Das Prinzip, materielle Ziele in einer Gemeinschaft zu verfolgen, ist vermutlich so alt wie ökonomisches Handeln selbst. In einer Gruppe lassen sich Risiken besser verteilen. Aufwand und Kosten für den Einzelnen können auf ein Minimum reduziert werden. Wegen solcher Vorteile investieren Millionen Anleger über Fonds in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und andere Wertpapiere.
Fondsgesellschaften sammeln Geld bei Investoren ein, das dann auf eine Vielzahl von Unternehmen, Branchen und Länder verteilt werden kann. Das ermöglicht Privatanlegern, sich schon mit kleinen Beträgen zu relativ geringen Kosten an großen, internationalen Aktien- und Anleiheportfolios zu beteiligen.
Den Fondsmarkt teilen Fachleute in verschiedene Segmente ein. Die Mehrzahl der Produkte sind sogenannte offene Fonds, deren Anteile Anleger jederzeit kaufen und verkaufen können. Es gibt aber auch geschlossene Fonds, die das Kapital der Anleger für viele Jahre binden. Wegen hoher Risiken sind solche Beteiligungen für Kleinanleger grundsätzlich nicht zu empfehlen.
Aktiv und passiv gemanagte Fonds
Bei offene Fonds wiederum unterscheidet die Finanzbranche zwischen passiv und aktiv gemanagten Fonds. Letztere werden von Managern verwaltet, die entscheiden, in welche Wertpapiere der Fonds das Kapital der Anleger investiert. Das Gegenstück dazu sind börsengehandelte Indexfonds (ETF). Deren Manager versuchen einen Index so genau wie möglich nachzubilden. Ihr Ziel ist, die jeweilige Indexrendite zu erwirtschaften. Aktiv gemanagten Fonds wollen dagegen eine bessere Wertentwicklung erzielen als der Marktdurchschnitt, den wiederum ETF abbilden.
Im Rahmen der Fondsstrategie, die im Fondsprospekt beschrieben ist, haben aktive Manager freie Hand. Sie entscheiden, welche Wertpapiere und Vermögensgegenstände ge- und verkauft werden. Das passiert ohne die Mitsprache der Kunden.
Anlegern, die Anteile an einem aktiven Fonds kaufen, sollte bewusst sein, dass sie in erster Linie in die Fähigkeiten des Managers investieren. Wie gut oder schlecht Fondsmanager mit ihren Entscheidungen abschneiden, wird an einem Vergleichsindex gemessen, der sogenannten Benchmark. Beispielsweise kann sich ein international anlegender Aktienfonds mit dem Aktienindex MSCI World vergleichen, der die Wertentwicklung von mehr als 1 600 Aktiengesellschaften aus 23 sogenannten entwickelten Ländern misst. Ein Fonds, der nur in deutsche Aktien investiert, vergleicht sich zum Beispiel mit dem Deutschen Aktienindex Dax.
Fondsmanager gelten in der Finanzbranche als erfolgreich, wenn sie ihre Benchmark schlagen. Das gilt auch dann, wenn sie Geld verlieren, aber eben nicht so viel wie der jeweilige Vergleichsmarkt. Allerdings schneiden aktive Fonds häufig schlechter ab als ihre Benchmark. Einer Vielzahl von Studien zufolge schafft es nur eine geringe Zahl von Managern, über längere Zeiträume eine höhere Rendite zu erzielen als ihr Vergleichsindex.
Eine fortlaufenden Untersuchung liefert etwa der Indexanbieter S&P Dow Jones. Das Unternehmen vergleicht regelmäßig die Wertentwicklung von aktiven Fonds mit der von Marktindizes. Die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung zu den Leistungen europäischer Aktienfondsmanager stellen erneut deren Existenzberechtigung in Frage (siehe Tabelle).
Anteil europäischer Aktienfonds, die schlechter als ihr Vergleichsindex abschnitten über verschiedene Zeiträume
Quelle: S&P Dow Jones, Stand: Dezember 2017.
Liegen Fondsmanager mit ihren Entscheidungen häufig daneben, machen die Anleger schlimmstenfalls Verluste, während der Vergleichsindex steigt. Dafür haben Anleger mit einem sehr guten aktiv gemanagten Fonds grundsätzlich die Aussicht auf höhere Renditen als mit Indexfonds.
Rankings sagen nichts über die künftige Rendite eines Fonds aus
Einen solchen „Top-Fonds“ zu finden, ist allerdings insbesondere für Privatanleger reine Glücksache. Sie orientieren sich in der Regel an Fondsrankings, die etwa von der Ratingagentur Morningstar oder von der Stiftung Warentest in der Zeitschrift Finanztest veröffentlicht werden. Diese Ranglisten zeigen aber lediglich, welche Fondsmanager in der Vergangenheit überdurchschnittliche Leistungen abgeliefert haben. Über die künftige Wertentwicklung eines Fonds sagen sie dagegen nichts aus. Das belegt eine Reihe von Studien.
Zur Illustration hat Fairvalue eine Ausgabe von Finanztest herausgegriffen und die Wertentwicklung von den darin bestbenoteten Aktienfonds mit dem Marktdurchschnitt verglichen – jeweils fünf Jahre vor und nach Veröffentlichung der Empfehlungen. Das Ergebnis: Keiner der Aktienfonds hängte den Vergleichsindex nach der Vergabe der Bestnote ab. Bis auf einen Fonds schnitten alle Kandidaten deutlich schlechter ab.
Die Gewinner von heute sind die Verlierer von morgen: Wertentwicklung internationaler Aktienfonds vor und nach der Empfehlung der Stiftung Warentest (in %)
Quellen: Anbieter, Fairvalue-Berechnungen.
Natürlich ist dies nur eine Stichprobe, die sich nicht verallgemeinern lässt. Doch sie deckt sich mit den grundsätzlichen Ergebnissen unabhängiger Forschung.
Simple quantitative Fonds-Kennzahlen, die auf historischen Daten fußen, können die zukünftige Leistung von Fondsmanager nicht zuverlässig voraussagen. Sie sind bestenfalls eine Orientierung, die bei der Auswahl helfen kann, die große Zahl an aktiv gemanagten Fonds einzuschränken. Verschiedene Untersuchungen legen nahe, dass sich eine nicht zufällige, erfolgreiche Fondsauswahl, wenn überhaupt, lediglich auf Basis von qualitativen Kriterien möglich ist. Das aber ist mit aufwändigen Recherchen verbunden, die Privatanleger weit überfordern. Sie können Fondsmanagern beispielsweise nicht in persönlichen Gesprächen auf den Zahn fühlen wie professionelle Anleger. Doch selbst Profis, etwa Vermögensverwalter, die großen Aufwand bei der sogenannten Fondsselektion betreiben, liegen regelmäßig daneben.
Hohe Kosten schmälern die Rendite
Aktive Fonds sind deutlich teurer als börsengehandelte Indexfonds. Das ist einer der Gründe, warum sie häufig schlechter abschneiden. Dennoch empfehlen Banken vor allem aktive Fonds, weil sie höhere Provisionen einbringen. Bei aktiven Fonds werden beim Kauf Ausgabeaufschläge kassiert, die bis zu 5 Prozent der Anlagesumme betragen können. Dieses Geld behält in der Regel der Vermittler, etwa die Bank, bei der Sie einen Fonds kaufen. Über die Höhe des Ausgabeaufschlages kann man aber verhandeln.
Hinzu kommen jährliche Verwaltungskosten, die zwischen 0,5 und 2 Prozent betragen. Auch hiervon erhalten die Vermittler einen Anteil als sogenannte Bestandsprovision. Diesen regelmäßigen Zahlungen stehen meistens keine Beratungsleistungen gegenüber, wie Verbraucherschützer zu Recht kritisieren.
Manche Fonds verlangen darüber hinaus noch eine Erfolgsprovision. Die wird fällig, wenn die Manager Renditen erwirtschaften, die festgelegte Marken überschreiten. Das gilt bei manchen Fonds selbst dann, wenn sie Verluste machen, aber besser als der Vergleichsindex sind. Solchen ärgerlichen Vergütungsstrukturen sollten Anleger aus dem Weg gehen. Viele aktiv gemanagte Fonds können Sie aber auch über Ihre Bank an Börsen kaufen. Der Ausgabeaufschlag entfällt dann.
Empfehlung für Anleger
Wer sich trotz des hohen Risikos, daneben zu greifen, dennoch für aktiv gemanagte Fonds entscheidet, muss seine Anlagen auch nach dem Kauf im Auge behalten. ETF sind dagegen pflegeleichter als aktive Fonds. Sie können Anleger über Jahre laufen lassen, ohne sich um die Leistung ihres Fonds Sorgen machen zu müssen. Für Anleger, die sich nicht so oft mit ihrem Geld beschäftigen möchten, sind sie deswegen die bessere Wahl. Auch diejenigen, die noch nicht viel Erfahrung am Aktienmarkt gesammelt haben, sind mit börsengehandelten Indexfonds sehr gut beraten.
Vermögende Investoren, die über Anlagekapital von 500.000 Euro und mehr verfügen und in aktiv gemanagte Fonds investieren möchten, sollten einen versierten Vermögensverwalter mit der Fondsauswahl betrauen. Das ist kurioserweise meistens günstiger als sich selbst die Arbeit zu machen, ein Portfolio zusammenzustellen. Denn Vermögensverwalter haben Zugang zu Fondstranchen für Großanleger, deren Verwaltungskosten deutlich geringer sind. In der Summe sind die Fondskosten und das Honorar des Verwalters in der Regel niedriger als die jährlichen Kosten für aktiv gemanagte Fondstranchen für Privatanleger.
Insolvenzschutz bei Fonds
Kapital, das in Investmentfonds steckt, ist vor einer Insolvenz der Fondgesellschaft ohne Begrenzungen geschützt. Es ist sogenanntes Sondervermögen. Die Investmentgesellschaft ist gesetzlich verpflichtet, die Kundengelder getrennt vom Vermögen des Unternehmens aufzubewahren. Das Anlegerkapital wird bei einer unabhängigen Depotbank hinterlegt.
So ist sichergestellt, dass zur Geldanlage überlassenes Vermögen bei einer Insolvenz nicht in die Konkursmasse fällt und verwertet werden kann, um Verbindlichkeiten des Fondsinitiatoren zu begleichen. Diese Sicherung des Anlagekapitals vor einer Zahlungsunfähigkeit der Fondsgesellschaft ist aber nicht als Schutz vor Investitionsrisiken misszuverstehen. Wer beispielsweise einen Aktienfonds kauft, muss damit rechnen, im schlimmsten Fall Geld zu verlieren, weil die Preise von Aktien fallen können.