Wer sich entschieden hat, eine passive Anlagestrategie mit Indizes umzusetzen, steht vor der Frage, wie sich dafür die besten börsengehandelten Indexfonds (ETF) finden lassen. Denn auf viele Indizes bieten mehrere Fondsgesellschaften ETF an.
Welcher ETF auf einen bestimmten Index der beste für einen Investoren ist, hängt letztlich davon ab, für welchen Zweck der Fonds eingesetzt werden soll. Was gut oder eher schlecht ist, ist auch eine Frage des Blickwinkels.
Für Analysten des Researchhauses Morningstar sind beispielsweise diejenigen ETF die besten, die möglichst stetig und genau die Rendite des jeweiligen Index liefern, den sie abbilden. Also nicht weniger, aber auch nicht mehr. Das ist schließlich das erklärte Ziel von börsengehandelten Indexfonds.
Nicht mehr Rendite, weil es beispielsweise auch Investoren gibt, die börsengehandelte Indexfonds leerverkaufen und auf diese Weise auf fallende Kurse setzen. Erzielt der Fonds aber eine höhere Rendite als sein Index, erwirtschaftet ein Leerverkäufer einen niedrigeren Gewinn oder macht einen höheren Verlust.
Für langfristig orientierte Anleger ist eine hohe Rendite am wichtigsten
So richtig die Betrachtungsweise der Morningstar-Analysten ist – für einen Investor, der ausschließlich auf steigende Kurse setzt und eine langfristige Buy-and-hold-Strategie verfolgt, dürften die börsengehandelten Indexfonds am attraktivsten sein, die jeweils die höchsten Renditen liefern. Wenn also beispielsweise zehn verschiedene Fonds zur Auswahl stehen, die den Weltaktienindex MSCI World abbilden, werden diese Anleger den ETF bevorzugen, der gemessen an der Rendite am besten abschneiden wird.
Der Renditeunterschied zwischen Fonds auf denselben Aktienindex ist zum Teil überraschend hoch und nimmt mit der Anlagedauer zu (siehe Grafik), wie ein ETF-Vergleich zeigt. Bei einer Anlage von 50.000 Euro und einer Investitionsdauer von neun Jahren summierte sich beispielsweise die Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten ETF auf den MSCI USA Index auf 6.900 Euro (siehe Tabelle). Bei einer höheren Anlagesumme ist die absolute Differenz in Euro natürlich größer.
Demnach spielt die ETF-Auswahl eine wichtige Rolle für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen und erhalten wollen. Das Problem bei einem ETF-Vergleich ist nur: Anders als manche selbsternannte Finanzexperten ihrem Publikum suggerieren, lässt sich nicht mit Sicherheit voraussagen, welcher ETF in 5, 10, 20 oder 30 Jahren die Nase vorn haben wird.
Kennzahlen für den ETF-Vergleich: Tracking-Difference und ETF-Rendite – zwei Seiten derselben Medaille
Die einzige Kennzahl, die beim ETF-Vergleich Hinweise auf die künftige Wertentwicklung von börsengehandelten Indexfonds liefert, ist die sogenannte Tracking-Difference. Sie misst, wie stark die Rendite eines ETF von der Wertentwicklung des Index abweicht. Diese Differenz entspricht den gesamten Fondskosten. Je niedriger diese Kosten sind, umso höher ist die Rendite eines ETF. Und je höher die Rendite, desto niedriger die Kosten gemessen an der Tracking-Difference. Tracking-Difference und ETF-Rendite sind nur zwei Seiten derselben Medaille.
Für den ETF-Vergleich ermitteln Analysten die Tracking-Difference, indem sie für einen bestimmten Zeitraum die Wertentwicklung des Index von der des ETF abziehen (natürlich kann man auch umgekehrt verfahren). Meistens schneiden die börsengehandelten Indexfonds schlechter ab, weil ein Index die pure Rendite (abzüglich Quellensteuer) misst, ohne Verwaltungs- und Handelskosten zu berücksichtigen.
Folgt man manchen Stammtischexperten, die sich im Internet vermarken, müssen Anleger bei einem ETF-Vergleich nur die ETF mit der niedrigsten Tracking-Difference wählen, um auch in Zukunft die besten börsengehandelten Indexfonds im Depot zu haben. Doch das ist pauschal nicht richtig, wie eine Untersuchung von Fairvalue zeigt.
ETF-Vergleich: Nur eine langfristige Tracking-Difference liefert Hinweise auf die künftige Rendite von ETF
Wir haben ETF, insgesamt 42, auf acht verschiedene Indizes analysiert und getestet, ob Tracking-Difference und Rendite zuverlässige Prognosen für die künftige Wertentwicklung von börsengehandelten Indexfonds liefern. Unsere Analyse ist quasi ein Vorher-Nachher-Vergleich wie bei einer Diät-Show. Dazu wurde der Untersuchungszeitraum von neun Jahren in unterschiedliche Perioden zerlegt und dann ermittelt, wie die jeweils besten ETF der Vorperioden in verschiedenen Folgeperioden, den Prognosezeiträumen, abschnitten.
Die Ergebnisse widerlegen den Glauben mancher Finanzflüsterer und vieler Anleger: Ein ETF-Vergleich auf Grundlage der Tracking-Difference oder Rendite über kurze Zeiträume bringt keine brauchbaren Erkenntnisse. Nur wenn Anleger weit in die Vergangenheit zurückblicken, können sie mit Hilfe der Tracking-Difference oder der Rendite ihre Chancen erhöhen, einen künftig überdurchschnittlichen ETF auszuwählen.
Wenigstens für vier bis fünf Jahre müssen Tracking-Difference und Rendite für einen aussagekräftigen ETF-Vergleich vorliegen. Börsengehandelte Indexfonds, die in einer solchen Zeitspanne die niedrigste Tracking-Difference beziehungsweise die höchste Rendite erzielten, lagen auch in den folgenden vier Jahren in sechs von acht Fällen auf einem der beiden ersten Plätze. Nur die jeweils besten ETF, die den MSCI Europe Index und den MSCI Brazil Index abbildeten, schnitten schlechter ab (siehe Tabelle).
Je kürzer die Prognosezeiträume, desto weniger gut funktionierte die Vorhersage auf Basis der Rendite der vergangenen fünf Jahre (siehe Tabelle oben). Das spiegelt sich auch in einem abnehmenden Bestimmtheitsmaß wider. Während sich über einen Prognosezeitraum von 4 Jahren im Schnitt gut die Hälfte der Rendite mit der Wertentwicklung der zurückliegenden fünf Jahre erklären ließ, war es über ein Jahr nur noch knapp ein Viertel.
Es spielte keine Rolle, ob die jeweils besten ETF auf Basis der geringsten Tracking-Difference über fünf Jahre, dem niedrigsten Mittelwert der jährlichen Tacking-Difference über fünf Jahre oder der Rendite der vergangenen fünf Jahre ausgewählt wurden. Alle drei Kennzahlen lieferten beim ETF-Vergleich ähnliche Ergebnisse.
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Weitere Analyse-Ergebnisse zum ETF-Vergleich
Ein entscheidender Faktor ist die Länge der historischen Zeitreihe. Auf Grundlage der Rendite oder der Tracking-Differenz der vergangenen drei Jahre oder weniger, lässt sich kein weitgehend stabiler Zusammenhang zwischen vergangener und künftiger Rendite messen.
Das bedeutet, dass alle ETF-Vergleiche, die sich auf vergangene ETF-Renditen von weniger als vier Jahren stützen, nicht aussagekräftig sind. Wer nach solchen Rankings börsengehandelte Indexfonds auswählt, hat im Vergleich zu einem Schuss ins Blaue keine besseren Chancen, einen überdurchschnittlichen ETF zu erwischen.
Tracking-Error von ETF ohne Prognosekraft
In unserer Analyse sind wir auch der Frage nachgegangenen, ob der sogenannte Tracking-Error ein brauchbarer Indikator für die künftigen Renditen von börsengehandelten Indexfonds ist. Der Tracking-Error ist die Standardabweichung der Tracking-Difference. Der Tracking-Error gibt also an, um wie viel die Tracking-Difference im Schnitt um ihren Mittelwert schwankt. Wir haben den Tracking-Error für fünf Jahre auf Basis der jährlichen Tracking -Difference ermittelt.
Je kleiner der Tracking-Error, desto stetiger ist die Leistung eines ETF. Eine immer wieder vertretene These lautet, dass die börsengehandelten Indexfonds mit dem kleinsten Tracking-Error in der Zukunft die höchsten Renditen liefern. Doch das ließ sich mit unserer Stichprobe nicht belegen. Zwischen Tracking-Error und künftiger Rendite besteht kein stabiler Zusammenhang. In 15 von 38 Fällen war die Rendite tendenziell umso höher, je größer der Tracking-Error war. Das Bestimmtheitsmaß lag im Schnitt in allen Prognosezeiträumen unter 0,2. Das bedeutet, dass der Tracking-Error weniger als 20 Prozent der künftigen Rendite erklärt.
Entsprechend schlecht waren die ETF, die in der fünfjährigen Vorperiode die kleinsten Tracking-Errors hatten, in den folgenden Jahren platziert. Gemessen an der Rendite kamen sie im Durchschnitt über das Mittelfeld nicht hinaus, wie unser ETF-Vergleich zeigt.
Kombination von Rendite und Tracking-Error bringt keinen besseren ETF-Vergleich
Wir haben auch untersucht, ob sich aus einer Kombination aus Rendite und Tracking-Error zuverlässigere Renditeprognosen ableiten lassen. Dazu wählten wir – abhängig von der Anzahl der verschiedenen ETF auf einen Index – die jeweils zwei bis drei besten Fonds gemessen an der Rendite aus. Von diesen wurden derjenigen mit den niedrigsten Tracking-Errors zu den Besten der vergangenen fünf Jahre gekürt.
Doch in den folgenden vier Jahren schnitten die „Testsieger“ im Durchschnitt schlechter ab als die ETF, die wir nur auf Basis der vergangenen Renditen ausgewählt hatten. In lediglich einem von acht Fällen führte die Kombination aus Rendite und Tracking-Error zu einer besseren Prognose und in zwei Fällen zu einer schlechteren. Vor allem der gewählte ETF auf den MSCI Europe Index zog das Gesamtergebnis nach unten. Der Fonds landete in dem vierjährigen Prognosezeitraum auf dem letzten Platz. Der börsengehandelte Indexfonds, den wir zuvor nur nach der höchsten Rendite ausgesucht hatten, lieferte dagegen die drittbeste Wertentwicklung.
Warum vergangene Rendite und Tracking-Difference keine besseren Prognosen liefern
Bei aktiv gemangten Fonds ist die vergangene Rendite kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Studien legen sogar nahe, dass die aktiven Fonds mit den höchsten Renditen in ihrer Kategorie künftig zu den Verlierern zählen werden. Das ist bei ETF auf längere Sicht nicht der Fall, wie unser ETF-Vergleich zeigt.
Anders als bei aktiv gemangten Fonds, die unterschiedliche Strategien verfolgen, steht bei börsengehandelten Indexfonds die Rendite von Anfang an weitgehend fest. Sie entspricht der des Index abzüglich der Kosten. Wären die vollständigen Kosten im Vorfeld bekannt und über die Zeit konstant, wären ETF-Vergleiche denkbar einfach. Anleger brauchten bloß den ETF mit den niedrigsten Kosten auszuwählen und hätten so immer in den besten Fonds auf den jeweiligen Index investiert.
Doch so einfach ist es nicht: Zwar ist die Tracking-Difference die Kennzahl, die alle Kosten eines ETF erfasst. Aber ein Teil dieser Kosten schwankt im Zeitablauf. Das wiederum führt dazu, dass die kurzfristige Wertentwicklung eines börsengehandelten Indexfonds mal besser und mal schlechter ausfällt (siehe Grafik). Aus diesem Grund funktionieren Prognosen auf Grundlage der Tracking-Difference der vergangenen ein bis drei Jahre ebenso wenig wie Vorhersagen für kurze Zeiträume (siehe oben). Kurzfristig ist die Höhe der Kosten offenbar zu volatil und eher zufällig.
Einnahmen aus Wertpapierleihgeschäften verbessern die Rendite von ETF
Dass die TER wenig über die künftige Rendite eines ETF aussagt, liegt an den anderen Faktoren, die Wertentwicklung und Tracking-Difference beeinflussen. Das größte Gewicht hat bei physischen ETF die Wertpapierleihe. Um die Rendite ein wenig aufzubessern, verleihen die Fondsmanager einen Teil der Wertpapiere, die dem Fonds beziehungsweise dessen Anlegern gehören. Die Ausleiher sind oft Hedgefonds, die die Papiere weiterverkaufen und mit diesen Geschäften auf fallende Kurse spekulieren. In der Finanzbranche nennt sich dieses Vorgehen Leerverkauf oder Shortselling.
Wieviel Geld für den Verleih herausspringt, hängt vom Marktumfeld ab. 2008 und 2009 stiegen die Erlöse sprunghaft an, weil während der Finanzkrise die Anzahl der Shortseller zunahm und gleichzeitig die Prämien für den Verleih nach oben schnellten, heißt es in einer Studie der Fondgesellschaft Vanguard, die 1975 in den USA einen der ersten Indexfonds auf den Markt brachte.
Die Höhe der Einnahmen hängt aber vor allem davon ab, wie viel Wertpapiere ein Fonds verleiht und wie viel die Fondsgesellschaft von den Einnahmen als Vermittlungshonorar selbst behält und nicht an den ETF und seine Anleger weitergibt. Die Verleih-Politik des ETF-Anbieters spielt also eine große Rolle und die kann sich regelmäßig ändern. Die Erlöse aus dem Verleih von Wertpapieren können die TER eines börsengehandelten Indexfonds übersteigen.
Auch synthetische ETF, die auf einem Swap mit einer Bank, meist der Konzernmutter, basieren, können von Wertpapierleihgeschäften profitieren. Üblicherweise verleiht der Swap-Partner Wertpapiere aus seinen Portfolios, die zur Absicherung der Swaps dienen, und reicht einen Teil der Erlöse an die Fonds weiter.
Variable Kosten erschweren den ETF-Vergleich
Ein weiterer Faktor, der Einfluss auf die Tracking-Difference hat, sind die sogenannten Quellensteuern. Sie werden in dem Land abgezogen, wo ein physischer Aktien-ETF Dividenden kassiert. Über Doppelbesteuerungsabkommen können sich die Fonds aber einen Teil dieser Steuer zurückholen. Je steueroptimierte ein ETF ist, desto positiver wirkt sich das auf die Tracking-Difference aus. Bei synthetischen Indexfonds schlagen sich Steueroptimierungen in einem günstigeren Preis für den Swap nieder.
Wegen der Vermeidung von Quellensteuern gelingt es ETF auf manche Indizes, etwa auf den Euro Stoxx 50, regelmäßig deutlich besser abzuschneiden als der Vergleichsindex. Denn börsengehandelte Indexfonds bilden in der Regel die sogenannten Nettoindizes ab. Diese berücksichtigen die Wiederanlage der Dividenden nach Abzug der Quellensteuern. Dabei wird von den Indexanbietern die Zahlung des Höchstsatzes unterstellt, den die Fondsgesellschaften in der Praxis aber eben oft reduzieren können.
Auch der sogenannte Cashdrag kann die Rendite nach oben oder unten drücken. Wenn beispielsweise einzelne Index-Unternehmen ausgetauscht werden, hält ein börsengehandelter Indexfonds zeitweise Cash. Sind die Geldmarktzinsen während dieser Zeit niedriger als die Rendite des Index, verschlechtert sich die Wertentwicklung.
Unerwünschte Folgen kann auch das Sampling haben. Weil ein physischer ETF bei dieser Methode nicht alle Wertpapiere in der Indexgewichtung, sondern nur eine Auswahl hält, kann sich das sowohl positiv als auch negativ auf die Tracking-Difference auswirken – abhängig von der jeweiligen Marktentwicklung.
Bei synthetischen ETF haben die Kosten des Swap wesentlichen Einfluss auf die Tracking-Difference. Und der Swap-Preis wiederum hängt von den oben genannten Faktoren mit Ausnahme des Sampling ab.
Fairvalue-Empfehlungen für den ETF-Vergleich
Es gibt keinen Indikator, an dem sich mit Sicherheit ablesen lässt, wie sich ein börsengehandelter Indexfonds künftig entwickeln wird. Die Rendite oder die Tracking-Difference über mindestens vier vergangene Jahre sind aber brauchbare Kennzahlen. Mit ihnen lassen sich ETF auswählen, die längerfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich im Vergleich zur Konkurrenz abschneiden werden.
Der Tracking-Error, der die Schwankungsbreite der Tracking-Difference um ihren Mittelwert misst, liefert dagegen keine Hinweise auf die künftige relative Wertentwicklung eines börsengehandelten Indexfonds und ist somit als Kennzahl für einen ETF-Vergleich kaum zu gebrauchen. Auch andere Analysen deuten darauf hin, dass der Tracking-Error fast nichts von der Wertentwicklung eines ETF erklärt.
Das gilt auch für deren jeweilige Herstellungsmethode (physisch oder synthetisch). Sie liefert ebenso wenig Anhaltspunkte auf eine bessere oder schlechtere Wertentwicklung in der Zukunft, wie verschiedene Untersuchungen übereinstimmend belegen.
Neben der historischen Rendite und der Tracking-Difference gibt es aber noch eine Reihe weiterer Faktoren, an denen sich Anleger beim ETF-Vergleich orientieren können. Zwar haben diese Parameter keine Prognosekraft. Doch sie schränken die Auswahl ein.
Thesaurierende oder ausschüttende ETF?
Zunächst stellt sich die Frage, wie Aktien-ETF die Dividenden verwenden sollen. Es gibt Fonds, welche die Gewinnausschüttungen automatisch wieder anlegen. Das nennt sich thesaurieren. Andere zahlen die Dividenden aus. Sie werden dem Verrechnungskonto des Wertpapierdepots gutgeschrieben – nach Abzug der Abgeltungsteuer, falls der Freibetrag von 801 Euro bereits ausgeschöpft oder der Depotbank kein Freistellungsauftrag erteilt worden ist.
Wer die Dividenden verwenden möchte, um daraus etwa einen Teil der Lebenshaltungskosten zu bestreiten, liegt mit ausschüttenden Fonds richtig. Anleger, die Vermögen aufbauen wollen, etwa mit einem ETF-Sparplan, und die Ausschüttungen nicht benötigen, sollten thesaurierende ETF wählen. Sie müssen sich dann nicht um die Wiederanlage der Erträge kümmern. Zudem fallen dafür keine Transaktionskosten an.
Anleger, die sich für thesaurierende Fonds entscheiden, müssen zum Jahresende ausreichend Geld auf ihrem Verrechnungskonto bereitstellen, um eventuell anfallende Kapitalertragssteuern zu begleichen.
Bei größeren Depots ab 50.000 Euro aufwärts können ausschüttende ETF auch dann sinnvoll sein, wenn die Dividenden wiederangelegt werden sollen. Sie können nämlich zum sogenannten Rebalancing eingesetzt werden. Die Portfoliokomponenten werden dabei regelmäßig auf ihre Ursprungsgewichtung zurückgesetzt. Auf diese Weise soll die gewählte Zusammensetzung des Portfolios über die Zeit weitgehend konstant gehalten werden.
Bei kleineren Depots ist die eigenständige Wiederanlage der Dividenden dagegen unwirtschaftlich. Beispielsweise betrug die Dividendenrendite des MSCI World Index Anfang 2019 rund 2,5 Prozent. Anleger mit einem 50.000-Euro-Depot können demnach Dividendenzahlungen in Höhe von 1250 Euro bis zum Jahresende erwarten. Bei der Anlage von Beträgen unter 1000 Euro sind selbst bei günstigen Direktbanken im Internet die relativen Transaktionskosten zu hoch. Als Faustregel gilt: Maximal 1 Prozent der Anlagesumme darf der Kauf von Wertpapieren kosten.
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ETF sollten gemessen am verwalteten Vermögen nicht zu klein sein
Die Größe eines Fonds wird an der Summe des verwalteten Kapitals (Assets under Management, AuM) gemessen. Zu kleine ETF mit einem verwalteten Vermögen von unter 100 Millionen Euro gelten auf lange Sicht als nicht überlebensfähig. Für einen Anleger ist es ärgerlich, wenn ein börsengehandelter Indexfonds dichtmacht. Das Geld muss umgeschichtet und Gewinne versteuert werden. Deshalb ist es ratsam, nur Fonds mit AuM größer als 100 Millionen Euro zu wählen und nur in Ausnahmefällen von dieser Regel abzuweichen.
ETF mit kleinen Handelsspannen bevorzugt
Privatanleger müssen ETF an Börsen kaufen. Dabei fällt neben den Orderkosten (Brokerentgelt, Handelsplatzkosten, eventuell Maklercourtage) auch der sogenannte Spread an, die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Diese Handesspanne zahlt der Käufer.
Die Spreads von Fonds auf denselben Index können weit auseinanderliegen. Denn die Spanne wird auch davon bestimmt, wie häufig ein Indexfonds gehandelt wird. Börsianer sprechen von Liquidität. Je geringer sie ist, desto höher der Spread und die Handelskosten für den Anleger. Anleger sollten deswegen möglichst börsengehandelte Indexfonds mit niedrigen Spreads wählen, wenn keine gewichtigeren Gründe gegen diese Fonds sprechen.
Die Deutsche Börse misst die Spreads und gibt die Handelsspanne mit dem sogenannten Xetra Liquiditätsmaß (XLM) an. Je kleiner es ist, desto besser. Das XLM, das Anleger bei einem ETF-Vergleich mit einbeziehen sollten, finden Sie auf der Website der Börse Frankfurt.
Anleger bezahlen beim ETF-Kauf an der Börse aber oft nicht nur den Spread. Auch Abweichungen zwischen dem Börsenpreis und dem sogenannten Nettoinventarwert (NAV) des Fonds können zu zusätzlichen Kosten (oder Gewinnen) führen. Ist der Börsenpreis höher als der NAV, zahlt der Anleger mehr für den ETF als der aktuell Wert ist. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Beitrag zum Börsenhandel mit ETF.
Erfahrung ist sexy
ETF sollten eine möglichst lange Historie haben. Bei den bekannteren Indizes wie dem MSCI World, auf die es oft eine Vielzahl von Indexprodukten gibt, müssen die Fonds wenigstens vier bis fünf Jahre auf dem Markt sein. Andernfalls sagen ein ETF-Vergleich auf Basis der Rendite und der Tracking-Difference nichts über die künftige Wertentwicklung aus (siehe oben).
Physische oder synthetische ETF?
Anlegern, denen Sicherheit über alles geht, sollten sich nach physischen ETF umschauen, die möglichst wenig oder am besten gar keine Wertpapiere verleihen. Ansonsten gibt es sowohl bei physischen als auch bei synthetischen Fonds das Risiko, dass einer der Leihpartner beziehungsweise der Swap-Partner ausfällt. Das ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich und in der Vergangenheit bisher nicht vorgekommen. Zudem sind Swaps und Leihgeschäfte abgesichert.
Niedrige Fixkosten sind willkommen
Auch wenn niedrige Fixkosten gemessen an der TER keine Garantie für eine gute ETF-Rendite sind: Es kann nicht schaden, einen börsengehandelten Indexfonds mit möglichst niedriger TER zu nehmen. Das könnte zumindest die Wahrscheinlichkeit senken, mit dem Fonds auf dem letzten Platz zu landen.
Fazit
Aus der mit den oben genannten Parametern eingeschränkten ETF-Auswahl sollten Anleger den Fonds wählen, der in den zurückliegenden fünf Jahren die höchste Rendite (oder die niedrigste Tracking-Difference) erzielte.
Anleger können ihre Rendite aber nicht nur mit einer methodisch fundierten ETF-Auswahl optimieren. Zusätzlich lässt sich viel Geld sparen, wenn Sie ihre Wertpapiergeschäfte über eine günstige Direktbank oder einen Online-Broker abwickeln. Für Anleger mit weniger Börsenerfahrung empfehlen wir das Wertpapierdepot der ING*. Eine Alternative ist die Consorsbank*. Erfahrene Anleger, die viel handeln, sind bei Smartbroker* richtig. Details zu diesen Anbietern und weitere Empfehlungen finden Sie in unserem Depot-Vergleich.
So sind wir bei der ETF-Analyse vorgegangen
Zu kurze Datenreihen sind ein grundsätzliches Problem bei der Analyse der noch recht jungen ETF-Branche. Viele Fonds sind in Deutschland erst seit kurzer Zeit auf dem Markt. Wollen Analysten längere Zeitreihen untersuchen, stehen ihnen nur wenige Fonds zur Auswahl. Die statistische Grundgesamtheit bleibt also immer recht klein. Entsprechend unsicher sind die Untersuchungsergebnisse.
Die Daten: Die Stichprobe enthält ausschließlich Aktienindizes, auf die zum 10. Dezember 2018 wenigstens drei ETF seit mindestens neun Jahren an deutschen Börsen erhältlich waren. Nettoinventarwerte von Fonds, deren Fondswährung nicht Euro ist, wurden in Euro umgerechnet.
Die Untersuchung: Den Zeitraum von neun Jahren zerlegten wir zunächst in zwei Teile: In die ersten fünf Jahre, die Auswahlperiode, und in die darauffolgenden vier Jahre, den Prognosezeitraum.
Wir haben die Renditen aller börsengehandelter Indexfonds für die fünfjährige Auswahlperiode berechnet und so für jeden Index den besten Fonds ermittelt. Im zweiten Schritt wurde analysiert, wie diese „Sieger“-ETF in den folgenden vier Jahren im Vergleich zu ihrer Konkurrenz abgeschnitten hatten.
Der Fünf-Jahres-Zeitraum wurde dann Schritt für Schritt immer um ein Jahr weiter verschoben bis zum Jahr 2017. Auf diese Weise verkürzte sich der Prognosezeitraum erst auf drei, dann auf zwei und schließlich bis auf ein Jahr. Für alle Zeiträume haben wir dieselben oben beschriebenen „Vorher-Nachher“-Analysen durchgeführt.
Den Zusammenhang zwischen den Renditen der Auswahlperiode und denen im Prognosezeitraum beschreiben Regressionsanalysen, deren Ergebnis unter anderem das Bestimmtheitsmaß ist.
Nach demselben Verfahren untersuchte Fairvalue auch, welche Prognosekraft historische Renditen und Tracking-Differences haben, wenn die Auswahlperiode (oder der sogenannte Track-Record) von fünf Jahren schrittweise um jeweils ein Jahr verkürzt wird.
Die Prognosegüte des Tracking-Errors haben wir nach derselben Prozedur wie oben beschrieben getestet. Die Kombination aus Rendite und Tracking-Error ist nur für den Prognosezeitraum über vier Jahre untersucht worden.
Was der Stern* an manchen Links bedeutet
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Bei Fairvalue sind Redaktion und Monetarisierung strikt getrennt. Die Redaktion wählt weder ihre Themen im Hinblick auf eine mögliche Monetarisierung aus noch bevorzugt sie Anbieter, die Provisionen zahlen. Die Redaktion erstellt ihre Beiträge nach besten Wissen und Gewissen allein im Interesse der Leser. Erst nach der Fertigstellung eines Beitrages prüfen wir, ob er Empfehlungen enthält, für die Affiliate Programme existieren. Mehr zu den Interessenkonflikten, die aus dem sogenannten Affiliate Marketing resultieren, lesen Sie in dem Beitrag Über Fairvalue.