Je stärker die Aktienmärkte schwanken, desto mehr sehnen sich Anleger nach Sicherheit. Banken und Fondsgesellschaften nutzen solche Phasen gerne, um sogenannte Garantieprodukte zu platzieren. Sie versprechen einen weitgehenden Erhalt des eingesetzten Kapitals. Das klingt gut, hat aber einen entscheidenden Haken: Die Renditen müssen Anleger mit der Lupe suchen. In der Regel fahren sie besser, wenn sie sich ihr eigenes Garantiedepot zusammenbauen.
Mit einem solchen Depot schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erleiden keine Verluste und haben gleichzeitig die Chance auf eine Rendite, die über der von sicheren festverzinslichen Anlagen liegt. Diese bilden das Fundament eines Garantiedepots und werden mit Aktienfonds kombiniert.
Für den festverzinsten Depotanteil kommen Festgeld, Sparbriefe und Bundesanleihen in Frage. Nehmen Sie die Anlageform, die den höchsten Zins bietet. Derzeit ist das Festgeld. Rentenfonds auf Euro-Basis sind weniger geeignet, weil es für sie keinen festen Rückzahlungstermin gibt und ihre Kurse schwanken. Zudem sind die erwarten Renditen dieser Fonds in den nächsten Jahren sehr niedrig.
Der Aktienanteil sollte aus breit gestreuten Fonds bestehen, die international oder europaweit in verschiedene Branchen und Länder investieren. Empfehlenswert sind entsprechende börsengehandelte Indexfonds (ETF).
Das Grundprinzip
Am einfachsten lässt sich ein Garantiedepot konstruieren, wenn Sie einen bestimmten Betrag für einen festgelegten Zeitraum investieren wollen. Sie legen dann genau so viel Geld festverzinst an, dass Sie am Ende zumindest die anfangs eingesetzte Summe zurückbekommen. Der Rest des Geldes fließt in Aktienfonds. Je länger die Anlagedauer und je höher der Zins, desto größer ist der Aktienanteil in einem Garantiedepot.
Beispiel: 100.000 Euro sollen in einem Garantiedepot angelegt werden. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre und der erzielbare Festgeldzins 1 Prozent. Um bei einem Zinssatz von 1 Prozent nach fünf Jahren 100.000 Euro zu erhalten, müssen Sie 95.238 Euro als Festgeld anlegen. Weil nicht sicher ist, zu welchem Zins die jährlichen Zinserträge wieder angelegt werden können, sind hierbei Zinseszinseffekte nicht berücksichtigt.
Für die restlichen 4.762 Euro kauft der Anleger einen internationalen Aktienindexfonds. Das entspricht einem Depotanteil von knapp 5 Prozent. Selbst wenn in diesem Fonds alle Firmen pleitegingen und es zu einem Totalverlust käme, was mehr als unwahrscheinlich ist, bliebe der ursprüngliche Gesamtanlagebetrag von 100.000 Euro nach fünf Jahren erhalten.
Je nachdem wie der Aktienfonds am Ende abschneidet, fällt die Garantiedepot-Rendite aus. Im Durchschnitt war sie nach Berechnungen der Zeitschrift Finanztest in den vergangenen 40 Jahren im Vergleich zu einer reinen Festzinsanlage höher. Das heißt, es war wahrscheinlicher, mit einem Garantiedepot besser dazustehen. Auf der anderen Seite waren natürlich auch schlechtere Ergebnisse möglich. Das ist der Preis für die größere Renditechance durch den Aktienanteil.
Nehmen wir nun an, der Aktienfonds steigt pro Jahr im Durchschnitt um 7 Prozent. Das entspricht der langfristigen Rendite am Weltaktienmarkt. Das Endvermögen summiert sich dann auf 106.429 Euro – immerhin 1.429 Euro mehr als im Vergleich zu einer reinen Festgeldanlage zu 1 Prozent. Die Rendite des Garantiedepots beträgt knapp 1,3 Prozent pro Jahr. Das Beispiel zeigt: Große Sprünge sind mit einem so geringen Aktienanteil nicht zu machen.
Die Depotgewichte verschieben sich in unserem Beispiel etwas, wenn man davon ausgeht, dass Steuerfreibeträge bereits ausgeschöpft sind und Abgeltungsteuer bezahlt werden muss. Der Aktienanteil sinkt dann auf 4 Prozent.
Pragmatiker wählen einen höheren Aktienanteil
Allerdings ist es nicht sonderlich realistisch, mit einem Totalverlust des Aktienfonds zu rechnen. In den zurückliegenden vier Jahrzehnten betrug der maximale Verlust des Weltaktienmarktes 54 Prozent. Ebenso viel verloren europäische Aktien in der Spitze.
Pragmatische Anleger können demnach unterstellen, dass der Wert von entsprechenden Indexfonds nicht um mehr als 60 Prozent sinken wird. Außerdem nimmt die Wahrscheinlichkeit von Verlusten mit Aktien mit zunehmender Anlagedauer ab. Über einen Zeitraum von zehn Jahren gab etwa der Weltaktienmarkt im schlimmsten Fall um gut 30 Prozent nach.
Wenn man mit einem Minus von 60 Prozent statt mit einem Totalverlust kalkuliert, erhöht sich der Aktienanteil im Garantiedepot – und damit die Renditechancen. Die Aktiengewichte für beide Szenarien können Sie in der Tabelle für unterschiedliche Zinssätze und Anlagezeiträume ablesen. Mit ihrer Hilfe können Sie Ihr persönliches Garantiedepot problemlos zusammenstellen. Sie müssen nur noch den absoluten Geldwert für den Aktienanteil ausrechnen.
Für das Beispiel oben würde das bedeuten, dass ein Anleger 6 Prozent seiner 100 .000 Euro, und damit 6000 Euro, in Aktienfonds anlegen könnte, wenn er mit einem maximalen Verlust von 60 Prozent kalkuliert.