Es ist jedenfalls keine gute Lösung, das ganze Vermögen aus Angst vor Geldentwertung in Aktien, Gold, Immobilien und andere Sachwerte umzuschichten. Das Risiko eines solchen Portfolios wäre beträchtlich. Hinzu kommt: Portfolios mit einem relativ großen Anteil aus Anleihen und kurzfristigen Festgeldern erzielten in der Vergangenheit auch in Perioden mit hoher Inflation bessere Renditen bei gleichzeitig geringeren Wertschwankungen als Portfolios mit einer Sachwertquote nahe 60 Prozent. Das zeigen Berechnungen der Schweizer Großbank Crédit Suisse.
Anleihen mit kurzer Laufzeit waren die beste Absicherung gegen Inflation
Auch andere Analysen belegen, dass Anleger mit Staatsanleihen in der Vergangenheit ihre Kaufkraft erhalten konnten. Danach boten seit 1970 Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr auf kurze Sicht den besten Schutz vor Geldentwertung. Denn ihre Renditen passen sich am schnellsten an steigende Teuerungsraten an. Anleger fordern normalerweise einen höheren Zins, wenn die Konsumentenpreise anziehen. Bundesanleihen aller Laufzeiten lieferten insgesamt seit 1970 im Jahresdurchschnitt nach Abzug der Inflation eine reale Rendite von 4 Prozent. Das ist ein ordentliches Ergebnis. In den Perioden Anfang und Ende der 1970er-Jahre, als die Konsumentenpreise mit einer Rate von über 5 Prozent pro Jahr stiegen, sanken ihre realen Renditen zwischenzeitlich allerdings auf null beziehungsweise 1,2 Prozent.
Trotz Geldwertstabilität Verlust der Kaufkraft
Was in der Vergangenheit Gültigkeit hatte, muss aber nicht in der Zukunft Bestand haben, wie die Staatsschuldenkrise zeigt. Sie hat die Anleihemärkte zum Teil auf den Kopf gestellt. Seit 2012 bezahlen Investoren dem deutschen Staat dafür Geld, dass sie der Bundesrepublik Kredite geben durften. Deutschland zahlt keine Zinsen, sondern verdient mit dem Schuldenmachen Geld – dank seines Rufs als sicherer Hafen.
Das mag den Steuerzahler freuen. Anlegern bereiten solche Marktverhältnisse dagegen Kopfschmerzen. Schon 2011 waren die Renditen für Bundeswertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren unter die Inflationsrate gefallen. Die realen Renditen waren damit negativ. Wer in Bundesanleihen investierte (und sie bis zum Ende der Laufzeit hält), büßt Kaufkraft ein, obwohl die Inflationsrate 2012 um die 2 Prozent pendelte, auf dem Niveau, das die EZB und Ökonomen als geldwertstabil betrachten.
Inzwischen hat sich die Lage noch weiter verschärft. Vor den nominalen Renditen der meisten Bundeswertpapiere steht ein Minuszeichen. Die jeweilige Inflationsrate kommt noch jedes Jahr oben drauf. Bei einer Inflation von 1,5 Prozent verlieren Käufer von deutschen Staatsanleihen je nach Laufzeit zwischen 1,6 und 2,2 Prozent ihrer Kaufkraft pro Jahr.
Erst die Rückschau zeigt, wie es gelaufen ist
Wie groß der reale Wertverlust genau ist, lässt sich aber immer erst in der Rückschau feststellen. Denn die Inflationsrate bezieht sich auf die Vergangenheit. Sie vergleicht das gegenwärtige Preisniveau mit dem vor zwölf Monaten.
Die Rendite einer Anleihe zum Kaufzeitpunkt sagt dagegen aus, wie hoch ihr künftiger jährlicher Ertrag bis zur Fälligkeit im Durchschnitt ausfallen wird. Auch diese Kennzahl kann in die Irre führen, wenn das Papier nicht bis zum Ende der Laufzeit gehalten wird. Wird es vorher verkauft, sind Kursgewinne oder -verluste möglich, die zu einer höheren oder niedrigeren Rendite führen. Anleger wissen also erst im Nachhinein, ob ihre Rendite oberhalb der Teuerungsrate lag.
Einen Verlust der Kaufkraft mit Staatsanleihen bei Geldwertstabilität – das hat es in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben. Wie lange diese Tendenz noch anhalten wird, weiß niemand. Solange das Wirtschaftswachstum schwach und die Staatsverschuldung vieler europäischer Länder hoch ist, dürften auch die Zinsen niedrig bleiben. Für Anleger bedeutet das: Sie müssen in den sauren Apfel beißen und höhere Risiken eingehen, wenn sie ihr Vermögen vor Inflation schützen wollen.
Das hier vorgeschlagene Inflationsschutzdepot ist nicht in Stein gemeißelt. Anders als beim Garantiedepot können Sie die Gewichtung einzelner Anlageklassen entsprechend Ihrer Risikoneigung variieren. Wenn Sie beispielsweise nicht in Gold investieren wollen, können Sie den Aktienanteil entsprechend erhöhen. Die Goldquote sollte grundsätzlich nicht mehr als 10 Prozent betragen. Den Immobilienanteil können Sie zulasten der Anleihen erhöhen. Für Letztere bietet sich eine Mischung aus verschiedenen Rentenfonds an. Eine Option sind auch Fonds mit inflationsgeschützten Anleihen. Ihre realen Renditen waren aber zuletzt negativ.