Im Jahr 2018 testete Fairvalue verschiedene Portfolios aus börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf Basis von historischen Daten. Die Untersuchung zeigte: Bereits aus vier ETFs, die wenig korrelierte Anlageklassen abbilden, lassen sich Portfolios zusammenstellen, deren Risiko viel niedriger ist als das des Weltaktienmarktes.
Langfristiges Ziel dieser diversifizierten ETF-Portfolios, die ausschließlich aus riskanten Anlageklassen bestehen, ist die Erwirtschaftung einer Rendite, die der des Weltaktienmarkes gemessen am MSCI All Country World Index (MSCI ACWI) ähnelt. Allerdings erwarten wir von unseren Portfolios geringere Wertschwankungen und damit eine höhere Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko. Mit langfristig meinen wir einen Zeitraum von zehn bis 35 Jahren.
Seit Beginn unseres Live-Tests im Dezember 2018 lieferten die ETF-Portfolios mit vier Anlageklassen und mehr (Portfolio 4 bis 8) jährliche Renditen zwischen 6,4 und 7,6 Prozent. Vier dieser Portfolios erzielten gemessen am Risiko höhere Renditen als der Weltaktienmarkt. Die Rendite über dem sicheren Geldmarktzins pro Risikoeinheit drückt die Sharpe Ratio aus (siehe Tabellen). Auch der maximale Wertverlust der Portfolios 4 bis 8 war deutlich niedriger als der des Weltaktienmarkes.
Absolut betrachtet hatte die diversifizierten ETF-Portfolios aus verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Gold in den vergangenen fünf Jahren aber keine Chance gegen ein reines Investment in einen Weltaktienmarkt-ETF (siehe Tabelle).
Ursache war die überdurchschnittliche Wertentwicklung von Industrieländeraktien, insbesondere des US-Marktes, während sich alle anderen Anlageklassen schwach entwickelten. Ausnahmen waren lediglich Gold, das über den gesamten Testzeitraum sogar etwas besser abschnitt als der Weltaktienmarkt, und Rohstoffe. Letztere blieben im Schnitt nur einen Prozentpunkt pro Jahr hinter dem Vergleichsindex zurück.
Wir hatten vorausgesagt, dass die diversifizierten ETF-Portfolios während starken Kursaufschwüngen am Weltaktienmarkt mit dem MSCI ACWI nicht mithalten werden können, wie etwa von Oktober 2020 bis Anfang 2022 und seit Anfang 2023. In Schwächephasen und bei Börsencrashs sollten sie sich aber besser entwickeln.
Das war beispielsweise während des Kurssturzes, ausgelöst von der Corona-Pandemie, im Februar und März 2020 der Fall. Während der Weltaktienmarkt in der Spitze fast 34 Prozent an Wert verlor, waren die Verluste der Fairvalue ETF-Portfolios 4 bis 8 um knapp 10 Prozentpunkte geringer (siehe Tabelle).
Ihre Stärken zeigten diese Portfolios auch in dem schwierigen Marktumfeld des Jahres 2022. Während der Weltaktienmarkt, gerechnet in Euro, gut 13 Prozent an Wert verlor, büßte das Portfolio 8 nur etwa 3 Prozent an Wert ein. Diese Mischung profitierte unter anderem von der beachtlichen Wertentwicklung von Rohstoffen, die gegen den Trend um gut 25 Prozent zulegten.
Die ETF-Portfolios werden einmal jährlich rebalanciert. Die Renditen sind nach Fondskosten berechnet. Abgeltungssteuer und Transaktionskosten wurden dagegen nicht berücksichtigt, weil sie für jeden einzelnen Anleger individuell sind. Zudem haben wir unterstellt, dass auch in Bruchstücke investiert werden kann.
Aus welchen Anlageklassen die einzelnen Portfolios bestehen, wie sie gewichtet werden und mit welchen ETFs wir sie abbilden, lesen Sie in dem Buch „Das ETF-Portfolio“ von Fairvalue-Herausgeber Markus Neumann (Blick ins Buch) und in dem Online-Ratgeber „Wie Sie ein fast unschlagbares ETF-Portfolio zusammenstellen“.
ETF-Portfolios mit Euro-Staatsanleihen
Anlegern, denen die Fairvalue ETF-Portfolios zu riskant erscheinen, können sie mit einem Anteil aus sicheren europäischen Staatsanleihen, Festgeld und Tagesgeld kombinieren, so dass die Vermögensaufteilung ihrem persönlichen Risikoprofil entspricht.
Wir vertreten die Ansicht, dass die meisten Anleger keine Anleihen-ETF, die Euro-Staatsanleihen enthalten, im Portfolio brauchen, weil sie in diese schon über private Altersvorsorgeverträge wie Riesterrenten und Kapitallebensversicherungen investieren.
Wer seinem ETF-Portfolio dennoch Euro-Staatsanleihen beimischte, erlebte in den vergangenen Jahren den mit Abstand größten Crash seit 1970. In der Spitze verloren europäische Staatsanleihen mehr als 22 Prozent an Wert. Zum Vergleich: Der schlimmste Verlust, den deutsche Staatsanleihen in den 50 Jahren zuvor erlitten, summierte sich auf 7 Prozent. Euro-Bonds hatten in den vergangenen 20 Jahren maximal 6 Prozent eingebüßt.
Ursache für die hohen Kursverluste waren steigende Zinsen. Beispielsweise stieg die Rendite deutscher Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit seit Dezember 2021 von -0,45 Prozent auf knapp 3 Prozent im September 2023. Den Zusammenhang zwischen steigenden Renditen und sinkenden Anleihekursen erklärt der Ratgeber „Anleihen – so ticken die Zinsmärkte“.
Anhand von drei Portfolios zeigen wir Ihnen, welche Wirkung es hat, wenn Sie einen Teil ihres Geldes in Euro-Staatsanleihen investieren. Dadurch werden unsere Strategien auch mit verschiedenen Mischfondskategorien und mit den Portfolios digitaler Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisors, vergleichbar.
Wir haben das Portfolio 7 ausgewählt und kombinieren es mit Euro-Staatsanleihen. In der normalerweise sichersten Variante beträgt der Anteil riskanter Anlagen (unser Portfolio 7) am Gesamtportfolio nur 30 Prozent. Der Rest steckt in einem börsengehandelten Indexfonds auf Euro-Staatsanleihen aller Laufzeiten mit guter Bonität.
Die folgende Tabelle zeigt, wie sich drei verschiedene Mischungen seit November 2018 entwickelten:
Portfolio 7 mit Risikomanagement
Fairvalue hat auch einfache Trendfolgestrategien auf Basis gleitender Durchschnitte wie der sogenannten 200-Tage-Linie untersucht. Ergebnis: Die Strategie eignet sich, um Kursverluste zu dämpfen. Überdurchschnittlich Renditen sind langfristig allerdings wenig wahrscheinlich. Zudem funktionierte das Trendfolgekonzept nicht mit allen Anlageklassen in unserem Portfolio.
In unserem Live-Test setzen wir die Trendfolgestrategie im ETF-Portfolio 7 als aktives Risikomanagement ein. Allerdings nur bei zwei Anlageklassen. Liegen deren Kurse zum Monatsende unter der 200-Tage-Linie, werden diese Positionen verkauft. Wir steigen wieder ein, wenn die Notierungen wieder über die Linie steigen und sich dort bis zum Ende des Monats gehalten haben.
Das Risiko des Portfolios mit Trendfolge war wie erwartet geringer als das des Buy-and-Hold-Portfolios. Die Rendite war ebenfalls niedriger, was auf regelmäßige Falschpositionierungen der Trendfolgestrategie zurückzuführen ist. Wie Sie eine Trendfolgestrategie sinnvoll in einem ETF-Portfolio einsetzen, lesen Sie in dem Buch „Das ETF-Portfolio“. Oder in Fairvalue. Hier entlang
Fairvalue-Kommentar
Solange der Aufschwung am Weltaktienmarkt weiterläuft, wird sich der Renditeabstand zu den diversifizierten ETF-Portfolios aller Voraussicht nach weiter vergrößern. Lassen Sie sich davon nicht frustrieren. Kein Trend hält ewig, wie die Börsengeschichte zeigt. Es werden wieder Zeiten kommen, in denen sich eine ausgefeilte Diversifikation auch bei den absoluten Renditen bezahlt machen wird. Gemessen am Risiko hatten gute Portfoliomischungen schon jetzt die Nase vorn.
Wie die Fairvalue-ETF-Portfolios konkret zusammengesetzt sind und wie sie gemanagt werden, lesen Sie in dem Buch „Das ETF-Portfolio“. Und in dem Online-Ratgeber „Wie Sie ein fast unschlagbares ETF-Portfolio zusammenstellen“.