Die nach aller Erfahrung beste Wahl bei der Geldanlage ist ein passives Portfolio, das aus verschiedenen Anlageklassen besteht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, mit einer guten Mischung langfristig eine jährliche Durchschnittsrendite von wenigstens 5 Prozent zu erzielen, wie unsere Monte-Carlo-Simulation zeigt.
Es ist am einfachsten – und in der Regel auch am erfolgreichsten –, die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen mit börsengehandelten Indexfonds (ETF) abzubilden. Auf beliebte Indizes konkurrieren aber oftmals eine Vielzahl von ETF. Anleger stehen dann vor der Frage, welchen Fonds sie wählen sollen. Die immer wieder kolportierte Behauptung, alle ETF auf denselben Index wären so gut wie gleich, ist nicht richtig. Es gibt wesentliche Unterschiede – auch bei der Rendite.
Wir gehen davon aus, dass Anleger, die langfristig investieren wollen, vor allem an den ETF interessiert sind, die in ihrer Vergleichsgruppe künftig die höchsten Renditen liefern werden. Viele Investoren meinen, dass müssten die ETF mit den geringsten Verwaltungskosten (TER) oder dem niedrigsten Tracking-Error sein. Beides trifft nicht zu.
ETF-Empfehlungen von Fairvalue basieren auf der Rendite der vergangenen fünf Jahre
Fairvalue hat ausführlich untersucht, ob es Kennzahlen gibt, mit denen sich zuverlässig prognostizieren lässt, welche ETF in Zukunft die höchsten Renditen liefern werden. Nach unserer Kenntnis ist es die einzige systematische Analyse, die derzeit zu diesem Thema vorliegt. Das zentrale Ergebnis: Es gibt keine Methode für sichere Vorhersagen.
Aber: Wir haben festgestellt, dass die Rendite der vergangenen fünf Jahre immerhin ein guter Indikator ist. In sechs von acht Fällen waren die besten ETF auf einen Index auch vier Jahre später auf einem der beiden ersten Plätze zu finden.
Dasselbe Ergebnis liefert auch die sogenannte Tracking-Difference. Sie misst die Abweichung der ETF-Rendite von der Indexrendite. Diese Kennzahl enthält dieselbe Information wie die Rendite. Nur zeigt sie die Leistung eines ETF von der Kostenseite. Je niedriger die Tracking-Difference, desto besser war der ETF.
Auswahlkriterien für die Shortlist
Anleger sind demnach gut beraten, wenn sie ETF nach der Rendite oder der Tracking-Difference der zurückliegenden fünf Jahre auswählen. So sind auch wir bei der Zusammenstellung unserer ETF-Empfehlungen vorgegangen. Das bedeutet: Nur Fonds, die bereits wenigstens fünf Jahre auf dem Markt sind, kamen in die engere Wahl.
Zudem haben wir ein verwaltetes Vermögen von mindestens 100 Millionen Euro vorausgesetzt. Denn kleine ETF laufen über kurz oder lang Gefahr, geschlossen oder mit anderen Fonds verschmolzen zu werden. Zwar verlieren Anleger dadurch kein Geld. Doch solche Transaktionen können verfrühte Steuerzahlungen und lästigen Verwaltungsaufwand nach sich ziehen.
Aus den nach diesen Kriterien entstanden Shortlists haben wir dann jeweils den ETF mit der höchsten Rendite über fünf Jahre gewählt – vorausgesetzt es gab mehrere Fonds auf den gewünschten Index, was nur beim MSCI World Index und dem MSCI Emerging Markets Index der Fall war. In weniger populären Segmenten wie Schwellenländeranleihen und High-Yield-Bonds gibt es meist nur einen ETF auf den jeweiligen Index.
Falls mehrere ETF existieren, nehmen wir jeweils den besten ausschüttenden und den besten thesaurierenden Fonds in unsere ETF-Empfehlungen auf. Sie können sich dann für den börsengehandelten Indexfonds mit der von Ihnen bevorzugten Ertragsverwendung entscheiden. Wenn wir nur einen ETF nennen, ist keine Alternative auf dem Markt. Beispielsweise gibt es keinen Schwellenländeranleihen-ETF, auf den von uns gewählten Index, der die Zinszahlungen wieder anlegt.
Weitere Faktoren bei der ETF-Auswahl
Drei weitere Kriterien, die unsere ETF-Empfehlungen beeinflussen:
- Ist der zweitbeste ETF ein voll replizierender Fonds und der bestplatzierte einer, der die Sampling Methode benutzt, ziehen wir den zweitplatzierten ETF vor. Hintergrund: Die Sampling-Methode kann zu größeren Schwankungen der Tracking-Differenz führen, im Guten wie im Schlechten, weil der ETF nicht alle Indexwertpapiere hält wie ein voll replizierender ETF. Letzteres erscheint uns deswegen als zuverlässigere Abbildungsmethode.
- Gibt es ETF in der Spitzengruppe (beim MSCI Emerging Markets Index hatten wir die Wahl zwischen neun), die keine Wertpapiere verleihen, nehmen wir auch diese Fonds in unsere ETF-Empfehlungen auf.
- Sollte ein Swap-basierter ETF nach der Rendite unter den ausschüttenden oder thesaurierenden Fonds den ersten Platz belegen, erweitern wir unsere Hitliste um den bestplatzierten physischen ETF. Damit wollen wir auch Anlegern, die synthetische Fonds grundsätzlich ablehnen (was wir übrigens nicht tun), eine ETF-Empfehlung bieten, .
Der ideale Kandidat für unsere ETF-Empfehlungen ist also ein voll replizierender Fonds, der keine Wertpapiere verleiht und in seiner Vergleichsgruppe über die vergangenen fünf Jahre die höchste Rendite lieferte. Unserer Liste enthält drei ETF, die keine Wertpapiere verleihen: Der SPDR-Fonds auf den MSCI Emerging Markets Index und die beiden börsengehandelten Indexfonds von BNP Paribas.
Ein Sonderfall unter unseren ETF-Empfehlungen
Ein Sonderfall unter unseren ETF-Empfehlungen ist das Produkt, das die Goldpreisentwicklung abbildet. Dabei handelt es sich nicht um einen ETF (Exchange Traded Funds), sondern um einen sogenannten ETC. Die Abkürzung steht für Exchange Traded Commodity. Diese Wertpapiere kopieren unter anderem die Wertentwicklung von einzelnen Rohstoffen.
Weil bei Fonds eine Mindestdiversifikation in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist, sind ETF, die nur die Kursentwicklung eines einzigen Rohstoffs nachvollziehen, nicht erlaubt. Deshalb steckt hinter ETCs eine andere Rechtsform. Während Fonds geschütztes Sondervermögen sind, handelt es sich bei ETCs um Schuldverschreibungen der Emittenten, die sie herausgeben. Schlittert ein Emittent in die Pleite, ist das Geld der Anleger in der Regel weg.
Für jeden ausgegebenen Anteil des von uns empfohlenen Gold-ETCs ist aber physisches Gold bei einem Treuhänder hinterlegt. Das sorgt für eine relativ hohe Sicherheit, die aber nicht an die von Fonds oder den direkten Besitz von Gold heranreicht. Allerdings ist die Anschaffung von Goldbarren oder Münzen in der Regel teurer als der Kauf eines Gold-ETCs.