Seit die Marktzinsen in Deutschland auf historische Tiefstände gefallen sind, erfreut sich ein junges Segment von Anleihen bei Privatanlegern wachsender Beliebtheit: sogenannte Mittelstandsanleihen, die an den Börsen in Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg angeboten werden. Dabei handelt es sich um Papiere von mittelständischen Unternehmen, die mit einer Stückelung von 1.000 Euro auf Kleinanleger zugeschnitten sind und häufig mit hohen Zinsen locken.
Das durchschnittliche Emissionsvolumen von Mittelstandsanleihen liegt nur bei rund 50 Millionen Euro. Zum Vergleich: Große Konzerne wie die Deutsche Telekom geben Anleihen in Milliardenhöhe heraus. Unter den Herausgebern befinden sich bekannte Marken wie der Bierbrauer Carlsberg, die Fluggesellschaft Air Berlin und der Fußballverein Schalke 04.
Doch Anleger sollten sich von prominenten Namen nicht blenden lassen. Das Pleiterisiko im Mittelstandssegment ist auch unter Markenherstellern erheblich. Viele Unternehmen sind hoch verschuldet und manche sogar Sanierungsfälle. Einige Unternehmen aus dem Bereich alternative Energien konnten bereits ihre Anleihen nicht mehr bedienen. Auch bekannte Modemarken, darunter der ehemalige Ausstatter der deutschen Fußballnationalmannschaft, Strenesse, machten pleite.
Die Mittelstandsmärkte sind nicht so streng reglementiert wie die für Großunternehmen. Marktbeobachter monieren eine mangelnde Transparenz, weil einige Unternehmen nicht ausreichend über ihre Ertragslage berichten. Auch die guten Noten für ihre Kreditwürdigkeit (Ratings), mit denen sich manche Firmen schmücken, sind in der Finanzbranche umstritten. Sie gelten als weniger aussagekräftig, weil sie nicht von den drei international führenden Ratingagenturen, sondern von preisgünstigeren regionalen Nischenanbietern vergeben werden. Deren Urteile kritisieren manche als zu kulant.
Mittelstandsanleihen sind hochriskant. Ein Verkauf dieser Anleihen über die Börse ist meist schwierig und teuer. Wer nichtspekulieren will, lässt dieses Segment links liegen.