Wenn deutsche Anleger Gold kaufen, gehen sie zusätzlich ein Währungsrisiko ein. Denn das Edelmetall wird weltweit in US-Dollar gehandelt. Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar können die Rendite schmälern oder sie erhöhen.
Auf mögliche Wechselkursverluste bei Goldanlagen weisen regelmäßig Medien und Banken hin. Letztere wollen dem Anleger gerne noch eine Absicherung gegen dieses Risiko verkaufen, so wie Fluggesellschaften ihren Kunden am Ende der Buchung noch eine Reiserücktrittversicherung aufschwatzen wollen.
Die Banken argumentieren mit der negativen Beziehung zwischen US-Dollar und Gold: Wenn der Goldkurs steige, sinke tendenziell der US-Dollar, was den Gewinn der Euro-Anleger schmälere, so die Begründung. Dieser lineare statistische Zusammenhang ist aber nur schwach ausgeprägt. In den 1970er- und 1980er-Jahren war er zwar stärker. Doch seit den 1990er-Jahren ist das negative Verhältnis zwischen US-Dollar und Goldpreis statistisch entweder gar nicht mehr nachweisbar oder nur noch sehr schwach.
Das bedeutet: Es kommt auf Monatsbasis nur ein wenig häufiger vor, dass der US-Dollar im Vergleich zum Euro an Wert verliert, wenn der Goldpreis steigt. In den anderen Monaten bewegen sich die beiden Preise dagegen in dieselbe Richtung. Schon aus diesem Grund ist eine Absicherung des Währungsrisikos nicht sinnvoll.
Wechselkursabsicherung kann das Risiko erhöhen
Hinzu kommt: Eine Wechselkursabsicherung bei Gold kann zu höheren Risiken und zu niedrigeren Renditen führen. Das mag auf den ersten Blick nicht einleuchten, ist aber nicht von der Hand zu weisen: Sinkt der Goldpreis und der US-Dollar steigt, werden die Verluste für Goldanleger aus dem Euroraum gedämpft. Dieser vorteilhafte Effekt ist ausgeschaltet, wenn der Wechselkurs abgesichert wird.
Das kann gerade in Krisen fatale Folgen haben. Denn wenn es an den Finanzmärkten kracht, fliehen viele Investoren in den US-Dollar, den sie als „sicheren Hafen“ betrachten. In der Folge steigt der US-Dollarkurs an.
So wie beispielsweise 2008. Wer damals den Wechselkurs abgesichert hatte, profitierte nicht von den Währungsgewinnen des US-Dollar gegenüber dem Euro. Von Ende 2007 bis Ende 2010 fiel beispielsweise die Wertentwicklung eines abgesicherten Goldzertifikats von Goldman Sachs um gut 35 Prozent schlechter aus als die der ungesicherten Version.
Absicherungskosten senken die Rendite
Ein weiteres Argument gegen eine Währungsabsicherung sind deren Kosten. Sie dürfen nicht höher sein als die Währungsverluste, die ohne Absicherung entstünden, damit es sich lohnt. Über längere Perioden sind die Wechselkursschwankungen aber nicht sonderlich hoch. Seit der Erstnotiz des Euro im Jahr 1999 ist die europäische Gemeinschaftswährung bis Mitte April 2024 nur von 1,1789 auf rund 1,07 US-Dollar pro Euro gefallen – allerdings begleitet von heftigen Schwankungen.
Demnach machte ein europäischer Goldanleger in diesem Zeitraum einen kleinen Wechselkursgewinn von gut 9 Prozent. Eine Währungsabsicherung über 24 Jahre hätte dagegen ziemlich viel Geld gekostet und die Goldrendite gedrückt. Die Kosten ergeben sich aus der Differenz den kurzfristigen Zinsen in den USA und im Euroraum. Sind die Zinsen in den Vereinigten Staaten höher, müssen Anleger die Differenz zum Eurozins bezahlen. Ist es umgekehrt, verdienen sie mit der Absicherung Geld. Mehr dazu lesen Sie in den Beiträgen Währungsrisiko und Fremdwährungsanleihen.
Die Grundlage für eine gute Rendite, das sollten Anleger immer beherzigen, ist das Vermeiden von Verlusten. Das vermeintliche Währungsrisiko bei Gold senkt in Wirklichkeit tendenziell die Verlustgefahr. Der implizite Besitz von US-Dollar ist zudem eine zusätzliche Absicherung gegen überraschende Krisen.