Smartbroker tritt am Markt seit Dezember 2019 als sogenannter Discount-Broker auf. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die sich auf den Wertpapierhandel zu besonders niedrigen Kosten spezialisiert haben, darüber hinaus aber keine weiteren Dienstleistungen wie Beratung und Research anbieten. Discount-Broker leiten die Kauf- und Verkaufsaufträge ihrer Kunden an die Börsen und Handelsplätze weiter, an denen sie zugelassen sind.
Smartbroker ist allerding keine echte Brokerfirma, sondern nur eine Marke der wallstreet:online capital AG. Die Aktiengesellschaft vermittelt Wertpapierdepots, die bei der DAB BNP Paribas geführt werden. DAB BNP Paribas wiederum ist eine Dienstleistungssparte der französischen Großbank BNP Paribas, die für die Kunden von Anlageberatern, Fondsvermittlern und Vermögensverwaltern Wertpapierdepots verwaltet und den Zugang zu den Handelsplätzen bietet. Die wallstreet:online capital AG wird von der wallstreet:online AG kontrolliert. Das Unternehmen betreibt unter anderem verschiedene Finanzportale, darunter Wallstreet-online.de und Finanznachrichten.de.
Wer ein Depot bei Smartbroker eröffnet*, schließt einen Vertrag mit der DAB BNP Paribas, für den die Konditionen gelten, die im Preis- und Leistungsverzeichnis von Smartbroker ausgewiesen sind.
Smartbroker bietet bessere Konditionen als Direktbanken
Preislich liegt Smartbroker zwischen Direktbanken wie ING und den sogenannten Neo-Brokern wie Trade Republik. Letztere sind Unternehmen, die den Handel mit Wertpapieren meist über Smartphones zu extrem niedrigen Preisen oder sogar kostenlos anbieten. Allerdings haben die Kunden der Neo-Broker in der Regel nur Zugang zu einem einzigen Handelsplatz. Die Auswahl an Wertpapieren ist deswegen stark eingeschränkt. Auch Preisvergleiche zwischen verschiedenen Börsen sind nicht möglich. Aus diesen Gründen verdienen Trade Republik & Co die Bezeichnung Broker nicht.
Handel an allen deutschen Börsen und im Ausland über Smartbroker
Über Smartbroker können Anleger dagegen an allen deutschen Börsen (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart, Xetra) Aktien, ETFs und andere Wertpapiere handeln. Zudem sind Orders über die elektronischen Handelsplätze Tradegate, Lang & Schwarz, Gettex und Quotrix möglich.
Die Führung des Depots ist bei Smartbroker kostenlos. Die Abwicklung eines Wertpapierauftrages kostet pauschal vier Euro, ist also unabhängig von der Höhe des Transaktionsvolumens. Hinzu kommen abhängig vom jeweiligen Handelsplatz weitere Kosten. Dazu zählen Handelsplatzentgelte, Maklercourtagen und der sogenannte Spread, die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis eines Wertpapiers. Mehr zu den Nebenkosten von Wertpapierorders lesen Sie in unserem Ratgeber Depot-Vergleich.
Sonderkonditionen gibt es über Lang & Schwarz. Orders ab 500 Euro aufwärts kosten nur einen Euro. Solche Aufträge sind über Gettex sogar kostenlos. Das gilt allerdings nur für Aktien, ETFs und Anleihen. Für den Handel mit Derivaten verlangt Smartbroker die Pauschale von vier Euro.
Im sogenannten außerbörslichen Handel (OTC) mit verschiedenen Produktanbietern, darunter HSBC und Morgan Stanley, können Anleger Zertifikate und Hebelprodukte kostenlos handeln, allerdings auch erst ab einer Ordergröße von 500 Euro aufwärts. Wertpapieraufträge mit einem geringeren Volumen kosten vier Euro.
Handelskosten an ausländischen Börsen
Smartbroker-Kunden können außerdem an ausländischen Börsenplätzen handeln. Zugang bietet der Vermittler zu Börsen in Australien (Sydney Stock Exchange), Belgien, Dänemark, England, Finnland, Frankreich, Hongkong, Italien, Japan, Kanada (TSE, TSX), Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien und den USA (NYSE, NYSE Amex, NASDAQ, Pink Sheet, OTC Bulletin Board). Die Kosten für eine Order betragen neun Euro. Hinzu kommen Handelsplatzentgelte. Deren Höhe in den verschiedenen Ländern zeigt die folgende Tabelle:
Die langfristige Preispolitik von Smartbroker
Smartbroker betont, dass es sich bei den Preisen nicht um Lockangebote handelt, die später, nachdem die angestrebte Kundenzahl erreicht ist, erhöht werden. Die Chef der wallstreet:online AG, Matthias Hach, sagte dem Handelsblatt im Februar 2021: „Wir werden unsere Preise stabil halten und weiter vier Euro je Order oder weniger verlangen.“ Auch in verschiedenen Mitteilungen hatte das Unternehmen angekündigt, die Preise nach Möglichkeit senken zu wollen.
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ETF- und Fonds-Sparpläne
Smartbroker hat 600 sparplanfähige ETFs im Angebot. Bei 280 davon ist die Ausführung derzeit kostenlos. Die Handelskosten übernimmt der ETF-Emittent, aber nicht dauerhaft. Für ETF von Amundi, Lyxor und Xtrackers endet das Angebot Ende 2022. Zudem sind die von Fairvalue für XY Sparpläne empfohlenen ETFs nicht Teil dieser Werbeaktion.
Regulär verlangt Smartbroker 0,2 Prozent der Anlagesumme pro Sparplanausführung, mindestens jedoch 0,80 Euro. Das ist nicht viel. Doch es gibt Anbieter, die preiswerter sind. Etwa ING. Die Direktbank hat die Ausführungskosten für ihre 800 sparplanfähigen ETFs dauerhaft abgeschafft. Mehr zu ING lesen Sie in unserem Depot-Vergleich.
ETF-Sparpläne werden bei Smartbroker über Lang & Schwarz ausgeführt. Die Mindestanlagesumme pro Einzahlung beträgt 25 Euro, der mögliche Höchstbetrag 3000 Euro. Die Konditionen für ETF-Sparpläne gelten auch für Zertifikate und Aktien. Sowohl Zertifikate als Aktien sind nach Ansicht von Fairvalue für Sparpläne ungeeignet.
Die Ausführung von Sparplänen mit aktiv gemanagten Fonds ist dauerhaft kostenlos. Das kann sich Smartbroker leisten, weil bei diesen Fonds Bestandsprovisionen an die wallstreet:online capital AG fließen. Die Provisionen bezahlt die Fondsgesellschaft aus den Verwaltungsentgelten, die sie von den Anlegern kassiert. Bei international anlegenden Aktienfonds sind das beispielsweise im Schnitt 1,9 Prozent des verwalteten Vermögens im Jahr, oftmals zuzüglich Erfolgsvergütungen.
Der Handel mit aktiv gemanagten Fonds
Smartbroker vermittelt auch den außerbörslichen Kauf und Verkauf von Anteilen an aktiv gemanagten Fonds. Sie werden OTC direkt von den Anbietern erworben. Das Transaktionsentgelt beträgt vier Euro. Insgesamt bietet Smartbroker nach eigenen Angaben 18.000 aktiv gemanagte Fonds ohne Ausgabeaufschlag an.
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Negativzinsen auf Cashbestände
Smartbroker verlangt ein sogenanntes Verwahrentgelt von 0,5 Prozent für Cashbestände, die ein bestimmtes Limit übersteigen. Diese Negativzinsen für Einlagen berechnet das Unternehmen laut dem Preis- und Leistungsverzeichnis so: Jeweils am Quartalsende ermittelt Smartbroker den durchschnittlichen Cashbestand und setzt ihn ins Verhältnis zum Depot- plus Cashbestand. Für Einlagen, die eine so ermittelte Cashquote von 15 Prozent übersteigen, wird der Negativzins von 0,5 Prozent fällig.
Für Kapital, das Kunden neu einzahlen, gilt diese Regelung erst nach Ablauf von drei Monaten. Anders formuliert: Anleger haben drei Monate Zeit, um frisches Geld zu investieren.
Inside Smartbroker
Wenig gelungen ist die Nutzeroberfläche von Smartbroker. Um Preise an einzelnen Handelsplätzen vergleichen zu können, müssten diese in einer Übersicht angezeigt werden, so wie etwa bei ING. Bei Smartbroker dagegen können sich Anleger immer nur die Konditionen von einem Börsenplatz zurzeit anzeigen lassen.
Um einen zuverlässigen Vergleich zu haben, wo der Preis für eine Aktie oder einen ETF gerade steht, empfehlen wir das Wertpapier gleichzeitig auf der Website der XY Börse Frankfurt aufzurufen. Dort werden für den Parketthandel Realtime-Kurse angezeigt (nicht aber für Xetra).
Smartbroker: Erfahrungen von Kunden
Den Service eines Brokers zu testen, ist ein aufwendiges Unterfangen. Dafür fehlen Fairvalue derzeit die Mittel. Wir haben stattdessen einen Blick auf die Kundenbewertungen bei Trustpilot geworfen. Auf der Website können Verbraucher ihre Erfahrungen mit Unternehmen schildern und eine Bewertung zwischen einem und fünf Sternen („hervorragend“) abgeben.
Smartbroker wird von den Nutzern derzeit mit „mangelhaft“ bewertet. Allerdings gibt es erst 88 Bewertungen. Das ist noch zu wenig, um aussagekräftig zu sein. Dennoch liefern die Erfahrungsberichte zumindest Anhaltspunkte, wo es bei Smartbroker noch nicht rund läuft. Die meisten negativen Urteil beziehen sich auf den Kundenservice, der nach Aussagen von Trustpilot-Nutzern, wenn überhaupt, nur sehr langsam reagiert. Wir haben einige exemplarische Erfahrungsberichte, die bei Trustpilot erschienen sind, zusammengestellt:
Kundenanfragen werden nicht beantwortet
„Ich bin vor einigen Monaten von meinem bisheriger Broker zu Smartbroker gewechselt. Der Wechsel an sich war zeitlich usw. in Ordnung. Leider musste ich erst durch Kontakt zum Support den Einlagerungskurs gegen den Anschaffungskurs ändern lassen. Warum passiert das nicht automatisch?
Abseits des Preises kann ich bisher wenig bis nichts Gutes an Smartborker finden:
- Keine App, sondern nur Zugang zum Depot über eine antiquierte Weboberfläche
- Reaktionzeit des Supports mit Abstand das schlechteste, was ich je im Kundenkontaktbereich erlebt habe. Bei jeder Anfrage (mit mehreren Nachfragen) keine Antwort oder Erledigung unter 4 Wochen!
Aktuell wird der erteilte Freistellungsauftrag nicht ausgeführt. Januar/Februar eingereicht und bis Mai noch nicht eingetragen.“ Sebastian von O., 18. Mai 2021
Fehler im System werden nicht behoben
„Benutzeroberfläche hat zahlreiche Bugs die auch über Monate (/Jahre) nicht behoben werden. Der angezeigte Gewinn/Verlust von Positionen ist z.B. IMMER falsch sobald man einmal einen Teilverkauf getätigt hat. Es kommt auch häufig vor, dass man noch das alte TAN-Verfahren bei Ordern angezeigt bekommt (seit Monaten gar nicht mehr verfügbar) und mehrmals versuchen muss, die Order aufzugeben bis man überhaupt die Möglichkeit hat, diese zu bestätigen. Reporting-Features (Performance, Steuern etc) sind auch grundsätzlich falsch, weil die Daten veraltet sind und scheinbar nur das aktuelle Datum auf wochenalte Datenstände geklebt wird.“ Robin, 18. April 2021
Falsche Abrechnung der Orderkosten
„Das ist also der Testsieger: Depoteröffnung hat nicht 5 Minuten, sondern über 2 Monate gedauert. Die nächste Ernüchterung kam nach den ersten Abrechnungen. Nix mit 0 Euro Provisionskosten, sondern immer mindestens 5 Euro. Dabei ist es egal, ob über die deutschen Standardbörsenplätze oder Premiumpartner. Die telefonische Hotline konnte nicht helfen und gab mir den Rat, das Problem per Mail einzureichen. Das ist nun vier Wochen her und eine Antwort oder Rückmeldung habe ich bisher nicht erhalten. Sorry, aber ich habe bisher bei noch keinem Broker schlechtere Erfahrungen gemacht.“ Charly Chang, 25. April 2021
Keine Anmeldung zur Hauptversammlung
„Also eigentlich ein super Broker. Wer jedoch Aktien bei Smartbroker hält und gerne sein Recht zur Teilhabe bei der Hauptversammlung wahrnehmen möchte, bekommt hier ein Problem, wenn es keine Namensaktie ist. Anmeldung erfolgt über Bankformular von Smartbroker, hinsenden und dann? Ja dann gibts keine Reaktion von Smartbroker.
Somit ist keine Teilnahme an der HV möglich. Comdirect schafft die Anmeldung innerhalb einer Woche, bei Smartbroker warte ich. Eine Reaktion steht schon seit einem Jahr aus, die andere Reaktion ist einige Wochen her, die Hauptversammlung jedenfalls auch schon vorbei.
Tut mir leid, ich bewerte ungerne negativ aber das geht nicht.
Ich habe sogar Nachgefragt, wie der Bearbeitungsstand ist: KEINE REAKTION.“ Maximilian, 16. April 2021
Kundenkommunikation per Fax
„Hier wird nicht auf Probleme reagiert, ich konnte das Depot bisher zu keinem Zeitpunkt nutzen.
Auch sind die Vorgehensweisen derart veraltet, dass man noch mit dem Fax antworten soll.
Grundsätzlich konnte ich bisher nichts Gutes feststellen.
Im Gegenteil, dazu kommt noch WerbeSpam für andere Dienste, ich habe also keinen Zugriff, bekomme keine Antwort und trotzdem haben diese Leute meine Daten und benutzen sie auch noch!“ Razkorr, 16. April 2021
Beim Kundenservice scheitert Smartbroker an den eigenen Ansprüchen
Smartbroker hat sich auf die Fahne geschrieben, trotz niedriger Preise einen guten Kundenservice zu bieten. In verschiedenen Mitteilungen wirbt das Unternehmen mit der Aussage: „Depotgebühren gibt es nicht – dafür aber einen persönlichen Ansprechpartner (…).“ Letzteres scheint derzeit nicht der Fall zu sein.
Nach Angaben des Unternehmens soll 2021 eine Smartphone-App, über die Kunden Zugriff auf ihr Depot erhalten, an den Start gehen. Zudem arbeiten die Entwickler an einer „neuen und übersichtlicheren Trading-Plattform“, heißt es in einer Mitteilung. Auch dieses Projekt soll 2021 umgesetzt werden.
Die geschäftliche Entwicklung von Smartbroker
Eine Ursache für den schlechten Service ist möglicherweise das rasante Wachstum von Smartbroker, mit dem der Personalaufbau offenbar nicht Schritt halten konnte. Seit dem Start im Dezember 2019 vermittelte Smartbroker nach eigenen Angaben rund 130.000 Depots (Stand: April 2021). Bis Ende 2021 soll die Zahl der Depotkunden auf 200.000 wachsen.