Renditereihenfolgerisiko

Das Renditereihenfolgerisiko (englisch: sequence of returns risk) bezieht sich vor allem auf Spar- und Auszahlpläne, deren Kapital in riskante Wertpapiere wie Aktien investiert ist. Es beschreibt, die Gefahr, dass eine ungünstige Abfolge der Monats- oder Jahresrenditen zu schlechteren Anlageergebnissen führen kann als erwartet. Bei Entnahmeplänen aus Wertpapierportfolios geht es um das Risiko, dass das Kapital schneller aufgebraucht ist als geplant. Bei Sparplänen besteht die Gefahr, dass die Höhe des Endkapitals geringer ausfällt als erwartet.

Bei Auszahlplänen sind die Renditen in der Anfangsphase entscheidend

Wenn ein Anleger beginnt, Kapital aus einem Investmentportfolio zu entnehmen, und die Renditen in dieser Anfangsphase negativ sind, kann dies dazu führen, dass das Geld nicht bis zum geplanten Ende des Auszahlplanes reicht. Selbst wenn die durchschnittliche Rendite über den Gesamtzeitraum relativ hoch ist, kann eine ungünstige Renditereihenfolge in den ersten Jahren nach Beginn der Entnahmen dennoch zu einem früheren Kapitalverzehr führen.

Bei einem Sparplan sind dagegen die Jahre zum Ende der Sparphase entscheidend. Dann ist der Kapitalstock groß und die absoluten Verluste bei einem Kurseinbruch hoch. Hohe Verluste zu Beginn der Sparphase fallen dagegen kaum ins Gewicht.

Hohe Volatilität vergrößert das Renditereihenfolgerisiko

Das Renditereihenfolgerisiko entsteht hauptsächlich durch hohe Volatilität, also starke Schwankungen der Renditen im Zeitablauf. Das Pleiterisiko eines Auszahlplanes wird wesentlich von der Höhe der Entnahmen und deren Zeitpunkt beeinflusst. Entnahmen in Jahren mit negativen Renditen erhöhen das Risiko, da sie das Kapital reduzieren, das zur Erholung in positiven Marktphasen zur Verfügung steht.

Das Renditereihenfolgerisiko ist ein wichtiges Konzept im Bereich der Ruhestandsplanung und des Vermögensaufbaus. Es verdeutlicht, dass nicht nur die erzielten Renditen, sondern auch der Zeitpunkt ihrer Erzielung eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob ein Anleger seine finanziellen Ziele erreicht.

Bei Einmalanlagen spielt die Reihenfolge der Renditen keine Rolle

Anders als bei Entnahmeplänen und Sparplänen spielt die Reihenfolge der Renditen bei einer Einmalanlage, wo keine Einzahlungen und Entnahmen stattfinden, keine Rolle für die Gesamtrendite des Investments am Ende des Anlagezeitraums. Vielmehr wird die Endsumme von der durchschnittlichen jährlichen Rendite über den gesamten Anlagezeitraum bestimmt, unabhängig davon, in welcher Reihenfolge die Renditen auftreten.

Mathematisch gesehen ist das Endergebnis einer Einmalinvestition das Produkt des Anfangskapitals und der aufeinanderfolgenden jährlichen Wachstumsraten (1 + Rendite für jedes Jahr). Die Reihenfolge dieser Wachstumsfaktoren ändert nicht das Produkt.

Beispiel: Angenommen, Sie investieren einen Betrag in ein Portfolio mit nur zwei Betrachtungsjahren. Im ersten Jahr beträgt die Rendite 10 Prozent und im zweiten Jahr -10 Prozent (oder umgekehrt). Unabhängig von der Reihenfolge dieser Renditen wäre das Endergebnis der Investition immer dasselbe, da die Multiplikation der Renditen kommutativ ist.

Gute Diversifikation senkt Renditereihenfolgerisiko

Eine bessere Diversifikation des Portfolios ist eine wirksame Strategie zur Minimierung des Renditereihenfolgerisikos, sowohl bei Sparplänen als auch bei Entnahmeplänen. Diversifikation bedeutet, das Kapital über eine Vielzahl von Anlageklassen (beispielsweise Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe) zu streuen, um das Risiko zu verteilen und die Abhängigkeit von der Rendite einer einzelnen Anlage oder eines Marktes zu reduzieren. Das senkt die Schwankungsbreite der Erträge.

Eine weitere Maßnahmen, um das Renditereihenfolgerisiko bei Auszahlplänen zu reduzieren, ist die Reduzierung der Entnahmen in Verlustphasen. Anleger können auch länger arbeiten, um die Auszahlphase zu verkürzen oder mehr sparen, um mehr Kapital für die Rentenphase aufzubauen. Die beiden letztgenannten Strategien lassen sich nur anwenden, wenn sich Anleger frühzeitig mit ihrer Ruhestandsplanung auseinandersetzen.

Detaillierte Informationen zu diesem Thema mit vielen Beispielrechnungen liefern die Ratgeber „Entnahmeplan mit ETF – Strategien für den Ruhestand“ und „ETF-Sparplan – fünf Fakten, die Aktienfondssparer noch nicht kennen“.

© Fairvalue 14.02.2024

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