Edelmetalle

Richtig Gold kaufen für Anfänger

Von Markus Neumann

Zum Gold kaufen sollten Sie eine stabile Tüte mitnehmen

Gold kaufen ist leicht, die fachgerechte Verwahrung schon schwieriger. Echte Profis setzen Schwerlastregale ein und nummieren ihre Barren durch, so wie die Bundesbank auf unserem Foto.

Wer Gold kaufen will hat die Wahl zwischen Goldbarren und Münzen und einer Vielzahl von Wertpapieren, die an die Goldpreisentwicklung gekoppelt sind. Welche Produkte die richtige Wahl sind, hängt von den Zielen des einzelnen Anlegers ab.

Die Produkte, über die Anleger direkt und indirekt in Gold investieren können, sind fast so vielfältig wie Flora und Fauna im brasilianischen Regenwald – und manchmal auch ebenso exotisch. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Barren, Münzen, Exchange Traded Commodities (ETC), Zertifikate, Optionsscheine, Futures, Mini-Futures und andere Hebelprodukte.

Welches das passende Produkt ist, hängt vom jeweiligen Ziel ab: Wer langfristig anlegt und mit Gold sein Portfolio diversifizieren will, ist mit ETC gut beraten, welche die Goldpreisentwicklung abbilden.

Zocker, die kurzfristig auf Goldpreisbewegungen spekulieren wollen, liegen mit Hebelprodukten richtig. Mit diesen Wertpapieren können sie mit geringem Einsatz große Wetten eingehen. Entsprechend höher ist aber auch das Risiko.

Für Anleger, die Gold als Versicherung gegen Katastrophen wie etwa einen Währungszusammenbruch halten wollen, kommt nur der Kauf von Goldbarren in Frage. Auch international anerkannte Münzen, für die täglich Kauf- und Verkaufskurse ermittelt werden, sind eine Option. Zu den beliebtesten zählen Krügerrand, Eagle, Maple Leaf, Britannia, Wiener Philharmoniker und Känguruh. Sie sind allerdings wegen der höheren Transaktionskosten im Vergleich zu Goldbarren weniger empfehlenswert.

Keine Garantien bei Gold-ETC

Keine Alternative zu Barren und Münzen sind Zertifikate und sogenannte ETC, die ähnlich einem börsengehandelten Indexfonds (ETF) die Entwicklung des Goldpreises abbilden. Bei diesen Wertpapieren handelt es sich immer um Schuldverschreibungen: Der Käufer gibt dem Emittenten einen Kredit. Das bedeutet, dass ein Emittentenrisiko besteht. Geht der Herausgeber des Wertpapiers pleite, kann das zu einem Totalverlust führen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Gefahr einer Emittenten-Insolvenz drastisch steigt, wenn es zu Chaos an den Finanzmärkten kommt. Deshalb ist Papiergold kein geeigneter Katastrophenschutz.

Das gilt auch, wenn ETC physisch besichert sind. Bei diesen Varianten kaufen die Herausgeber Goldbarren im Wert der ausgegebenen Wertpapiere. Das Edelmetall wird von Tochtergesellschaften gehalten, die rechtlich von den anderen Geschäftsfeldern des Unternehmens getrennt sind. Das soll das Anlegergold vor einer Insolvenz der Muttergesellschaft schützen. Doch auch bei dieser Konstruktion gibt es Fallstricke. Dass im Ernstfall tatsächlich genügend Gold zur Verfügung steht, um die Ansprüche der Investoren zu decken, ist ungewiss.

Dieses Problem ließe sich einfach lösen, wenn ein Investmentfonds das Gold kaufen und Anteile ausgeben würde. Denn die Anlegergelder sind bei Fonds geschütztes Sondervermögen und ähnlich sicher wie ein Barren in einem Bankschließfach. Doch solche Produkte sind in Deutschland gesetzlich nicht zulässig. Fonds dürfen hierzulande nicht ausschließlich in eine einzige Position, in diesem Falle Gold, investieren, sondern müssen die Anlegergelder immer streuen.

Physisches Gold kaufen: Zertifizierte Barren sind erste Wahl

Der direkte Erwerb von Goldbarren ist etwas aufwendiger und – abhängig von der Menge – häufig teurer als der Kauf von physisch gedeckten ETC, die Anleger bequem an der Börse kaufen und verkaufen können.

Wer in Barren investiert, muss beim Kauf auf Goldgehalt, Gewicht und Kosten achten. Kaufen Sie nur Barren mit einem Feingoldgehalt von 999,9, also von 99,99 Prozent. Gold geringerer Qualität lässt sich schwerer wiederverkaufen. Denn es muss erst eingeschmolzen werden, ehe es weiterverkauft werden kann.

Manche Banken und Händler verlangen zudem eine Zertifizierung: Degussa, Commerzbank und Deutsche Bank kaufen Anlegern nur Barren von Herstellern ab, die von der London Bullion Market Association (LBMA) zertifiziert wurden. Dazu gehören etwa Produkte von Heraeus, Umicore, Valcambi oder Perth Mint.

Über den Handel mit Goldbarren und Münzen wacht keine Finanzaufsicht. Es gibt zudem keine gesetzlichen Anforderungen an die Verkäufer und deren Beratungsqualität. Wer Gold kaufen will, sollte sich daher entweder an einen seriösen Goldhändler oder eine Bank wenden und vorher im Internet einen Blick auf den Goldpreis-Richtwert werfen, den die LBMA zweimal täglich im sogenannten Goldfixing ermittelt.

Gold an jedermann verkaufen die Degussa Bank und die Reisebank sowie Edelmetallhändler wie etwa Pro Aurum. Die Commerzbank, Deutsche Bank und Postbank handeln nur mit ihren Kunden. Andere Banken betreiben gar keinen Goldhandel. Dazu zählen beispielsweise die Targobank und die Santander Consumer Bank.

So halten Sie beim Goldkaufen die Transaktionskosten gering

Die Kosten für Kauf und Lagerung von physischem Gold hängen von verschiedenen Faktoren ab: Von der Höhe der Investitionssumme, von der Haltedauer und vom Handelspartner. Letzterer verdient an der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Grundsätzlich gilt: Je kleiner die erworbene Menge, desto höher sind die Kosten im Verhältnis zur Kaufsumme. Erst ab einem Barrengewicht von 50 Gramm sinkt die Handelspanne bei Banken im Durchschnitt auf ein erträgliches Maß von rund 3,5 Prozent. Das geht aus einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag der Deutschen Börse AG hervor. Danach sind  Edelmetallhändler sehr viel teurer als Banken, solange die erworbene Goldmenge unter 250 Gramm liegt. Ab dieser Menge lohnt sich aber ein Preisvergleich zwischen verschiedenen Händlern und Geldinstituten.

Je länger die Haltedauer, desto geringer die Kosten

Die Kosten von Goldinvestitionen hängen auch davon ab, wie lange Anleger die Barren behalten. Je kürzer der Anlagezeitraum, desto teurer wird es. Wer für 10.000 Euro physisches Gold bei einer Bank kauft und es dort ein Jahr lang in einem Schließfach deponiert, bezahlt der Steinbeis-Studie zufolge im Durchschnitt knapp 4 Prozent des Anlagebetrags dafür.

Behalten Investoren die Barren 10 Jahre lang, sinken die jährlichen Kosten auf weniger als 1 Prozent, weil sich der Preisaufschlag, den sie am Anfang bezahlt haben, auf einen viel längeren Zeitraum verteilt.

Die günstigste Methode, physisches Gold sicher aufzubewahren, ist ein versichertes Bankschließfach. Ein eigener Tresor ist erst ab einer Menge von 20 Kilo Gold preiswerter, ermittelten die Wissenschaftler der Steinbeis-Hochschule.

Übrigens: Kursgewinne, die mit physischem Gold erzielt werden, sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Das gilt auch für den ETC „Xetra-Gold“, der mit dem physischen Edelmetall abgesichert ist und den Wertpapier-Inhabern einen Auslieferungsanspruch des Goldes verbrieft.

Fairvalue-Empfehlungen

Falls Sie ein größeres Portfolio besitzen, ist es vorteilhaft, Ihre Goldposition zwischen physischem Gold und börsengehandelten ETCs aufzuteilen. Barren und Münzen halten Sie langfristig für den Notfall. Die ETC-Anteile nutzen Sie, um die Größe Ihrer Position flexibel anzupassen, etwa bei einem Rebalancing des Portfolios.

Der Autor


Markus Neumann ist Finanzjournalist, Gründer des Online-Anlegermagazins Fairvalue und Sachbuchautor. Zuletzt erschien von ihm „Das ETF-Portfolio – wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“. 2020 war er für den Deutschen Journalistenpreis in der Kategorie Vermögensverwaltung nominiert. Folgen Sie ihm auf Twitter.

© Fairvalue, aktualisiert am 12.04.2024

Fotografie: Bundesbank

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