Index Hugging

auch Closet Indexing genannt

Als Index-Hugger werden aktive Investmentfonds bezeichnet, die ihre Anlagestrategie eng an einem Marktindex ausrichten. Sie versuchen nicht den Markt zu übertreffen, sondern „umarmen“ (englisch: to hug) ihn, ohne dies den Anlegern offen mitzuteilen. Fachleute bezeichnen dieses fragwürdige Vorgehen auch als „closet indexing“ oder „index hugging“.

Demnach sind Index-Hugger heimliche Indexfonds, die aber so hohe Verwaltungshonorare kassieren, wie sie bei aktiv gemanagten Fonds üblich sind. Aktive Fonds versuchen, eine höhere Rendite als der jeweilige Marktdurchschnitt zu erzielen. Anders als Indexfonds haben sie unter anderem Kosten für Marktresearch und Aktienanalysen.

Die jährlichen Verwaltungskosten, die Anleger für aktive Aktienfonds bezahlen müssen, belaufen sich auf 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr. Nicht selten kommt noch eine leistungsbezogene Vergütung hinzu (Performance Fee). Indexfonds und börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind dagegen schon ab 0,1 Prozent pro Jahr zu haben. Insofern handelt es sich bei aktiven Fonds, die Closet-Indexing betreiben, um teure Mogelpackungen.

Bafin zwingt Index-Hugger zu mehr Transparenz

Einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge waren mehr als 10 Prozent der als aktiv ausgegebenen Fonds Closet-Index-Fonds. Inzwischen sind Index-Hugger ins Visier der Finanzmarktaufsicht geraten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat 2017 neue Transparenzstandards veröffentlicht, die Fonds zu mehr Offenheit zwingt: „So haben Kapitalverwaltungsgesellschaften explizit anzugeben, ob sie aktiv verwaltet werden oder nur einen Index nachbilden. Nutzen die Gesellschaften einen Referenzwert, müssen sie diesen nennen und zusätzlich erläutern, ob und in welcher Höhe er über- oder unterschritten werden soll. Wie sich der jeweilige Fonds und der genutzte Referenzwert über einen längeren Zeitraum im Vergleich entwickelt haben, soll zudem ein Chart im Verkaufsprospekt deutlich machen“, schreibt die Bafin auf ihrer Website.

Warum betreiben Fondsmanager Index-Hugging?

Index-Hugging minimiert das Risiko, deutlicher schlechter abzuscheiden als der Vergleichsindex. Fondsmanager, die regelmäßig weit hinter ihrem Index liegen, strafen die Investoren in der Regel ab, indem sie Kapital abziehen. Zudem feuern Fondsgesellschaften erfolglose Manager.

Wer in aktiv gemanagte Fonds investieren will, kann nur durch eine sorgfältige Auswahl vermeiden, einen Fonds zu erwischen, der Index-Hugging betreibt. Worauf Anleger achten sollten, zeigt die folgende Checkliste:

  • Renditevergleich: Vergleichen Sie die Fondsrendite mit der Rendite des Vergleichsindex über verschiedene Zeiträume. Weichen die Renditen nur wenig von einander ab, ist das ein Hinweis auf Closet-Indexing.
  • Portfoliozusammensetzung: Sehen Sie sich die Portfoliozusammensetzung des Fonds und der Benchmark an. Eine sehr große Schnittmenge ist ein Indiz für einen Index-Hugger.
  • Active Share: Der Active Share ist eine Kennzahl, die misst, inwieweit sich ein Fonds von seiner Benchmark unterscheidet. Ein niedriger Active Share deutet auf einen Closet-Index-Fonds hin.
  • Korrelationsanalyse: Eine hohe Korrelation zwischen Fonds und Vergleichsindex nährt den Verdacht, dass der Fondsmanager am Index klebt.

Wie Anleger bei der Auwahl von aktiven Fonds vorgehen sollten, um ihre Chancen zu erhöhen, in ein überdurchschnittliches Produkt zu investieren, beschreibt der Ratgeber „Die schwierige Suche nach den besten Fonds“.

 

© Fairvalue 15.02.2024

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