2018 war ein schlechtes Jahr für Thomas Schüßler. Anleger zogen 1,4 Milliarden Euro aus seinem wichtigsten Aktienfonds, dem DWS Top Dividende LD, ab. Wegen der Flucht der Investoren rutschte der einst größte Fonds Deutschlands auf den zweiten Platz ab. Mit 18,2 Milliarden Euro verwaltet der Privatfonds: Kontrolliert des Konkurrenten Union Investment nun eine halbe Milliarde Euro mehr, wie die Statistik des Fondverbandes BVI zeigt (Stand: Januar 2019). Gemessen am Volumen der Anfragen bei der Internetsuchmaschine Google bleibt der Fonds der DWS aber unangefochten der Liebling der deutschen Anleger.
Der DWS Top Dividende LD (ISIN: DE0009848119, WKN: 984811) verfolgt eine sogenannte Dividendenstrategie. Fondsmanager Schüßler setzt weltweit auf Unternehmen, die voraussichtlich eine überdurchschnittliche Dividendenrendite bieten. Gleichzeitig sollten die Konzerne die Ausschüttungen von Jahr zu Jahr steigern oder zumindest stabil halten. Die Ausschüttungsquote, das ist der Anteil des Gewinns, der an die Aktionäre ausgezahlt wird, soll möglichst niedrig sein, damit genügend Spielraum bleibt, um auch in schlechten Zeiten eine hohe Dividende zu bezahlen.
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Blick ins Buch
Firmen, die diese Voraussetzungen erfüllen, unterzieht das Fondsmanagement einer genaueren Fundamentalanalyse. Dabei suchen die Experten nach Unternehmen mit soliden Bilanzen und einer stabilen Liquidität. Solche Kennzahlen gelten als Indiz, dass die Unternehmen auch künftig in der Lage sein werden, ihren Aktionären mit hohen Gewinnausschüttungen zu verwöhnen. Zudem bevorzugen die Fondslenker Konzerne mit etablierten Geschäftsmodellen, Wettbewerbsvorteilen und einem sehr guten Management.
DWS Top Dividende: Das Fondsportfolio
Diese Auswahlkriterien führen zu multinationalen Konzernen mit sehr hoher Marktkapitalisierung. Im Schnitt bringen es die rund 70 Unternehmen im Fonds auf einen Börsenwert von gut 71 Milliarden Euro (Stand: November 2018). Der Anteil mittelgroßer Firmen beträgt lediglich 4 Prozent.
Etwa 46 Prozent der Aktien im Fonds stammen von Firmen aus sogenannten defensiven Branchen, die weitgehend unabhängig von Konjunkturschwankungen sind. Dazu zählen vor allem Werte aus der Nahrungsmittel- und Verbrauchsgüterindustrie, dem Gesundheitssektor und der Telekommunikationsbranche sowie sogenannte Versorger. Letztere liefern Unternehmen und Privathaushalten Energie und Wasser.
Der Fonds hält die ausgewählten Aktien vergleichsweise lange. Dem Datenanbieter Morningstar zufolge tauschte das Management in der Vergangenheit im Schnitt Aktien im Wert von 20 Prozent des Fondsvermögens pro Jahr aus.
Zu den zehn Positionen mit dem größten Gewicht im Fonds gehören die Verbrauchsgüterkonzerne Unilever und Pepsico, die Pharmaunternehmen Pfizer und Novartis und der Versorger Nextera Energy. Das jeweils aktuelle Gesamtportfolio des DWS Top Dividende LD (ISIN: DE0009848119, WKN: 984811) veröffentlicht die Fondsgesellschaft erst mit Verzögerung in den Halbjahres- und Jahresberichten.
Aus welchen Ländern die Fondsunternehmen stammen zeigt folgende Grafik:
In den vergangenen Jahren war die Strategie des Fonds offenbar eng an dem Nahrungsmittel- und Gebrauchsgüterindex MSCI World Consumer Staples ausgerichtet. Von Anfang 2015 bis November 2018 war der Wertentwicklung nahezu identisch, so als sei der DWS Top Dividende ein Indexfonds.
Die Dividendenrendite
Die Dividendenrendite des DWS Top Dividende LD ((ISIN: DE0009848119, WKN: 984811)) betrug in den vergangenen neun Jahren im Durchschnitt 3,9 Prozent – 1,2 Prozent mehr als der MSCI World Index. Die höheren Dividendenrenditen in den Jahren 2009 bis 2012 sind dem damals relativ niedrigem Kursniveau nach den heftigen Verlusten während der Finanzkrise von 2008 geschuldet.
Die Ausschüttungsrendite, die tatsächlich an die Anleger ausbezahlt wurde, rangierte in den vergangenen fünf Jahren zwischen 2,68 und knapp 3 Prozent. Ende 2018 schüttete der Fonds 3,4 Euro pro Anteil aus, insgesamt fast eine halbe Milliarde Euro.
Die Wertentwicklung des DWS Top Dividende
Fondsmanager Thomas Schüßler verfolgt eine konservative Dividendenstrategie. Wertschwankungen und zeitweise Verluste versucht er so gering wie möglich zu halten. Damit kommt er den ängstlichen deutschen Anlegern entgegen. Auch die relativ hohe Dividendenauszahlungen schätzen viele Sparer, die an stetige Geldströme aus festverzinslichen Wertpapieren und aus Festgeld gewöhnt sind. Seitdem diese Quellen wegen der extrem niedrigen Zinsen in Deutschland versiegt sind, erscheint vielen Anlegern der DWS Top Dividende offenbar als probate Alternative. Allein zwischen 2015 und 2017 steckten sie 5,4 Milliarden Euro in den Dividendenfonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS.
Die Finanzberater in den Bankfilialen konnten bei den Verkaufsgesprächen auf eine überzeugende Historie verweisen – zumindest langfristig. Seit seiner Auflage Ende April 2003 hat der Fonds seinen Vergleichsindex, den MSCI World High Dividend Yield NR, und auch den MSCI World Index deutlich angehängt.
In den ersten Jahren bis 2009 lief der Fonds hervorragend. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 waren an den Weltbörsen vor allem konservative Substanzwerte gefragt, in die auch der DWS Top Dividende LD (ISIN: DE0009848119, WKN: 984811) investierte. Innerhalb von sechs Jahren, bis März 2009, hatte der Dividendenfonds 68 Prozent mehr Rendite erzielt als sein Vergleichsindex.
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…doch seit 2009 ist der DWS Top Dividende auf dem absteigenden Ast
Doch seitdem blieben weitere Erfolge aus. Tendenziell Schnitt Schüßler mit seiner Strategie schlechter als der MSCI World High Dividend Yield ab. Ende November 2018 war sein Vorsprung auf 28 Prozent zusammengeschmolzen, wie die nächste Grafik zeigt.
Wir haben die Zeitreihe der Wertentwicklung des DWS Top Dividende (ISIN: DE0009848119, WKN: 984811) durch die seines Vergleichsindex geteilt. Werte über eins bedeuten, dass der Dividendenfonds vor seiner Bechmark liegt. Das war seit seiner Auflage immer der Fall. Ein steigender Graph zeigt an, dass der DWS-Fonds besser läuft als der MSCI World High Dividend Yield. In Phasen, in denen der Graph fällt, hat der Vergleichsindex eine höhere Rendite erzielt. Das war in den vergangenen zehn Jahren die Regel.