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Dividendenstrategie – die besten Indexkonzepte im Vergleich

Kein Kandidat mehr für eine Dividendenstrategie: Die deutsche Bank hat 2019 die Dividende für die nächsten zwei Jahre gestrichen

Kein Kandidat mehr für eine Dividendenstrategie: Die deutsche Bank hat die Dividende für 2019 und 2020 gestrichen.

Welche Dividendenstrategie funktioniert am besten? Dieser Frage ist Fairvalue mit einer Untersuchung der 13 wichtigsten Dividendenindizes nachgegangen. Die beiden erfolgversprechendsten Konzepte beleuchtet dieser Beitrag.

Börsengehandelte Indexfonds (ETF), die eine Dividendenstrategie abbilden, stehen im Jahr 2019 weit oben in der Gunst der Anleger. Dem ETF-Anbieter Amundi zufolge pumpten Investoren im ersten Halbjahr immerhin eine Milliarde Euro in europäische Dividenden-ETF.

Fairvalue hat in einer Analyse die Wertentwicklung der beliebtesten Dividendenindizes während vier Kursaufschwüngen und vier Börsencrashs untersucht. Keine Dividendenstrategie war der Konkurrenz in allen Marktphasen überlegen. Doch zwei Konzepte, die High-Dividend-Yield-Strategie des Indexanbieters MSCI und die Dividendenaristokraten von S&P, funktionierten unter dem Strich besser als die anderen. Die Untersuchungsergebnisse im Detail.

Die Dividendenstrategie von MSCI

Das Auswahlverfahren, nach dem MSCI seine High-Dividend-Yield-Indizes zusammenstellt, ist komplex. Ausgangspunkt ist immer der jeweilige Mutterindex, aus dem Unternehmen mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite ausgewählt werden. Somit enthält beispielsweise der MSCI World High Dividend Yield Index nur Unternehmen, die auch im marktbreiten MSCI World Index enthalten sind.

Ausgeschlossen aus der Dividendenstrategie von MSCI sind sogenannte Reits. Diese Immobiliengesellschaften müssen aufgrund von gesetzlichen Vorgaben fast ihren ganzen Gewinn als Dividende an die Aktionäre ausschütten. Die Dividendenrenditen dieser Konzerne sind deswegen durch die Bank besonders hoch. Das wiederum würde nach Ansicht von MSCI zu einem Übergewicht von Reits in den High-Dividend-Yield-Indizes führen.

Auch Konzerne, die keine Dividende zahlen oder Ausschüttungen aus der Substanz bestreiten, weil sie Verluste machen, sind keine Kandidaten für die Dividendenstrategie von MSCI. Zu diesen Unternehmen gehört etwa die Deutsche Bank. Sie hat die Dividende für 2019 und 2020 wegen des kostspieligen Umbaus der Bank gestrichen. Ausgeschlossen sind darüber hinaus die 5 Prozent der Aktien, die den höchsten Anteil ihres Gewinns ausschütten. Eine sehr hohe Ausschüttungsquote geht nach Beobachtungen von MSCI oft mit sinkenden Gewinnen einher. Der Indexanbieter wertet das als Indiz für künftige Dividendenkürzungen.

Nicht aufgenommen werden auch die 5 Prozent der Aktien, die im jeweils zurückliegenden Jahr die höchsten Kursverluste verbuchten.

Fünf Jahre positives Dividendenwachstum

Weitere Grundvoraussetzung für die Aufnahme in einen High-Dividend-Yield-Index von MSCI ist ein positives Wachstum der Dividende über die vergangenen fünf Jahre. Zusätzlich müssen die Unternehmen einen Qualitätstest bestehen, bei dem MSCI fundamentale Kennzahlen untersucht und bewertet. Nur die Firmen, die diesen Test bestehen, kommen für die Dividendenstrategie infrage.

Aus der nach diesen Kriterien eingeschränkten Grundgesamtheit des Mutterindex qualifizieren sich dann die Unternehmen für den jeweiligen High-Dividend-Yield-Index, deren Dividendenrendite wenigstens 30 Prozent über dem Durchschnitt des Mutterindex liegt.

Gewichtet werden die letztlich ausgewählten Dividendenaktien nach der Höhe des Börsenwertes ihrer theoretisch handelbaren Aktien (Marktkapitalisierung im Streubesitz). Das Gewicht eines einzelnen Unternehmens darf allerdings maximal 5 Prozent betragen.

MSCI überprüft seine Dividendenstrategie zwei Mal im Jahr

MSCI überprüft und rebalanciert die High-Dividend-Yield-Indizes zwei Mal im Jahr. Dabei wird der Mutterindex auf mögliche neue Kandidaten untersucht. Einmal in die Dividendenstrategie aufgenommene Konzerne fliegen allerdings nicht gleich wieder raus, falls sie die Aufnahmekriterien nicht mehr erfüllen. Für sie gelten deutlich moderatere Regeln. Beispielsweise wird ein Unternehmen erst aus einem Dividendenindex entfernt, wenn dessen Dividendenrendite unter den Durchschnitt des Mutterindex gesunken ist. Auf diese Weise will MSCI die Austauschquote möglichst niedrig halten. Andernfalls steigen die Transaktionskosten von Dividenden-ETF, die diese Indizes nachbilden.

Wohin dieses Auswahlkonzept letztlich führt, zeigen die Tabellen weiter unten am Beispiel des MSCI World High Dividend Yield Index.

Das Dividendenaristokraten-Konzept von S&P

Die Aktien für den S&P Global Dividend Aristrocrats Index wählt der Anbieter S&P aus dem S&P Global Broad Market Index aus, der anders als der MSCI World auch Unternehmen aus den Emerging Markets enthält. Firmen, die in die engere Auswahl für die 100 Konzerne in dem Index kommen wollen, müssen eine Historie mit steigenden oder wenigstens konstanten Dividenden über die vergangenen 10 Jahre vorweisen können.

Weitere Voraussetzungen:

  • Der Börsenwert (Marktkapitalisierung in Streubesitz) muss mindestens eine Milliarde US-Dollar betragen.
  • Unternehmen, die Verluste schreiben, sind ausgeschlossen.
  • Die Dividendenrendite darf nicht höher als 10 Prozent sein. Mit dieser Regel will S&P Firmen von der Kandidatenliste streichen, die in Verdacht stehen, ihre Ausschüttungen langfristig nicht halten zu können, sowie Aktien, deren Kurse stark gefallen sind.

Diversifikationsregeln für die Dividendenaristokraten-Strategie

Von den Unternehmen, die diese Grundvoraussetzungen erfüllen, kommen die 100 mit der höchsten Dividendenrendite in den Index. Allerdings gibt es einige Einschränkungen, die für eine ausreichende Diversifikation sorgen sollen:

  • Die Anzahl von Konzernen aus einem Land darf höchstens 20 betragen und deren Indexgewicht maximal 25 Prozent.
  • Die Anzahl der Aktien aus einem Sektor, etwa dem Finanzbereich, ist auf höchstens 35 Titel beschränkt. Auch ihr Indexgewicht darf die 25-Prozent-Marke nicht überschreiten.
  • Die Unternehmen gewichtet S&P nach der Höhe der Dividendenrendite. Je höher diese Kennzahl, desto größer das Gewicht im Index, das aber auf maximal 3 Prozent beschränkt ist.

Einmal jährlich wird der S&P Global Dividend Aristrocrats Index auf der Basis eines aktualisierten Anlageuniversums neu zusammengestellt. Die Indexgewichtung wird halbjährlich angepasst. Die Entwicklung der Dividendenzahlungen beobachtet S&P monatlich. Streicht ein Konzern die Dividende, wird er im Folgemonat aus dem Index entfernt. Das gilt auch für Firmen, die ihre Ausschüttungen senken und in der Folge auf den letzten Platz im Index abrutschen gemessen an der Dividendenrendite.

Kennzahlen, Länder- und Sektorengewichtung: Was genau in Dividendenstrategien steckt

Die folgenden Tabellen zeigen Kennzahlen und Zusammensetzung des S&P Global Dividend Aristocrats und des MSCI World High Dividend Yield im Vergleich zum marktbreiten MSCI World Index.

Kennzahlen: Die Dividendenstrategie von S&P bietet eine höhere Dividendenrendite

Quellen; MSCI, S&P, Fairvalue, Stand: Juli 2019.

Ländergewichtung: Der MSCI World High Dividend Yield wird wie der Mutterindex von den USA dominiert

Quellen; MSCI, S&P, Fairvalue, Stand: Juli 2019.

Sektorgewichtung: Finanztitel sind bei den Dividendenaristokraten überproportional vertreten

Quellen; MSCI, S&P, Fairvalue, Stand: Juli 2019.

Beide Indizes haben ihre Schwächen. Bei der Dividendenstrategie von MSCI ist der Anteil der USA und der des Gesundheitssektors sehr hoch. Bei den Dividendenaristokraten fällt das hohe Gewicht von Immobilienunternehmen und des Finanzsektors auf. Letzterer zog den Index vor allem in der Finanzkrise von 2008 weit nach unten. Damals verlor allerdings so gut wie jeder Dividendenindex mehr an Wert als der MSCI World Index. In der Vergangenheit zeigten sich Aktien von Finanzunternehmen immer wieder besonders anfällig. Während aller vier Börsencrashs seit dem Jahr 2000 machten sie die größten Verluste. Mehr dazu lesen Sie in dem Beitrag sichere Aktien.

Fairvalue-Empfehlung

Insgesamt erscheinen Dividenden-ETF auf den S&P Global Dividend Aristrocrats im Juli 2019 etwas attraktiver als auf den MSCI World High Dividend Yield Index. Die Bewertung gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis ist niedriger und die Dividendenrendite höher. Auch entfernt S&P schneller Unternehmen aus dem Index, die die Dividendenkriterien nicht mehr erfüllen. Die Achillesferse dieser Strategie ist das hohe Gewicht der Finanzindustrie.

Wie sich die Renditen der beiden Dividendenstrategien zwischen Ende September 2000 und Anfang Dezember 2018 entwickelten, lesen Sie in unserer großen Analyse zu Dividenden-ETF. Dort finden Sie auch eine Tabelle mit ETF-Empfehlungen.

Der Autor


Markus Neumann ist Finanzjournalist, Gründer des Online-Anlegermagazins Fairvalue und Sachbuchautor. Zuletzt erschien von ihm „Das ETF-Portfolio – wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“. 2020 war er für den Deutschen Journalistenpreis in der Kategorie Vermögensverwaltung nominiert. Folgen Sie ihm auf Twitter.

© Fairvalue, aktualisiert am 05.04.2021

Fotografie: Deutsche Bank

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