Theoretisch kann sich jeder Anleger mit Hilfe einfacher Anlagestrategien sein persönliches Portfolio aus Aktien zusammenstellen. Aber das ist mit einem vergleichsweise hohen Zeitaufwand verbunden. Ist die Auswahl getroffen, sollte regelmäßig überprüft werden, ob die einzelnen Aktien noch den Anlagekriterien entsprechen. Titel, die durch das Raster fallen, müssen ausgetauscht werden. Das erfordert eine gewisse Hingabe und Muße. Die Mehrheit der Anleger bevorzugt eine bequemere Lösung. Sie entscheidet sich für Aktienfonds. Die Auswahl der einzelnen Titel und deren Überwachung überlassen sie einer professionellen Fondsgesellschaft.
Aktive Aktienfonds
In der Fondsbranche konkurrieren zwei übergeordnete Anlagekonzepte miteinander: Es gibt sogenannte passive und aktive Aktienfonds. Letztere werden von Managern verwaltet. Sie legen das Kapital der Fondskäufer an und versuchen es zu vermehren. Jeder Aktienfonds folgt dabei Strategien und Grundsätzen, die die Fondsgesellschaft selbst festgelegt hat und die im Fondsprospekt beschrieben sind.
Diese Leitlinien setzen die Grenzen, die die Fondsmanager nicht überschreiten dürfen. Die Regeln sollen sicherstellen, dass sich einzelne Anlageentscheidungen nicht zu weit von der Strategie des Aktienfonds entfernen. Beispielsweise kann ein Fonds, dessen Konzept vorsieht, in kleine amerikanische Aktiengesellschaften zu investieren, nicht plötzlich Papiere europäischer Unternehmen kaufen, weil der Manager sie für aussichtsreicher hält.
Im Rahmen der Fondsstrategie haben die Anlagespezialisten aber freie Hand. Sie wählen bisweilen aus tausenden Unternehmen nur 50 bis 100 für ihre Fonds aus. Die Portfolios werden ständig überwacht und umgeschichtet, wenn sich einzelne Titel nicht so entwickeln wie erhofft.
Das alles passiert ohne die Mitsprache der Kunden. Anlegern, die Anteile an einem aktiven Aktienfonds kaufen, sollte bewusst sein, dass sie in erster Linie in die Fähigkeit des Managers investieren, gute Titel herauszupicken und schlechte zu meiden. In welche Unternehmen das Fondskapital in der Zukunft fließt, ist den Anlegern nicht bekannt. Sie werden nur rückblickend zweimal im Jahr über die Zusammensetzung des Aktienfonds informiert.
Wettlauf gegen den Vergleichsindex
Wie gut oder schlecht Aktienfondsmanager mit ihren Entscheidungen abschneiden, wird an einem Vergleichsindex gemessen, der sogenannten Benchmark. Sie bildet die Wertentwicklung des Gesamtmarktes ab, auf dem sich ein Fondsmanager bewegt. Beispielsweise wird sich ein international anlegender Aktienfonds mit dem MSCI World vergleichen, der die Wertentwicklung von mehr als 1600 Aktiengesellschaften aus 23 sogenannten entwickelten Ländern misst.
Das Ziel der Fondsmanager ist, besser abzuschneiden als ihr Vergleichsindex. Dazu müssen sie Trends und Unternehmen identifizieren, die überdurchschnittliche Renditen erzielen. Fondsmanager gelten in der Finanzbranche als erfolgreich, wenn sie ihre Benchmark schlagen. Das gilt kurioserweise auch dann, wenn sie Geld verlieren, aber eben nicht so viel wie der jeweilige Vergleichsmarkt. Anleger sollten sich also nicht wundern, wenn Fondsgesellschaften bisweilen mit stolzgeschwellter Brust mitteilen, dass ein Aktienfonds sich ausgezeichnet geschlagen hat, obwohl er 10 Prozent an Wert eingebüßt hat.
Umgekehrt können aktive Aktienfonds auch deutlich schlechter abschneiden als die Benchmark. Einer Vielzahl von Studien zufolge schafft es nur eine geringe Zahl von Managern, über lange Zeiträume eine höhere Rendite zu erzielen als ihr Vergleichsindex. Liegen sie mit ihren Entscheidungen häufig daneben, machen die Anleger schlimmstenfalls Verluste, obwohl der Vergleichsindex steigt.
Vorteile von ETF
Mit ETF kann das nicht passieren. Denn sie kopieren Marktindizes und entwickeln sich deswegen fast genauso wie sie. Diese Aktienfonds können Anleger jederzeit an Börsen kaufen und verkaufen. In Deutschland gehören börsengehandelte Indexfonds auf den Dax zu den beliebtesten Produkten. Sie vollziehen die Kursentwicklung des deutschen Leitindex nach. Davon zieht die jeweilige Fondsgesellschaft allerdings noch Verwaltungskosten ab. Ein ETF hinkt deswegen immer ein wenig hinter seinem Index her.
Weil sie einen Index nachbilden, brauchen Aktienindexfonds keinen aktiven Manager, der Anlageentscheidungen trifft. Deswegen werden sie als passive Aktienfonds kategorisiert. Für Anleger bietet dieses Konzept einige Vorteile: Böse Überraschungen wegen Fehlentscheidungen eines Fondsmanagers bleiben ihnen erspart. Indexfonds schneiden nicht signifikant schlechter ab als der Index – aber eben auch nicht besser.
Die Transparenz ist ebenfalls vergleichsweise hoch: Zwar werden auch in Aktienindizes regelmäßig Unternehmen ausgetauscht, etwa weil sie die Aufnahmekriterien nicht mehr erfüllen oder wegen einer Übernahme ganz vom Markt verschwinden. Doch diese Änderungen sind marginal im Vergleich zu den Umschichtungen in einem aktiv gemanagten Aktienfonds. Bei den meisten Aktienindexfonds wissen Anleger also, auf welche Firmen sie langfristig setzen.
Was Vermittler und Fondsgesellschaften kassieren
Fondsgesellschaften und deren Vertriebe lassen sich ihre Dienste bezahlen. Bei aktiven Aktienfonds kassieren sie sogenannte Ausgabeaufschläge, die bis zu 5 Prozent der Anlagesumme betragen können. Bei Direktbanken oder wenn Sie geschickt verhandeln sind aktive Fonds aber auch billiger zu haben.
Die Ausgabeaufschläge behält in der Regel der Vermittler, etwa die Bank, bei der Anleger einen Aktienfonds kaufen. Hinzu kommen jährliche Verwaltungskosten, die zwischen 1 und 2 Prozent des jeweils aktuellen Wertes der Fondsanteile betragen. Auch hiervon erhalten die Vermittler einen Anteil als sogenannte Bestandsprovision.
Manche Aktienfonds verlangen darüber hinaus noch eine Erfolgsprovision. Die wird fällig, wenn die Manager Renditen erwirtschaften, die festgelegte Marken überschreiten. Das gilt bei manchen Aktienfonds selbst dann, wenn sie Verluste machen, aber besser als der Vergleichsindex sind. Solchen ärgerlichen Vergütungsstrukturen sollten Anleger aus dem Weg gehen.
Niedrige Kosten bei Indexfonds
Börsengehandelte Indexfonds sind deutlich günstiger – ein wesentlicher Grund für ihre oftmals höheren Renditen im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds. Die Verwaltungskosten von ETF liegen bei gefragten Produkten unter einem halben Prozent. Zudem entfällt der Ausgabeaufschlag, weil ETF an Börsen ge- und verkauft werden.
Dafür zahlen Anleger einen sogenannten Spread. Das ist die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis (Geld- und Briefkurs). Ihre Höhe hängt auch davon ab, wie häufig Fondsanteile beziehungsweise die Wertpapiere, die der ETF enthält, gehandelt werden. Je größer die Umsätze, desto niedriger ist der Spread. Beispielsweise ist er bei einem exotischen Indexfonds auf den vietnamesischen Leitindex deutlich höher als auf den deutschen Dax.
Zusätzlich zum Spread fallen beim Kauf eines ETF noch Kosten für die Wertpapierorder und die Nutzung der Börse an. Privatanleger und auch die meisten institutionellen Investoren wie Versicherungen und Stiftungen können nicht selbst an der Börse handeln. Sie müssen ihre Kauf- und Verkaufsaufträge über Banken oder sogenannte Broker platzieren, die zum Handel zugelassen sind und sich für ihre Dienstleistungen bezahlen lassen.
Fondsverwahrung kostet Geld
Auch die Verwahrung von Fondsanteilen in Wertpapierdepots ist häufig nicht kostenlos. Die gekauften Wertpapiere werden einem speziell dafür eingerichteten Konto, dem sogenannten Depot, gutgeschrieben. Wie viel das Depot kostet, hängt vom Anbieter ab. Die Preise differieren zum Teil erheblich.
Grundsätzlich gilt: Bei Direktbanken im Internet sind die Wertpapierdepots in der Regel kostenlos und die Handelskosten niedrig. Filialbanken sind dagegen sehr teuer. Bei manchen Depots summieren sich die jährlichen Kosten für Anlagen in aktiv gemanagte Aktienfonds im schlechtesten Fall auf insgesamt mehr als 3,5 Prozent.
Das entspricht etwa der Hälfte der Rendite vor Kosten, die Anleger in der Vergangenheit im langfristigen Durchschnitt jährlich auf dem Weltaktienmarkt erzielten. Wer 50 Prozent davon Banken und Fondsgesellschaften überlässt, wird kaum auf einen grünen Zweig kommen.