Währungsrisiko – wie Anleger Wechselkursrisiken richtig managen
Von Markus Neumann
Divisenhändler der Bundesbank 1988.
Ein sogenanntes Währungsrisiko bergen Anlagen in ausländischen Währungsräumen. Schwankungen der Wechselkurse können die Volatilität erhöhen und die Rendite schmälern. Anderseits können Fremdwährungen aber auch die Diversifikation verbessern, die Gewinne erhöhen und vor Inflation schützen. Wann Anleger das Wechselkursrisiko absichern sollten und wann nicht.
Wer im Ausland investiert, etwa in US-amerikanische Aktien, geht immer auch ein sogenanntes Währungsrisiko ein. Anleger, die US-Aktien kaufen, investieren zwangsläufig auch in den US-Dollar. Das Währungsrisiko, das damit einhergeht, zeigt sich auf unterschiedliche Weise: Zum einen können Wechselkursverluste die Rendite des Investments erheblich senken. US-Aktien erzielten beispielsweise 2020 in Dollar gerechnet eine Rendite von 20,73 Prozent, gemessen am MSCI USA Index. Einen Gewinn in dieser Höhe machten Amerikaner, die in ihren Heimatmarkt investiert hatten.
Für Anleger aus dem Euroraum fiel das Ergebnis deutlich schlechter aus: Ihre Rendite war fast um 50 Prozent niedriger, weil der Kurs des US-Dollar gemessen in Euro kräftig gesunken war. Auf der anderen Seite können Wechselkursgewinne die Rendite auch erhöhen wie etwa 2014, als Anleger aus dem Euroraum zusätzlich zur US-Aktienrendite von 12,7 Prozent Wechselkursgewinne in Höhe von 13,9 Prozent einstrichen.
Wechselkursgewinne und -verluste mit US-Aktien gemessen am MSCI-USA-Index aus der Perspektive eines Anlegers aus dem Euroraum
wdt_ID
Jahr
Rendite in US-Dollar
Rendite in Euro
Gewinne/Verluste Wechselkurs
1
2007
5.4%
-4.9%
-9.8%
2
2008
-37.6%
-34.3%
5.2%
3
2009
26.2%
22.3%
-3.1%
4
2010
14.8%
22.8%
7.0%
5
2011
1.4%
4.8%
3.3%
6
2012
15.3%
13.6%
-1.5%
7
2013
31.8%
26.1%
-4.3%
8
2014
12.7%
28.3%
13.9%
9
2015
0.7%
12.2%
11.4%
10
2016
10.9%
14.2%
3.0%
Quelle: MSCI, Fairvalue-Berechnungen. Stand: Mai 2025
Wechselkursgewinne und -verluste richtig berechnen
Auf Finanzwebsites, auch international, wird meist der Wert des Euro ausgedrückt in US-Dollar angezeigt wird. Übliche Schreibweisen für diese Wechselkursbeziehung sind EUR-USD, EUR/USD oder EURUSD. Der EUR-USD-Kurs ist aber die falsche Grundlage, um den Einfluss von Wechselkursschwankungen auf Ihre Wertpapiere zu berechnen, die in US-Dollar notiert sind. Denn wenn der Euro gemessen in US-Dollar um 10 Prozent steigt, ist der US-Dollar gemessen in Euro NICHT um 10 Prozent gefallen. Die Beziehung zwischen dem EUR-USD-Kurs und dem USD-EUR-Kurs ist nicht linear.
Das korrekte Wechselkursergebnis wird Ihnen im Fall von US-Dollar-Investments nur von der Veränderung des USD-EUR-Kurs angezeigt. Der USD-EUR-Kurs ist der Kehrwert des EUR-USD-Kurses. Wenn Sie die Rendite einer USD-Anlage in Euro und in US-Dollar kennen, können Sie auch aus diesem beiden Werten, die Wechselkursveränderung berechnen. So bin ich in der Tabelle oben vorgegangen.
Währungsrisiko: Wechselkursschwankungen gleichen sich auch langfristig nicht aus
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass sich Wechselkursgewinne und -verluste auf lange Sicht ausgleichen. Wäre das der Fall, müssten sich Anleger über Währungsrisiken so gut wie keine Gedanken machen. Solche Behauptungen sind immer wieder zu lesen und von „Experten“ zu hören. Sie sind aber zumindest irreführend, wenn nicht gar falsch.
Beispielsweise verlieren Währungen von Schwellenländern gemessen in Hartwährungen der Industrieländer über längere Zeiträume meist an Wert. Seit 1988 haben die Währungen der im MSCI Emerging Markets notierten Staaten im Schnitt 10 Prozent pro Jahr gemessen in Euro eingebüßt. Von „Ausgleich“ kann demnach keine Rede sein.
Die „Experten“ haben aber natürlich eine andere Währung im Sinn: den US-Dollar. Doch nominal war die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wechselkursschwankungen aus Sicht eines deutschen Anlegers, der beispielsweise US-Aktien hält, langfristig ausgleichen verschwindend gering. Das zeigt meine Analyse, für die ich alle Anlagezeiträume zwischen 15 und 30 Jahren seit 1973 untersucht habe.
Der US-Dollar verlor in den vergangenen Jahrzehnten erheblich an Wert. Von 1970 bis Feb. 2021 erzielten Inländer mit amerikanischen Aktien im Schnitt eine nominale Rendite von 9,56 Prozent pro Jahr (siehe Tabelle). Deutsche, die in den USA anlegten, mussten sich wegen durchschnittlichen Wechselkursverlusten von 1,6 Prozent pro Jahr nominal mit 7,81 Prozent Gewinn begnügen – eine Differenz, die langfristig gewaltigen Einfluss auf das Endvermögen hat.
Bei Berücksichtigung der Inflation fallen Schwankungen des EUR-USD-Kurses weniger ins Gewicht
Doch was letztlich zählt, ist der reale Vermögenszuwachs nach Abzug der Inflation. Nur die reale Rendite zeigt, wieviel mehr Waren und Dienstleistungen sich ein Anleger am Ende für sein Investment kaufen kann. Eine nominale Rendite von 8 Prozent pro Jahr nützt wenig, wenn die Lebenshaltungskosten um 12 Prozent steigen.
Ob ein Inländer oder ein Ausländer mit US-Aktien einen besseren Schnitt machte, zeigt also erst die Rendite nach Abzug der Inflation. Dieser reale Gewinn betrug für einen Amerikaner 5,48 Prozent und für einen Deutschen 5,13 Prozent pro Jahr. Auf dieser Basis war die Differenz gering, weil in den USA die Inflation höher war als in Deutschland (siehe Tabelle).
Zerlegt man den Untersuchungszeitraum in zwei 25-Jahre-Perioden, sind die Unterschiede bei den realen Renditen größer. Das legt den Schluss nahe, dass der Zusammenhang zwischen relativen Inflationsraten und Wechselkursen über kürzere Zeiträume weniger stabil ist.
Welche nominalen und realen Renditen Amerikaner und Deutsche erzielten am Beispiel des US-Aktienmarktes
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Kennzahl
1970-Feb.2021
1970-1994
1995-Feb. 2021
1
Ø Rendite p. a. nominal in USD
9.56%
9.06%
10.04%
2
Ø Rendite p. a. nominal in EUR
7.81%
5.37%
10.19%
3
Nominaler Wechselkursgewinn/verlust
-1.6%
-3.38%
0.14%
4
Inflation
5
Ø Inflation p. a. in den USA
3.87%
5.68%
2.17%
6
Ø Inflation p. a. in der BRD
2.55%
3.75%
1.41%
7
Differenz USA-BRD
1.32%
1.93%
0.76%
8
Reale Rendite
9
Ø Rendite p. a. real in USD
5.48%
3.19%
7.71%
10
Ø Rendite p. a. real in EUR
5.13%
1.55%
8.67%
Quellen: MSCI, Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen. Stand: März 2021
Man könnte also sagen: Der reale EUR-USD-Kurs gleicht sich möglicherweise über Zeiträume von 50 Jahren nahezu aus. Wobei nahezu auch wieder eine relative Angelegenheit ist. Ein realer Renditeunterschied von 0,33 Prozentpunkten führt bei größeren Anlagesummen über einen Zeitraum von 50 Jahren zu nicht unerheblichen Unterschieden beim Endvermögen. Bei einer Anlagesumme von 100.000 Geldeinheiten hätte ein Amerikaner nach 50 Jahren 18 Prozent mehr Kaufkraft als ein Deutscher. Das entspricht 220.000 lokalen Geldeinheiten.
Nun verfolgen die wenigsten Privatanleger mit einer Einmalanlage in US-Wertpapiere eine Buy-and-hold-Strategie über 50 Jahre und mehr. Eine solche Annahme wäre ziemlich realitätsfern. In der Praxis bleiben Wechselkursschwankungen deswegen ein Risiko. Anlagen in Fremdwährungen können zu zusätzlichen Gewinnen, aber eben auch zu Verlusten führen. Ein „Ausgleich“ ist eher unwahrscheinlich.
Warum ausländische Fondswährungen kein Währungsrisiko darstellen
Für Irritationen unter Anlegern sorgt auch immer wieder die sogenannte Fondswährung. Das ist die Währung, in der beispielsweise ein ETF auf den MSCI World rechnet. Stellen ausländische Fondswährung ein zusätzliches Währungsrisiko dar? fragen sich immer wieder Investoren.
Die Antwort lautet nein! Die Fondswährung ist nur eine Rechen- oder Berichtseinheit. Die Wertentwicklung eines MSCI-World-ETF könnte auch in japanischen Yen, Schweizer Franken, britischem Pfund oder thailändischem Baht berechnet werden. Das würde für das Anlageergebnis in Euro keinen Unterschied machen.
Wenn Sie außerhalb des Euroraumes anlegen, dann besteht Ihr Wechselkursrisiko immer nur gegenüber der Währung, in die Sie tatsächlich investieren. Wer einen Fonds kauft, der beispielsweise ausschließlich amerikanische Aktien hält, hat zwangsläufig auch eine Währungsposition in US-Dollar.
Sie verlieren Geld, wenn der US-Dollar im Vergleich zum Euro sinkt und Sie machen einen Gewinn, wenn der US-Dollar steigt. Und zwar vollkommen unabhängig davon, in welcher Währung der Fonds rechnet. Ist die Fondswährung beispielsweise Pfund, besteht kein Wechselkursrisiko gegenüber der britischen Währung.
Wie neutrale Berichtswährungen funktionieren
Wenn Fondswährungen nicht als neutrale Berichtswährungen funktionieren würden, dann wären Sie und ich in kurzer Zeit sehr viel reicher als Elon Musk es je sein wird. Und das ohne Risiko!
Nehmen wir an, Sie haben einen ETF im Depot, der ausschließlich in japanische Aktien investiert. Die Fondswährung lautet auf US-Dollar. Ihre Heimatwährung ist der Euro. In dieser Währung berechnen Sie Ihre Rendite und auch an der Frankfurter Börse wird der ETF in Euro gehandelt.
Ihr Währungsrisiko besteht nur gegenüber dem Yen, der tatsächlichen Investmentwährung, nicht aber gegenüber dem US-Dollar. Zwischen den drei Währungen Yen (JPY), US-Dollar (USD) und dem Euro (EUR) existiert eine konsistente Beziehung, die dafür sorgt, dass niemand auf die Schnelle reicher wird als Elon.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die (gerundeten) Wechselkurse vom 12. Juni 2025:
Sie sehen: Für einen Euro kriegen Sie mehr Yen als für einen US-Dollar. Und für einen Euro kriegen Sie mehr US-Dollar als umgekehrt für einen US-Dollar Euro. Insofern erscheinen diese Wechselkurse schon intuitiv plausibel. Wenn ein Euro mehr wert ist als ein US-Dollar, sollte man auch mehr Yen für einen Euro erhalten als für einen US-Dollar.
Kein Free Lunch am Divisenmarkt
Rechnerisch stehen die Wechselkurse in folgender Beziehung: Multipliziert man den USD/JPY-Kurs mit dem EUR/USD-Kurs erhalten Sie den EUR/JPY-Wechselkurs. USD im Nenner und Zähler des Produktes kürzen sich weg, woraus sich der EUR/YEN-Kurs ergibt.
143,6 x 1,16 = 166,6 (gerundet)
Wenn aber das Produkt aus USD/JPY-Kurs und dem EUR/USD-Kurs den EUR/JPY-Wechselkurs ergibt, besteht das Wechselkursrisiko für Euro-Anleger logischerweise nur gegenüber dem Yen.
Die Relationen in dieser Dreiecksbeziehung zwischen Yen, US-Dollar und Euro passen sich stets so an, dass keine risikolosen Wechselkursgewinne möglich sind. Das verdeutlicht folgendes Beispiel:
Nehmen wir nun an, der USD/JPY-Kurs steigt von 143,6 auf 150 Yen. Dann muss der EUR/USD-Wechselkurs von 1,16 auf 1,11 US-Dollar fallen, falls der EUR/JPY-Kurs stabil bei 166,6 bleibt. Würde der EUR/USD-Kurs bei 1,16 US-Dollar verharren, könnten Sie ohne Risiko Gewinne am Devisenmarkt erzielen.
Und das geht so:
Sie kaufen für einen Euro 1,16 US-Dollar. Die US-Dollar wechseln Sie in Yen. Weil der US-Dollar gemessen in Yen gestiegen ist, erhalten Sie 1,16 x 150 = 174 Yen für Ihre US-Dollar. Für die Yen kaufen Sie schließlich wieder Euro. Erlös: 1,044 Euro, wenn ich mich nicht verrechnet habe.
Sie stecken einen Euro rein und bekommen 4,4 Euro-Cent geschenkt. Ökonomen nennen das „Triangular Arbitrage“. Klar, dass es so etwas in der Realität für Privatanleger nicht gibt. Devisenhändler sorgen mit Käufen und Verkäufen in Bruchteilen einer Sekunde dafür, dass sich der EUR/USD-Kurs so anpasst, dass Sie keine risikolosen Gewinne machen können. Das nennt sich Markteffizienz. Es gibt kein „Free Lunch“ an den Finanzmärkten.
Die Wechselkurse von Yen, US-Dollar und Euro ändern sich permanent, fünf Tage die Woche rund um die Uhr. Aber die Relationen bleiben stets so, dass keine Arbitrage möglich ist. Das Produkt aus Fondswährung/Investmentwährung und Heimatwährung/Fondswährung entspricht stets dem aktuellen Wechselkurs zwischen Heimat- und Investmentwährung. Deswegen können theoretisch beliebige liquide Währungen als Recheneinheit in Fonds eingesetzt werden.
Höhere Volatilität wegen Wechselkursschwankungen
Das gilt natürlich auch für ETF auf den MSCI World. Das Währungsrisiko besteht allein gegenüber den Fremdwährungsländern, in deren Aktien der Fonds investiert. Diese Wechselkursschwankungen können die Volatilität einer Anlage erhöhen. Die wichtigsten Euro-Wechselkurse schwankten in der Vergangenheit im Schnitt etwa 10 Prozent um ihren Mittelwert. Manche Schwellenländerwährungenzeigten eine höhere Volatilität. Beim brasilianischen Real betrug sie seit 1999 rund 17 Prozent gemessen in Euro.
Die Schwankungsbreite von Währungen ist in der Regel höher als die von Anleihen, aber niedriger als die von Aktien. Insofern trugen Wechselkursschwankungen deutlich mehr zum Gesamtrisiko von Fremdwährungsanleihen bei als zum Risiko von ausländischen Aktien.
Laut einer Studie der Finanzmarktforscher Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton war zwischen 1972 und 2011 aus der Perspektive eines amerikanischen Investors mehr als ein Drittel der Volatilität von ausländischen Anleihen auf Schwankungen des Wechselkurses zurückzuführen. Bei Aktien waren es lediglich 10 Prozent. Diese Ergebnisse beziehen sich auf den Durchschnitt von 18 Ländern für einen Anlagezeitraum von einem Jahr.
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Wie sich das Währungsrisiko absichern lässt
Weil die Korrelationen der wichtigsten Währungen in der Vergangenheit vergleichsweise niedrig waren, ließen sich Wechselkursschwankungen reduzieren, indem Anleger über viele verschiedene Währungen diversifizierten. Das passiert in einem ETF-Portfolio, das den Weltaktienmarkt umfasst, automatisch. Die diversifizierten Fairvalue ETF-Portfolios enthalten beispielsweise 41 Fremdwährungen. So viele Währungspaare haben auch alle Anleger im Depot, die über ETF nur in den MSCI World Index und den MSCI Emerging Markets Index investieren.
Korrelationen der wichtigsten Euro-Währungspaare
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Währung
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
1
I EUR/USD
1
0.52
0.83
0.48
0.64
0.27
0.71
0.25
0.56
2
II EUR/GBP
0.52
1
0.49
0.34
0.26
0.12
0.41
0.19
0.46
3
III EUR/TWD
0.83
0.49
1
0.69
0.61
0.34
0.73
0.36
0.56
4
IV EUR/KRW
0.48
0.34
0.69
1
0.39
0.22
0.58
0.38
0.51
5
V EUR/JPY
0.64
0.26
0.61
0.39
1
0.38
0.43
0.13
0.32
6
VI EUR/CHF
0.27
0.12
0.34
0.22
0.38
1
0.28
0.04
0.05
7
VII EUR/INR
0.71
0.41
0.73
0.58
0.43
0.28
1
0.41
0.52
8
VIII EUR/BRL
0.25
0.19
0.36
0.38
0.13
0.04
0.41
1
0.45
9
IX EUR/CAD
0.56
0.46
0.56
0.51
0.32
0.05
0.52
0.45
1
Quelle: Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen. Stand: März 2021
Wer das Währungsrisiko fast vollständig ausschalten will, muss die Wechselkurse absichern, im Finanzmarktjargon Hedging genannt. Das ist mit verschiedenen Finanzgeschäften möglich, etwa mit Forwards und Swaps. Diese Instrumente bilden Transaktionen ab, bei denen ein Anleger in der ausländischen Währung einen Kredit aufnimmt, dieses Geld in die Heimatwährung umtauscht und es am Geldmarkt anlegt. Ein solches Geschäft wird simultan in derselben Höhe abgeschlossen wie das Investment in die Auslandsanlage, beispielsweise in amerikanische Aktien.
Mit dem Kauf der US-Aktien hält der Investor auch eine Position in US-Dollar. Er macht einen zusätzlichen Gewinn, wenn der US-Dollar ansteigt und einen Verlust, wenn der US-Dollar sinkt. Bei dem simultanen Zins- und Kreditgeschäft ist es umgekehrt. Da der Anleger sich in US-Dollar verschuldet hat und Euro hält, macht er einen Gewinn, wenn der US-Dollar gemessen in Euro fällt (die Schulden in Euro gerechnet sinken) und einen Verlust, wenn der US-Dollar steigt (die Schulden nehmen auf Eurobasis zu).
Werden beide Geschäfte in gleiche Höhe simultan abgeschlossen, ist der Wechselkurs neutralisiert, weil sich beide Währungspositionen gegenseitig aufheben, egal in welche Richtung sich der Devisenkurs bewegt.
So wirkt eine Währungsabsicherung
Das Resultat von Währungs-Hedging: Ein Anleger aus dem Euroraum erzielt mit US-Aktien dieselbe Rendite wie ein amerikanischer Anleger abzüglich der Kosten für die Währungsabsicherung. Auch die Volatilität ist nahezu identisch.
In der Praxis werden Fremdwährungspositionen meist monatlich abgesichert. Beträgt beispielsweise der Marktwert der gehaltenen US-Aktien am Monatsanfang 50.000 US-Dollar, wird das Währungsrisiko in derselben Höhe abgesichert. Da der Wert von Aktien aber schwankt und im Vorfeld nicht bekannt ist, wie sie sich entwickeln werden, lassen sich Wechselkursschwankungen nicht zu 100 Prozent ausschalten.
Ein Anleger ist im Laufe eines Monats in der Regel entweder über- oder unterversichert, je nachdem ob die Aktien fallen oder steigen. Er hält deshalb meistens eine kleine Währungsposition, zu der es kein neutralisierendes Gegengeschäft gibt. Am Ende des Monats wird die Währungsabsicherung dann an die Entwicklung der Anlage angepasst. Manche währungsgesicherte Aktien-ETF hedgen den Wechselkurs täglich. Auf diese Weise soll die ungewollte Währungsposition minimiert werden.
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Was es kostet, das Währungsrisiko abzusichern
Die Kosten für eine Wechselkursabsicherung ergeben sich aus der Zinsdifferenz zwischen der Auslands- und Inlandswährung. Hinzukommen Transaktions- und Produktkosten. Die Zinsdifferenz kann negativ oder positiv sein und ihre Höhe schwankt.
Ist der kurzfristige Zins im Ausland höher als im Inland, zahlt der Anleger in etwa die Differenz. Bei höheren Zinsen im Inland verdient er dagegen mit der Absicherung Geld. Die Rendite eines abgesicherten Auslandsinvestments ist dann höher als die, die ein inländischer Anleger erwirtschaftet.
Beispiel Schweiz: Dort erzielten Anleger aus dem Euroraum mit währungsgesicherten Investments von 2007 bis 2020 höhere Renditen als Inländer. Allerdings wäre es noch viel vorteilhafter gewesen, auf eine Absicherung zu verzichten, weil der Franken kräftig aufwertete und ausländischen Anlegern üppige Zusatzgewinne bescherte.
Andersherum waren die kurzfristigen Zinsen in den USA meist höher als im Euroraum. Zwischen 2007 und 2024 mussten Anleger aus dem Euroraum im Schnitt 1,63 Prozent der Anlagesumme pro Jahr für eine Absicherung der amerikanischen Währung bezahlen. Noch teurer war das Hedging von Schwellenländer-Aktien, die im MSCI Emergings Markets Index notiert sind. Im Durchschnitt kostete eine Absicherung der Auslandswährungen knapp 3 Prozent pro Jahr.
Jährliche Absicherungskosten von US-Aktien gemessen am MSCI-USA-Index
wdt_ID
Jahr
Mit Wechselkursabsicherung
Lokalwährung (USD)
Kosten der Absicherung
1
2007
4.0%
5.4%
-1.4%
2
2008
-38.6%
-37.6%
-1.6%
3
2009
24.5%
26.2%
-1.4%
4
2010
12.3%
14.8%
-2.1%
5
2011
0.9%
1.4%
-0.5%
6
2012
14.3%
15.3%
-0.9%
7
2013
31.2%
31.8%
-0.5%
8
2014
12.4%
12.7%
-0.2%
9
2015
0.1%
0.7%
-0.6%
10
2016
9.3%
10.9%
-1.4%
Quelle: MSCI, Fairvalue-Berechnungen. Stand: Mai 2025
Jährliche Absicherungskosten des MSCI Emerging Markets Index
wdt_ID
Jahr
Mit Währungsabsicherung
Lokalwährung
Kosten der Absicherung
1
2009
58.69%
62.29%
-2.22%
2
2010
10.50%
14.10%
-3.16%
3
2011
-14.89%
-12.74%
-2.46%
4
2012
12.94%
16.99%
-3.46%
5
2013
0.20%
3.44%
-3.13%
6
2014
1.81%
5.17%
-3.19%
7
2015
-8.83%
-5.76%
-3.26%
8
2016
5.51%
9.69%
-3.81%
9
2017
25.76%
30.55%
-3.67%
10
2018
-13.29%
-10.07%
-3.58%
Quelle: MSCI, Fairvalue-Berechnungen. Stand: Mai 2025
Wann es vorteilhaft ist, das Wechselkursrisiko abzusichern
Die Absicherung des Währungsrisikos einer Auslandsanlage wirkt sich sowohl auf die Rendite als auch auf die Volatilität aus. Was die Rendite betrifft, so lohnt sich eine Absicherung nur, wenn die Auslandswährung im Anlagezeitraum fällt und die Absicherungskosten niedriger sind als der Kursrückgang der Währung. Steigt der Kurs der Auslandswährung an, machen Anleger mit einer Währungsabsicherung ein schlechtes Geschäft.
Das Problem: Wie sich Wechselkurse entwickeln werden, ist unbekannt, ebenso die künftige Höhe der Zinsen im In- und Ausland. Mit anderen Worten: Bezogen auf die Rendite lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen, ob es besser wäre, den Wechselkurs abzusichern oder nicht.
Wie unterschiedliche Korrelationen wirken
Etwas besser können Anleger die Wirkung von Wechselkursschwankungen auf die Volatilität abschätzen. Sie hängt davon ab, welche Beziehung zwischen den Renditen der Auslandsanlage und den Schwankungen des Wechselkurses besteht. Ist die Korrelation zwischen Auslandsinvestment und Auslandwährung positiv, bewegen sich ihre Renditen tendenziell in dieselbe Richtung. Fällt der Kurs der Auslandanlage, sinkt auch der Wert der Währung, in der sie notiert ist. Die Folge: Änderungen des Wechselkurses erhöhen die Volatilität der Anlage.
Das war beispielsweise bei kanadischen Aktien der Fall, die zwischen Februar 2011 und Februar 2021 mit dem kanadischen Dollar leicht positiv korreliert waren. In lokaler Währung betrug ihre jährliche Volatilität über einen Zeitraum von zehn Jahren 11,7 und in Euro 14,9 Prozent – knapp 27 Prozent mehr. Eine Währungsabsicherung senkte die Schwankungsbreite auf das Niveau in Lokalwährung.
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Anders liegen die Dinge, wenn die Korrelation zwischen einem Länderaktienmarkt oder der lokalen Währung negativ ist. Dann bewegen sich die Renditen tendenziell in entgegengesetzte Richtungen. Steigen die Aktien, fällt die lokale Währung – und umgekehrt. Das war etwa in den USA und in Japan der Fall. Der Diversifikationseffekt aufgrund der negativen Korrelation sorgte dafür, dass die Volatilität in Euro niedriger war als in der Lokalwährung.
Ausgeprägter als in den USA war dieser Effekt in Japan, wo die Korrelation zwischen Aktienrenditen und Kursveränderungen der Lokalwährung im Untersuchungszeitraum -0,55 betrug. Die Schwankungsbreite der Aktien in Yen war um 25 Prozent höher als die in Euro. Bei negativer Korrelation führt eine Absicherung des Währungsrisikos zu höheren Wertschwankungen, weil der Diversifikationseffekt der Währung ausgeschaltet wird.
Korrelationen zwischen Länderaktienmärkten und deren Lokalwährungen
wdt_ID
Aktienindex
Währungspaar
Korrelation seit 2001
Korrelation 10 Jahre
1
MSCI USA
USD/EUR
-0.28
-0.36
2
MSCI Großbritannien
GBP/EUR
-0.16
-0.08
3
MSCI Japan
JPY/EUR
-0.40
-0.55
4
MSCI Schweiz
CHF/EUR
-0.33
-0.30
5
MSCI Kanada
CAD/EUR
0.23
0.25
Quellen: MSCI, Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen. Stand: März 2021
Kennzahlen für die wichtigsten Industrieländer-Aktienmärkte mit und ohne Währungsabsicherung von Februar 2011 bis Februar 2021
wdt_ID
Aktienindex/Kennzahl
Mit Währungsabsicherung
Lokalwährung
Euro
1
MSCI USA
2
Ø Rendite p. a.
11.33%
12.97%
14.44%
3
Volatilität
13.76%
13.74%
12.95%
4
Sharpe Ratio
0.86
0.96
1.12
5
MSCI Großbritannien
6
Ø Rendite p. a.
3.69%
4.39%
4.05%
7
Volatilität
12.46%
12.53%
13.86%
8
Sharpe Ratio
0.36
0.41
0.36
9
MSCI Japan
10
Ø Rendite p. a.
7.79%
8.89%
7.44%
Quelle: MSCI. Stand: März 2021
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Was langfristig für Investments in Auslandswährungen spricht
Über sehr lange Anlagezeiträume boten Fremdwährungen einen strategischen Vorteil, zeigen die Finanzmarkthistoriker Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton in verschiedenen Untersuchungen. Danach waren Devisen eine gute Absicherung gegen unerwartete Inflationsschübe im Inland.
Die langfristige Entwicklung von Wechselkursen folgte in der Vergangenheit tendenziell den relativen Inflationsunterschieden zwischen zwei Währungsräumen. Dort, wo die Teuerungsrate höher war, sank der Wert der Währung. Wäre es anders, wären die Preise in Hochinflationsländern für Ausländer schnell unerschwinglich. Die Folge wären erhebliche volkswirtschaftliche Schäden.
Die empirischen Daten legen den Schluss nahe, dass der Wert von Auslandwährungen tendenziell zunehmen würde, falls es nur im Euroraum zu einem starken Inflationsschub käme. Auslandsinvestitionen wären dann zum Teil vor einem realen Wertverlust geschützt. Allerdings: Wegen der international stark verflochtenen Wirtschaftsräumen erscheinen Inflationsschocks, die lokal begrenzt bleiben, eher unwahrscheinlich.
Fairvalue-Empfehlungen
Vor mehr als zehn Jahren versuchte die Finanzindustrie Währungsfonds und -produkte als eigenständige Anlageklasse bei Investoren zu etablieren. Doch dieser Vorstoß scheiterte kläglich. Die meisten Fonds sind schon lange wieder vom Markt verschwunden – wegen Erfolglosigkeit. Die Strategien der Fondsmanager gingen an den Devisenmärkten nicht auf, fast alle machten nach Abzug der Kosten Verluste. Das belegt: Auch Profis haben keine Ahnung, wohin sich Wechselkurse künftig bewegen werden. Die Prognosen der Banken sind nicht mehr als Börsenfolklore.
Für Privatanleger ist es ebenso aussichtslos, die Kursentwicklungen an den Devisenmärkten systematisch richtig vorherzusagen. Zudem müssten sie auch die kurzfristige Zinsentwicklung in den wichtigsten Währungsräumen korrekt prognostizieren, um entscheiden zu können, ob sich Wechselkursabsicherungen lohnen. Bezogen auf die Rendite, gibt es demnach keine verlässlichen Regeln, nach denen sich das Währungsrisiko managen ließe. Wie sich Absicherungen auf die Rendite auswirken, bleibt ungewiss.
Leichter fällt die Entscheidung, wenn es um das Risiko gemessen an der Volatilität geht:
Wenn zwischen vergleichsweise stark schwankende Auslandsanlagen wie Aktien und Rohstoffen und der lokalen Währung kein linearer Zusammenhang besteht (die Korrelation ist gleich null), ist eine Absicherungsquote von 100 Prozent optimal.
Bei einer positiven Korrelation, die die Volatilität des Auslandsinvestments noch verstärkt, liegen Investoren richtig, wenn sie die Anlage vollständig absichern und die Fremdwährung noch zusätzlich auf Termin verkaufen (Short-Position).
Sind Anlage und Wechselkurs negativ korreliert, sollten Investoren die Position entweder nicht vollständig oder gar nicht absichern. In Extremfällen kann ein zusätzlicher Kauf der Auslandswährung vorteilhaft sein (Long-Position).
Auch Anleger, die sich vor einer sprunghaft ansteigen Inflation hierzulande fürchten, sollten das Währungsrisiko nicht absichern. Denn die Anlage in Fremdwährungen sorgte in der Vergangenheit auf lange Sicht für einen Ausgleich der Inflationsdifferenz zwischen In- und Ausland.
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