Folgt man Werbeprospekten von Zertifikate-Anbietern, dann sind Alpha-Zertifikate quasi eine Lizenz zum Gelddrucken. Diese Zertifikate, so versprechen die Anbieter, seien „marktneutral“. Das bedeutet, sie können eine positive Rendite abwerfen, unabhängig davon, ob die Börsenkurse gerade steigen oder fallen. Das ist ebenso märchenhaft, wie es klingt. Theoretisch ist es natürlich möglich, mit einer marktneutralen Strategie in jedem Börsenumfeld Gewinne zu machen. In der Praxis setzt das aber voraus, dass diese Strategien immer aufgehen müssen. Gäbe es solche Strategien, hätte der Entdecker so etwas wie den Zauberkochtopf in dem Märchen „Der süße Brei“ entdeckt, der wann immer man möchte Hirsebrei zubereitet.
Doch keine Anlagestrategie funktioniert immer und verlässlich. Wer ein Alpha-Zertifikat kauft, setzt darauf, dass sich ein Basiswert, zum Beispiel ein Aktienindex, besser entwickelt als ein Vergleichsindex. Beliebte Basiswerte sind sogenannte Dividendenindizes, die die Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen aus einem Marktindex versammeln. Entwickelt sich der Dividendenindex besser als der Marktindex, bekommt der Anleger die Differenz als Gewinn, egal ob die Börsen steigen oder fallen.
Das Problem: Im wahren Leben schneiden Dividendenindizes (und andere Basiswerte) keineswegs immer besser ab als der jeweilige Vergleichsindex. Besonders dreist: Die insolvente Investmentbank Lehman Brothers brachte sogar Alpha-Zertifikate auf den Markt, bei denen Verluste gewissermaßen garantiert waren. Der Basiswert hatte von vornherein kaum eine Chance gegen den Vergleichsindex. Wer solche Papiere kaufte und nicht über die ungleichen Eigenschaften von Basiswert und Vergleichsindex von seinem Bankberater aufgeklärt wurde, hat nach Ansicht von Rechtsanwälten gute Chancen auf Schadenersatz.