zinsen bezahlen, weil kaum jemand an der Rückzahlung der Darlehen zweifelt.

Die Bonität ist aber nicht in Stein gemeißelt. Sie kann sich ändern. Beispielsweise haben viele Schwellenländer in den vergangenen Jahren ihre Kreditwürdigkeit verbessert. Das führte zu günstigeren Kreditkonditionen und steigenden Anleihekursen.

Verschlechtert sich aber die Bonität wie im Falle Griechenlands während der Eurokrise, fährt der Zug in die entgegengesetzte Richtung. In Griechenland trat letztlich der denkbar schlechteste Fall für Anleger ein: Der Staat konnte seine Schuld nicht mehr begleichen, und die Gläubiger mussten auf einen Teil ihres Geldes verzichten.

Handelsrisiken von Anleihen-ETF

Anders als Aktien sind Anleihen keine besonders liquide Anlageklasse. Während sich für die Aktien von großen Unternehmen an den Börsen so gut wie immer Käufer und Verkäufer finden lassen, ist das bei Anleihen nicht unbedingt der Fall. Viele werden nicht an Börsen, sondern nur auf abgeschotteten Marktplätzen zwischen Banken, Fonds und anderen professionellen Anlegern gehandelt.

In Stressphase, etwa während eines Börsencrashs, kann der Handel mit wenig liquiden Anleihen stocken oder sogar zum Erliegen kommen, weil der Preisfindungsmechanismus nicht mehr richtig funktioniert. Investoren sind sich nicht mehr sicher, welchen Wert bestimmte Anleihen haben und sind deswegen nicht bereit, zu kaufen oder verkaufen.

Das hat auch für Anleihen-ETF, die fortlaufend an Börsen gehandelt werden, unangenehme Folgen. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreisen, der sogenannte Spread, schießt mit steigender Unsicherheit in die Höhe. Gleichzeitig können die Börsenpreise für Anleihen-ETF stark von ihren Indizes abweichen.

Für Privatanleger ist dann die Gefahr besonders hoch, beim Handel mit Anleihen-ETF ein schlechtes Geschäft zu machen, also entweder zu billig zu verkaufen oder zu teuer kaufen. Mehr darüber lesen Sie in der Analyse ETF kaufen und verkaufen.

Bei Anleihen, insbesondere bei riskanten Unternehmensanleihen und Schwellenländeranleihen, gibt es demnach ein nicht unbeträchtliches Liquiditätsrisiko, das sich beispielsweise während der Corona-Krise zeigte. Anderseits war es noch nie eine gute Idee, Wertpapiere mitten in einem Crash abzustoßen. Wer eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgt und Krisen konsequent aussitzt, für den spielen Handelsrisiken nur eine untergeordnete Rolle.

Warum Anleihen-ETF besser sind als aktiv gemanagte Rentenfonds

Wie bei Aktienfonds haben Anleger auch bei Rentenfonds die Wahl: Sie können sich zwischen Anleihen-ETF und aktiv gemangten Rentenfonds entscheiden, bei denen ein Manager die Anleihen auswählt.

Mit einem aktiv gemanagten Fonds haben Anleger die Chance, eine höhere Rendite zu erzielen als im Marktdurchschnitt. Dafür besteht aber auch das Risiko, am Ende schlechter dazustehen. Und diese Gefahr ist beträchtlich, wie verschiedene Untersuchungen zeigen. Nur sehr wenige Rentenfondsmanager schaffen es, den jeweiligen Marktdurchschnitt zu schlagen.

Hinzu kommt, dass Manager dazu neigen, höhere Risiken einzugehen, um die Rendite ihrer Fonds nach oben zu peitschen. Beispielsweise kaufen manche Rentenfonds, die eigentlich auf sichere Euro-Staatsanleihen fokussiert sind, zum Teil auch riskantere Papiere wie Unternehmens- und Hochzinsanleihen oder Aktien und andere Wertpapiere mit hohen Gewinn- und Verlustchancen. Verbreitet ist auch, mehr Bonds mit schlechteren Ratings und höheren Renditen zu halten als der Vergleichsindex.

Anleger wissen bei aktiven Rentenfonds demnach nie ganz genau, welche Risiken sie gerade eingehen. Die zeigen sich immer erst bei einem XY Börsencrash, wenn diese vermeintlich sicheren Rentenfonds erheblich an Wert verlieren. Das war in der Finanzkrise von 2007 bis 2009 so und auch während des jüngsten Crashs, ausgelöst von der Corona-Pandemie.

Bei einem Anleihen-ETF ist dagegen immer transparent, welche Papiere der Fonds gerade enthält.

Geringe Kosten sprechen für Anleihen-ETF

Doch nicht nur wegen ihrer hohen Transparenz sind Anleihen-ETF eine gute Wahl. Sie sind auch im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds deutlich günstiger Deswegen werfen sie häufig höhere Erträge ab. Die Verwaltungskosten von Anleihen-ETF liegen oft unter 0,2 Prozent pro Jahr.

Aktiv gemanagte Rentenfonds verlangen dagegen jährlich 0,5 bis 1 Prozent. Auch ihre Anschaffungskosten sind höher, falls Anleger nicht gerade von Rabattaktionen profitieren: Im Normalfall verlangen die Fondsgesellschaften einen sogenannten Ausgabeaufschlag in Höhe von 2,5 bis 3 Prozent. Das macht sich besonders in Zeiten sehr niedriger Zinsen bemerkbar: Da kann es dann Jahre dauern, bis die Anschaffungskosten wieder reingeholt sind.

Bei Anleihen-ETF gibt es dagegen keinen Ausgabeaufschlag. Allerdings fallen Transaktionskosten beim Kauf über eine Börse oder im Direkthandel an. Anleger bezahlen die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis (Spread) – in normalen Zeiten je nach ETF zwischen 0,05 und rund 0,3 Prozent. Hinzu kommen die Provision der Depotbank für die Platzierung der Börsenorder und möglicherweise ein Entgelt für die Nutzung des Börsenplatzes sowie eine Maklercourtage.

Anleger können viel Geld sparen, wenn sie ihre Wertpapierorders über eine günstige Direktbank oder einen Online-Broker abwickeln. Für Anleger mit weniger Börsenerfahrung empfehlen wir das Wertpapierdepot der ING*. Eine Alternative ist die Consorsbank*. Erfahrene Anleger, die viel handeln, sind bei Smartbroker* richtig. Details zu diesen Anbietern und weitere Empfehlungen finden Sie in unserem Depot-Vergleich.

Tipp: Falls Sie noch keine Erfahrung mit dem Handel von ETF über Online-Broker haben, schauen Sie sich unsere Videoanleitung an. Darin zeigen wir mit einem echten Depot, wie Sie online ETF kaufen können. Zum Video

Anleihen-ETF im Portfolio

Ein nicht ungefährliches Missverständnis unter privaten und professionellen Anlegern besteht in der Neigung, alle Anleihen in einen Topf zu werfen. Die festverzinslichen Wertpapiere werden in den meisten Portfolios auf der sicheren Seite verbucht. Doch das ist ein Fehler.

High-Yield-Bonds von hochverschuldeten Unternehmen verhalten sich eher wie Aktien und nicht wie Euro-Staatsanleihen von Staaten mit sehr guter Bonität. Gleiches gilt für Schwellenländeranleihen. Beide Anlageklassen eignen sich ausgezeichnet um ein ETF-Portfolio zu diversifizieren. Aber sie gehören zum riskanten Anteil des Portfolios, zusammen mit Aktien, Rohstoffen und Gold.

Auf der sicheren Seite eines ETF-Portfolios, die bei Börsencrashs die Kursverluste dämpfen soll, haben nur Anlagen etwas zu suchen, die wirklich weitgehend sicher sind. Dazu zählen Anleihen-ETF auf Euro-Staatsanleihen. Wegen ihrer vergleichsweise stabilen Wertentwicklung sind diese ETF ein wichtiger Grundbaustein für langfristig ausgerichtete Portfolios.

Schon mit kleinen Anlagesummen läßt sich aus einem Bond-ETF auf Euro-Staatsanleihen und einem international ausgerichteten Aktien-ETF ein einfaches Depot zusammenstellen. Der Aktienfonds sollte die Rendite bringen und der Rentenfonds die Wertschwankungen glätten.

2008 etwa, als sich nach der Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers der Kursverfall an den Börsen beschleunigte, warfen Anleihen-ETF auf Euro-Staatsanleihen hohe Renditen von rund 9 Prozent ab.

Umgekehrt war 2013 ein schwaches Jahr für Staatsanleihen der Euro-Länder. Dafür legten Aktien kräftig zu. Auf diese Weise ergänzen sich beide Anlageklassen in einem Portfolio und verstetigen die Erträge. Das funktioniert allerdings nicht immer: 2011 zum Beispiel, als die Staatsschuldenkrise in der Eurozone ausbrach, gerieten Renten- und Aktienfonds gleichzeitig unter Druck.

Mehr zu den Eigenschaften von Euro-Staatsanleihen lesen Sie in der Analyse Die sichere Seite eines ETF-Portfolios.

Die Auswahl von Anleihen-ETF

Für Privatanleger kommen vor allem Anleihen-ETF auf marktbreite Rentenindizes infrage. Sie enthalten eine Vielzahl von Bonds aller Laufzeiten mit unterschiedlichen Ratings und sind repräsentativ für ihr jeweiliges Segment. Spezialisierte Produkte, die sich auf Teilbereiche eines Marktes konzentrieren, etwa auf Anleihen mit einer Laufzeit von 15 Jahren und mehr, sind eher etwas für Experten, die ihre Bondinvestments an bestimmte Risikoprofile anpassen oder aktiv vermeintlich Chancen auf den Märkten nutzen wollen.

Anders als Aktienindizes wie der Dax und S&P 500 werden Rentenindizes von den Medien kaum beachtet. Selbst Finanzdatenwebsites wie Onvista.de veröffentlichen sie nicht. Professionelle Anleger verfolgen ihre Entwicklung über Datenanbieter wie Bloomberg, die sich ihre Dienste üppig entlohnen lassen. Für Privatanleger ist es am einfachsten, die Wertentwicklung von Rentenindizes über Anleihen-ETF zu verfolgen, die sie nachbilden.

Indizes mit Euro-Staatsanleihen

Auf dem deutschen Markt buhlen derzeit fünf marktbreite Rentenindizes, die das Segment der sicheren Euro-Staatsanleihen abbilden, um das Kapital der Anleger. Die Unterschiede zwischen den Indizes sind gering. Die Gewichtung der einzelnen Länder orientiert sich bei allen am Volumen der ausstehenden Anleihen. Italien und Frankreich kommen zusammen auf knapp 50 Prozent, Deutschland und Spanien zusammen auf 30 Prozent. Die restlichen 20 Prozent verteilen sich meist auf Belgien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Irland und Finnland.

Kritiker sehen in den Indexkonstruktionen ein geradezu perverses System. Denn umso mehr Schulden ein Land hat, desto stärker ist es im Index vertreten. Das lässt sich zwar nicht ganz von der Hand weisen. Doch grundsätzlich sagt die absolute Schuldenhöhe nichts über die Kreditwürdigkeit eines Landes aus. Die Verbindlichkeiten müssen an der Wirtschaftskraft gemessen werden.

So hat Deutschland zwar absolut betrachtet hohe Schulden und deshalb das dritthöchste Gewicht in den Euro-Staatsanleihenindizes. Doch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt ist die Bundesrepublik nur vergleichsweise gering verschuldet. Anders liegen die Dinge bei Italien, das auch im Verhältnis zu seiner Wirtschaftsleistung hoch verschuldet ist. Letztlich sorgt die Mischung in den Rentenindizes für ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Schuldner sehr guter und etwas schlechterer Bonität.

Die nachfolgende Tabelle enthält Anleihen-ETF auf Euro-Staatsanleihen, die Fairvalue für empfehlenswert hält. Nach welchen Kriterien wir ETF auswählen beschreibt der Beitrag ETF-Empfehlungen. Dort finden Sie auch die ETF für Schwellenländeranleihen und High-Yield-Bonds, die wir favorisieren.

Empfehlenswerte Anleihen-ETF auf Euro-Staatsanleihen

Quelle: Anbieter, Stand: April 2020.

Anleihen-ETF kaufen

Einen Anleihen-ETF kann man nicht einfach an der nächsten Ecke kaufen und mit nach Hause nehmen. Fondsanteile werden in Wertpapierdepots verwahrt, die Banken anbieten. Ohne ein solches Depot können Sie keine Anteile kaufen.

Wir empfehlen, ein Depot bei einer günstigen Direktbank oder einem Online-Broker zu eröffnen. Für Anleger mit weniger Börsenerfahrung ist das Wertpapierdepot der ING* erste Wahl. Eine Alternative ist die Consorsbank*. Anleger, die viel handeln, sind bei Smartbroker* richtig. Die Kosten für den An- und Verkauf von Wertpapieren sind bei diesem relativ neuen Broker sehr niedrig. Details und weitere Empfehlungen finden Sie in unserem Depot-Vergleich.

Falls Sie bisher noch keine Wertpapiere online gehandelt haben, schauen Sie sich unsere Videoanleitung an. Darin zeigen wir mit einem echten Depot Schritt für Schritt, wie sie Anleihen-ETF kaufen können. Zum Beitrag ETF kaufen

Der Autor


Markus Neumann ist Finanzjournalist, Herausgeber des Online-Anlegermagazins Fairvalue und Sachbuchautor. Zuletzt erschien von ihm „Das ETF-Portfolio – wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“. 2020 war er für den Deutschen Journalistenpreis in der Kategorie Vermögensverwaltung nominiert. Folgen Sie ihm auf Twitter.

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© Fairvalue, aktualisiert am 25.07.2022

Fotografie: StockSnap

Quellen

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