Dennoch: Wer heute langfristig in Form von Wohneigentum oder durch eine zusätzliche Rente für sein Alter vorsorgen will, kann finanziell mit Riester-Verträgen deutlich besser fahren als mit anderen Altersvorsorgeprodukten oder konventionellen Baukrediten. Und das liegt nicht daran, dass die Riester-Produkte an sich besser sind, sondern an der staatlichen Förderung aus Zulagen und Steuervorteilen, die es für konventionelle Produkte nicht gibt. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern kann jedes Jahr 908 Euro allein an staatlichen Zulagen bekommen, wenn beide Elternteile einen Riester-Vertrag haben.
Die nach Walter Riester, dem ehemaligen Bundesarbeitsminister, benannte staatlich geförderte private Altersvorsorge wurde 2002 eingeführt. Ziel der Bundesregierung war es, Sparern einen Anreiz zu geben, die sinkenden gesetzlichen Renten und Pensionen auszugleichen. Das in einen Riester-Vertrag eingezahlte Geld und die staatlichen Zulagen sind sicher. Sie müssen am Ende der Vertragslaufzeit zur Verfügung stehen. Damit sind Verluste ausgeschlossen, wenn Sparer den Vertrag bis zum Ende durchhalten.
Sechs Varianten der Riester-Rente im Angebot
Zusätzlich garantiert die staatliche Förderung eine kleine Rendite, unabhängig davon, wie sich ein Riester-Vertrag im Einzelnen entwickelt. Zurzeit bieten Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften sechs Vertragsvarianten an: Riester-Banksparpläne, Riester-Fondssparpläne, Riester-Rentenversicherungen, Riester-Fondspolicen, Riester-Bausparverträge und den sogenannten Wohn-Riester. Dahinter verbergen sich Baudarlehen, für deren Tilgung Sparer dieselben Zulagen und Steuervorteile erhalten wie für die anderen Verträge.
Die Riester-Förderungen können folgende Personengruppen nutzen: Beamte, Arbeitnehmer, Erziehende in Elternzeit, Erwerbsunfähige, Pflegende zu Hause, pflichtversicherte Selbstständige (zum Beispiel Handwerker, Lehrer, Hebammen, Künstler, Journalisten), Empfänger von Arbeitslosengeld I und II, Ehepartner eines Riester-Sparers.
Die Grundzulage für jeden Riester-Sparer beträgt jährlich bis zu 154 Euro. Wer Kindergeld bekommt, erhält zusätzlich die Kinderzulage. Sie kann sich bis auf 185 Euro für jedes vor 2008 geborene Kind pro Jahr summieren, und bis auf 300 Euro für jedes später geborene Kind. Um die vollen Zulagen zu bekommen, müssen Sparer 4 Prozent ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens einzahlen. Die Förderobergrenze liegt bei 2.100 Euro jährlich.
Die Ansparphase endet je nach Vertrag zwischen dem 62. und dem 67. Lebensjahr. Dann beginnt die Auszahlung einer lebenslangen Rente, die meist monatlich überwiesen wird. Sparer dürfen außerdem in der Regel bis zu 30 Prozent des Kapitals bei Auszahlungsbeginn auf einen Schlag entnehmen. Bei Riester-Fonds- und Riester-Banksparplänen können Sparer statt einer lebenslangen Rente einen Auszahlplan wählen und sich ihr Geld in Raten überweisen lassen. Ein Teil des Kapitals muss allerdings für eine lebenslange Rente ab dem 85. Lebensjahr einbehalten werden. Sparer können sich bei Rentenbeginn ihr Guthaben aber vollständig auszahlen lassen, wenn sie mit dem Geld die Restschulden eines Kredites für ein selbstgenutztes Eigenheim tilgen.
Ein gutes Riester-Produkt zu finden ist nicht leicht
Wie bei allen Produkten gibt es auch bei den Riester-Angeboten gute und schlechte, passende und unpassende. Gerade bei der Riester-Vorsorge ist es wichtig, ein Produkt zu finden, das günstig ist und zur individuellen Lebenssituation passt. Nach Erfahrungen der Verbraucherzentralen verkaufen Bankberater Sparern aber häufig Riester-Verträge, die für sie wenig geeignet sind. Den Vermittlern geht es häufig nur um die höchste Provision.
Oft werden teure und unflexible Lösungen empfohlen, teilweise entsprechen die Produkte auch nicht der Risikobereitschaft des Kunden. Berater informieren häufig auch nicht ausreichend darüber, wie viel ein Sparer einzahlen muss, um die maximale Förderung zu nutzen, kritisieren die Verbraucherzentralen. Häufig kommt es sogar vor, dass Vermittler Riester-Produkte an Sparer verkaufen, die die Förderung gar nicht nutzen können.
Automatisch kommt der Riester-Erfolg also nicht. Es ist besser, sich erst einmal selbst eine Meinung darüber zu bilden, welches Riester-Produkt das richtige ist. Sie sollten sich am besten erst dann an einen Finanzberater wenden, wenn Sie sich aus anderen Quellen informiert haben und wissen, welche Riester-Vertragsvariante Sie wollen. Sie können dann viel besser einschätzen, was Ihnen angeboten wird, kritisch nachhaken und es mit anderen Angeboten des gleichen Produkttyps vergleichen.
Anbieter müssen die Kosten von Riester-Produkten offenlegen. Da die Kosten vom Anlagebetrag abgehen, schmälern sie die Rendite. Deshalb stellen die Anbieter sie in den Verträgen häufig sehr unverständlich dar – obwohl sie Euro-Beträge nennen müssen. Längst nicht alle halten sich daran. Der Bamberger Ökonom Andreas Oehler hat ermittelt, dass bei 40 Prozent der Angebote die Kosten nicht in Euro ausgewiesen waren.
Ein guter Bankberater muss in der Lage sein, die Kosten so zu erläutern, dass der Kunde sie versteht. Viele tun dies nicht, weil der Kunde nicht merken soll, wie viel vom Beitrag dafür draufgeht. Nach einem Gesetz, das im Juni 2013 den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat passierte, müssen Anbieter von Riester-Verträgen die wichtigsten Kennzahlen des Vertrags in einem Produktinformationsblatt aufführen. Dort müssen auch die Abschluss und Vertriebskosten transparenter als bisher dargestellt werden.
Sparer, die aus Riester ein lohnendes Investment machen wollen, sollten unbedingt diese sechs Punkte einhalten:
- Die Zulagen beantragen.
- Den Steuervorteil nutzen.
- Den passenden Produkttyp wählen.
- Einen Vertrag für ein günstiges Produkt abschließen.
- Möglichst langfristig anlegen. Zwar lohnt es sich auch für Sparer ab Mitte 50 noch, ein kleines Riester-Vermögen aufzubauen. Eine substanzielle lebenslange Rente lässt sich aber in zehn Jahren kaum ansparen.
- Den Vertrag nicht vorzeitig kündigen. Höchstens, um zu einem anderen Riester-Produkt zu wechseln.
Wenn Sie das beachten, sind Riester-Verträge trotz aller Kritik ein rentabler und vor allem sicherer Weg, fürs Alter vorzusorgen.